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Das Meer in deinen Augen

Das Meer in deinen Augen

Titel: Das Meer in deinen Augen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Selbstbewusstsein in jeder Bewegung. Die Stärke spielte sie nicht vor, sie stand ihr bei jedem Blick in die Augen geschrieben. So musste Emma auch sein. Das sagte sie sich jeden Tag, wenn sie in den Spiegel schaute. Sie spannte den Körper wieder an, um sich dann ganz fallen zu lassen. Mit jedem Schritt, jedem Schwung vergaß Emma eine Frage mehr. Sie sah sich im Spiegel und wollte ewig so weitertanzen. Frei von allen Zweifeln, bis die Schwerkraft der Gedanken überwunden war.
    »Schluss für heute«, beendete Sylvie den Unterricht, als der Song verklungen war. Die lauten Schritte hallten im engen Gang zur Kabine wider. Mit dem Handtuch wischte sich Emma den Schweiß von der Stirn.
    »Und? Lässt du ihn heute ran?« Lilly grinste herausfordernd.
    »Weißt du, er ist echt anders als die, die du …« Emma beendete den Satz nicht. Fickst wäre vielleicht etwas hart gewesen. Sie war nun wirklich nicht auf Streit aus. »Die ich was?«, fragte Lilly nach und schaute ihre beste Freundin streng an.
    »Ach, egal.«
    »Ich gönn mir einfach ein bisschen Spaß. Solltest du auch.« Lilly konnte nicht verbergen, dass sie beleidigt war. Emma entgegnete nichts. Stattdessen holte sie ihr Handy aus der Sporttasche hervor und las, was Luka geschrieben hatte: Bin bei Benjamin. Machen wir wann anders was? Wütend warf sie das Smartphone zurück in die Tasche. »Ich bin doch dabei«, sagte sie entschieden.
    »Hey, find ich klasse«, freute sich Lilly und strahlte. »Wir zwei Mädels. Das wird super.«
    »Und? Warst du erfolgreich?«, fragte Papa und schaute kurz zu Benjamin auf. Wie immer nach einem langen Arbeitstag war seine Stirn in Falten gelegt. Er trug nur noch sein Hemd. Jackett und Krawatte hatte er über den Stuhl geworfen. Die tiefe Deckenlampe warf lange Schatten in seinem Gesicht. Benjamin nickte. »Zweiundachtzig.«
    »Nicht schlecht. Hattest du lange nicht mehr, oder?«
    »Kann schon sein«, zeigte sich Benjamin wortkarg und bearbeitete weiter sein Steak.
    »Muss auch mal wieder spielen«, redete sein Vater weiter, als hätte er ohnehin nie auf eine eindeutige Antwort gewartet. »Hab momentan zu viel zu tun. Heute kamen diese Einladungen für die Tennis Challenge rein, die wir wieder sponsern. Dreimal dürft ihr raten, was die Druckerei diesmal verbockt hat.«
    Niemand antwortete. Er hatte es auch nicht erwartet, schaute nicht einmal auf.
    »Das falsche Datum.« Kopfschüttelnd nahm er einen Schluck Wasser. Die Falten auf seiner Stirn gruben sich noch etwas tiefer ein.
    »Darf ich heute weg?«, warf Benjamins Schwester hastig ein. Sie musste den kurzen Moment der Stille genau abgepasst haben. Paulas Wangen hatten ein leichtes Rot angenommen. Warum ließen Mädchen nur so leicht durchblicken, dass sie etwas zu verbergen hatten?
    »Wohin?«, fragte Mama skeptisch nach.
    »Bei Franzi übernachten.« Die übliche Ausrede.
    »Vor zwölf seid ihr wieder zu Hause«, ermahnte ihre Mutter sie.
    Benjamin bekam einen strafenden Blick von seiner Schwester geschenkt: Sag bloß nichts. Sie würde ohnehin in die Disco gehen. Ihr Ruf in der Stadt war schlecht. Arrogante reiche Schlampe. Benjamin hatte es als Junge einfacher. Aber wenn er nicht aufpasste, würde es auf ihn zurückfallen. Länger wollte er sich nicht mehr anhören müssen, mit wem sie am letzten Wochenende rumgemacht hatte. Wenn sie nicht deine Schwester wäre …, hatte Finn neulich angefangen. Halt die Fresse, hatte er ihn rechtzeitig unterbrochen.
    »Und bei dir, Benjamin?«, fragte sein Vater nach und riss ihn aus den Gedanken.
    »Die Jungs kommen, um die Reise zu besprechen«, entgegnete er beiläufig.
    »So was kannst du in Zukunft ruhig früher sagen. Das haben wir oft genug besprochen«, mischte sich seine Mutter ein. Benjamin nahm den Tadel gleichgültig zur Kenntnis. »Wir gehen in den Pavillon.« Seine Eltern tauschten vielsagende Blicke, die Benjamin unschwer zu deuten wusste.
    »Hatten wir uns überhaupt schon geeinigt?«, meldete sich sein Vater. Vor einer Woche hatten sie angefangen. Plötzlich war kein Versprechen mehr etwas wert gewesen. Wegen einer Fünf in Mathe und ein paar zu langen Nächten. Wir sollten noch mal darüber nachdenken, ob das so gut ist, hatten sie auf einmal Bedenken geäußert.
    Eine Woche im Ferienhaus auf Sardinien. Nur Luka, Finn und er. Das war der Plan. Benjamin hatte viel zu verlieren. Was für eine Blamage, wenn er die Erlaubnis nicht bekommen würde.
    »Na ja. Macht das meinetwegen. Aber ich sag’s noch mal, rührt mir das
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