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Das Meer in deinen Augen

Das Meer in deinen Augen

Titel: Das Meer in deinen Augen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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ihre Mutter denken. Oft genug war sie auch von ihr genervt. Aber wenn es darum ging, auf wessen Seite Emma stand, musste sie nicht zweifeln. Papa war schuld. Er hatte Mama sitzen lassen – aus Angst vor jeder Verantwortung. Angeblich war er mal anders gewesen. Alle sagten, er sei verrückt, nicht mehr er selbst. Für Emma war er nur ein Fremder, der nie für sie da gewesen war. Der sie bloß auf einem alten Foto auf dem Arm hielt.
    »Lilly ist oben«, grüßte ihr Vater sie. In der Hand hielt er eine Bierflasche. So richtig wusste Emma nie, was sie von ihm halten sollte. Oben dröhnte die Musik laut aus Lillys Zimmer.»Getränke findet ihr im Kühlschrank«, rief ihr Lillys Vater hinterher.
    »Hi, Emma.« Das war seine Freundin, die jetzt auch im Flur stand. Lilly hatte sie früher gehasst. Aber inzwischen verstanden sie sich. Emma blieb kurz stehen. »Hi.«
    Man kann gut mit ihr shoppen, hatte Lilly zu Emmas Verwunderung letzte Woche erzählt.
    Sie hatte gerade die letzte Stufe erreicht, als ihre Freundin ihr entgegenstürmte und sie kichernd an sich drückte. In der rechten Hand hielt sie schon eine halb leere Sektflasche.
    »Was ist denn mit deinen Haaren los?«
    »Hab mein Glätteisen nicht gefunden.«
    »Komm, ich mach sie dir.« Sie drückte Emma die Flasche in die Hand und verschwand im Bad.
    »Und? Wie läuft’s mit Luka?« Emma hatte sich auf den Stuhl vor Lillys Spiegel gesetzt und traf den neugierigen Blick ihrer Freundin, die versuchte, ihre Haare zu bändigen.
    Emma zuckte nur mit den Schultern. Wahrscheinlich hatte sie sich einfach eingebildet, dass da etwas draus werden könnte. »Schreib ihm was, das ihn anmacht.«
    »Was denn?«
    »Keine Ahnung. Frag ihn, wie der Kuss war. Das bringt Jungs in Verlegenheit.«
    Emma entgegnete nichts.
    »Du solltest lernen, wie du Kerle rumkriegst, Emma. Weißt du, wie ich das mache?« Lilly wartete nicht auf eine Antwort. »Ich frag sie, ob sie es einem Mädchen schon mal besorgt haben. Die sagen Ja. Aber rot werden sie alle.« Sie kicherte. »Dann fragst du, ob sie gut sind. Und wieder sagen sie Ja. Und du sagst: Das glaub ich dir nicht. Ab da gehört er dir.« Emma wurde es unheimlich. Trotzdem lächelte sie matt. »So bin ich nicht.«
    Lillys Albernheit verschwand. »Du bist das gute Mädchen von uns beiden, ich das böse.« Sie hob die Augenbrauen und nahm erneut eine Haarsträhne, um sie zu zähmen.
    »Deswegen sind wir ja auch so gute Freunde.« Sie gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
    »Weißt du, um was ich dich beneide?« Lilly stellte das Glätteisen aus und legte es auf dem Tisch ab.
    Emma schwieg wieder. Ihre Freundin fuhr ihr durch die Haare, die jetzt glatt waren und im Licht der Lampe glänzten. Der Pony saß, als wäre er mit dem Lineal gezogen. War das noch das Mädchen, das Emma sein wollte? Vielleicht hatte Lilly recht. Einen Abend konnte sie es ausprobieren. Einfach locker sein, jemand anders.
    »Du kannst noch träumen. Ich lebe schon.« Lillys Mundwinkel zuckte kurz. Sie drehte sich um und verschwand aus dem Spiegel. Emma blieb sitzen. War Luka wirklich nur ein Traum? Sie nahm einen Schluck Sekt. Auf dem Weg ins Bad drehte Lilly die Anlage auf, bis auch der Boden anfing zu vibrieren. »Bin gleich zurück«, übertönte sie den Lärm. Wenig später kam Lilly mit einer Dose Haarspray zurück, schüttelte sie und fixierte Emmas Haare. Wieder blieb sie hinter ihr stehen und schaute das Spiegelbild an. Dann beugte sie sich herunter: »Du bist die Schönste.«
    Draußen rauchten ein paar verkohlte Steaks auf dem Grill. Im Pavillon hing der Qualm von drei Schachteln Zigaretten wie ein Schleier über dem Tisch. Der Aschenbecher, versteckt zwischen zwanzig leeren Bierflaschen, quoll über mit Kippen.
    Die Anlage spielte Rama lama ding dong. Finn schnippte zum Takt und sah richtig bescheuert aus, wie er versuchte, den Takt zu finden.
    »Noch eine Runde auf die beste Woche unseres Lebens.« Das war so einfach gesagt, wenn man schon schwebte. Eine Flasche Jägermeister hatten sie bereits geleert. Finn schenkte nach, ohne etwas zu verschütten. Er konnte sich verdammt gut konzentrieren, auch wenn er total besoffen war.
    »Na los.« Sie schauten sich gegenseitig in die glasigen Augen und ließen die Gläser aneinanderschlagen. Ein heller Klang, der im Raum stehen blieb. Dann noch ein kühles Pils hinterher. I’ve got a girl named rama lama lama lama ding dong … Der alte Hit klang aus, und Finn drehte den Ton runter.
    »Hey, Luki. Wie läuft’s
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