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Das Meer in deinen Augen

Das Meer in deinen Augen

Titel: Das Meer in deinen Augen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Boot nicht an. Du weißt, wie viel das gekostet hat.« Sein Vater schien sich den Stress einer weiteren Diskussion ersparen zu wollen. Die Tennis Challenge bedeutete schon genug Ärger. »Versprochen«, gab sich Benjamin kleinlaut und triumphierte innerlich, während er weiteraß.
    »Du hättest uns auch mit Jennifer begleiten können.« Jennifer – er konnte es nicht leiden, wenn sie ihren ganzen Namen aussprach. Es unterstrich das Verbindliche ihrer Beziehung. Überhaupt war ihm nun, da das Gespräch auf sie kam, bewusst, wie fremd ihm ihre ganze Person war. Jetzt war sie bloß ein unangenehmes Tischthema.
    »Klar«, antwortete er hastig und lächelte zynisch. »Hätte ich.«
    »Habt ihr euch gestritten?« Benjamin sparte sich eine Erwiderung und schob den Stuhl zurück. Seine Eltern mochten Jenny. Sie gefiel ihnen, weil sie nie widersprach, sich anständig kleidete und über die Witze seines Vaters lachte.
    »Wo willst du hin?«, hielt ihn seine Mutter zurück.
    »Lass den Jungen, er weiß schon selbst, was er macht«, warf sein Vater ein und nahm den letzten Bissen seines Steaks. »Wenn du meinst. Soll mir egal sein«, bemerkte sie spitz.
    »Ich räum noch das Gartenhaus auf«, murmelte Benjamin, wischte sich mit der Serviette den Mund ab, knüllte sie zusammen und schluckte die Wut herunter.
    »Hi, Mama. Bin zurück«, rief Emma und ließ Sporttasche und Schlüssel auf den Küchentisch fallen. In einer Stunde bei mir, hatte Lilly sie verabschiedet. Schnell nahm sie sich einen Joghurt aus dem Kühlschrank und lehnte sich gegen die Fensterbank, während sie ihn auslöffelte.
    »Hi«, grüßte ihre Mutter, als sie in die Küche kam. Ihre Augenringe waren in den letzten Tagen dunkler geworden. Sie hielt das Telefon in der Hand. »Hast du ihn wieder angerufen?«, seufzte Emma. Sie musste nur eins und eins zusammenzählen, um zu wissen, worum es ging. Mamas letzter Freund hatte sie vor einem Monat sitzen lassen. Sie hatte ihn über das Internet kennengelernt. Emma ahnte von Anfang an, dass es kein gutes Ende nehmen würde.
    »Er will mich wiedersehen«, sagte sie und lächelte matt.
    »Er ist ein Arschloch«, erwiderte Emma betont sachlich, aber ebenso bestimmt, und ließ den leeren Joghurtbecher stehen.
    »Wie kannst du so was …?«
    »Er nutzt dich aus, Mama. So wie Papa damals. Versteh das doch endlich mal!«
    Emma riss ihr das Telefon aus der Hand und hielt es ihr vor die Augen. »Das lässt du jetzt. Wenn ihm was an dir liegt, meldet er sich.«
    »Kannst du dich einmal für mich freuen?«
    »Würde ich gerne, Mama«, flüsterte sie eine Spur mitleidig und drückte ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange. »Wenn ich könnte«, beendete sie den Satz und verließ die Küche.
    »Wohin gehst du?« Emma stand im Bad vor dem Spiegel, die Tür hatte sie abgeschlossen.
    »Bin mit Lilly unterwegs, musst nicht auf mich warten.« Sie hastete an ihrer Mutter vorbei in ihr Zimmer und schlug auch die nächste Tür zu. Im Kleiderschrank arbeitete sie sich vom längsten zum kürzesten Kleid vor. Das kurze schwarze, das sie noch nie getragen hatte. Heute würde sie das ändern. Sie nahm es von der Stange und warf es auf das Bett. Das Shirt streifte sie hastig über den Kopf, die Röhrenjeans wehrte sich etwas länger. Da stand sie im fahlen Licht und sah sich im Spiegel. So nackt fühlte sie sich schutzlos. Ein leichter Schauer kroch über ihren Rücken. Sie rückte den BH etwas zurecht, damit ihre Brust besser saß. Nimm doch einfach mal ’nen Push-up, hatte Lilly neulich so dahingesagt. Das hatte sie nicht nötig. Sie schaute ihr Spiegelbild entschlossen an und griff nach dem Kleid. Als ihr wildes Haar nach mehreren Versuchen immer noch nicht glatt war, gab sie es auf. Sie konnte ihr Glätteisen nirgendwo finden. Sie hatte es seit Monaten nicht mehr benutzt. »Scheiße«, fluchte sie und schlug die Schranktür zu. Also musste sie sich Lillys ausborgen. Ob Luka sie so schön finden würde, fragte sie sich, während sie sich betrachtete und gleich dafür verfluchte, dass sie überhaupt einen Gedanken daran verschwendete. Bevor sie weiterträumen konnte, war ihr Blick auf die Uhr gefallen.
    »Scheiße«, entfuhr es ihr ein zweites Mal. Gerade noch rechtzeitig dachte sie daran, die High Heels in die Tasche zu stopfen. »Ich bin weg!«
    Lilly wohnte seit ein paar Wochen bei ihrem Vater. Er ist einfach besser zu mir, hatte sie erklärt. Muss mir nicht jeden Tag von meiner Mutter die gleiche Scheiße anhören. Emma musste sofort an
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