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Das Meer in deinen Augen

Das Meer in deinen Augen

Titel: Das Meer in deinen Augen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Wärme und Nähe. Das brauchte er jetzt dringend. Der polnische Wodka tat es auch. Finn zuckte mit den Schultern und schnippte Asche in den Becher.
    »Glaub’s oder glaub’s nicht. Was spielt das Alter schon für eine Rolle?«
    »Das hätte deine Mutter sein können«, entgegnete Benjamin und lachte trocken. Der Belvedere meldete sich langsam im Kopf. Sie hatten zu wenig Alkohol ins Taxi mitgenommen. Also war es Zeit, wieder nachzutanken, das Bewusstsein zu killen, bevor es sich zurückmeldete.
    »Und wenn? Die hatte Erfahrung. Das macht viel aus.«
    Benjamins Handy summte auf dem Tisch. Er nahm es nicht schnell genug hoch, sodass Finn sah, wer ihm geschrieben hatte. Jenny: Morgen Zeit? »Wird doch bestimmt langweilig, sie zu bumsen?«
    Benjamin schenkte Finn nach, um ihm anzuzeigen, dass er trinken sollte, anstatt zu reden. Auch sich selbst schüttete er noch einen Schuss Wodka ins Glas, ehe er die Flasche wieder in dem Eimer voll knirschen dem Eis vergrub. Halb-halb war eine bittere Mischung , aber sie sollte helfen, die beschissene Stimmung zu vertreiben. Es misslang. Kein Bock, schrieb er zurück. Jedes andere Mädchen würde Schluss machen. Jenny nicht. Sie ließ sich von ihm alles gefallen. Während er sich dessen bewusst wurde, begriff er, wie sehr sie ihn langweilte, wie wenig sie ihm bedeutete.
    »Schaut mal, wer da ist«, sagte Finn und stieß Luka an, der nur schweigend auf dem Sofa saß und den Eindruck machte, als sei er irgendwo anders, nur nicht hier.
    Emma hörte einen Pfiff. Auf den hohen Absätzen drehte sie sich um. Sie hielt sich dabei an der Kante der Theke fest, um den Halt nicht zu verlieren. Finn, Benjamin – und Luka. Ihr Herz machte einen Satz, und ehe sie wusste, was sie tat, zupfte sie an Lillys kurzem Kleid, dessen Pailletten golden schimmerten. »Hey«, beschwerte ihre Freundin sich, entdeckte die drei aber auch gleich.
    »Komm, wir gehen rüber.« Ein freches Lächeln hatte sich auf Lillys Lippen gelegt.
    »Lass mal.« Plötzlich war Emma sich nicht mehr so sicher und wandte sich der Bar zu.
    »Bist du etwa schüchtern?« Das ließ sie sich nicht vorwerfen. Lilly hatte sie schon bei der Hand genommen.
    »Hi«, grüßte Finn, als feierten sie jedes Wochenende miteinander. »Ach, du bist es, Emma. Heiß siehst du aus«, staunte er. Sie warf ihm nur einen kurzen wütenden Blick zu und wartete ab, was Luka machen würde. »Halt die Fresse, Finn«, zischte er leise, aber unüberhörbar. Er nahm sie in Schutz. Gefiel ihr das bloß, weil sie schon betrunken war? Schnell strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, um ihre Unsicherheit zu überspielen.
    »Hey, alles cool, Luki. Setzt euch.« Finn gab sich entspannt und füllte zwei leere Gläser mit Wodka.
    Emma hatte den freien Platz neben Luka ins Auge gefasst. Doch da würde sie sich nicht hinsetzen. Aber ehe sie sich entscheiden konnte, hatte Lilly sie auf das Sofa gestoßen und sich selbst neben Finn gesetzt. Kurz lag Emmas Hand auf Lukas. Das war, was sie wollte. Sie genoss es, führte ihre Finger zwischen seine. Als sie begriff, wie weit sie sich vorgewagt hatte, zog sie ihre Hand zurück und rückte etwas zur Seite. Sofort wünschte sie, sie hätte nicht losgelassen.
    Benjamin erfasste das Problem erst, als die zwei Mädchen saßen. Er war heute alleine. Scheiße. Das passte nicht. Warum nur hatte er eine verdammte Freundin? Eine, die ihm nichts bedeutete. Keine Freiheit, nur die kleine Macht, sie unter Kontrolle zu haben, überhaupt jemanden zu haben, der sich immer meldete. Er könnte eine SMS schicken, Schluss machen, frei sein. War das nicht auch Macht? Er drehte das Glas zwischen den Händen herum, sodass die Eiswürfel hell gegen die Glaswand klirrten.
    Lilly lächelte ihm zu. Frech zeigte sie die Zungenspitze zwischen ihren Zähnen. In der Schule hieß es, sie wäre leicht zu haben. Der Reiz war nicht groß. Vielleicht war das der kleine Funken Anstand, der ihm geblieben war. Warum konnte er nicht einfach so simpel denken wie Finn? Sein Blick fiel ganz unwillkürlich auf Emma. Sie zeigte heute mehr als sonst. Das Kleid war kurz. Und trotzdem blieb sie so zurückhaltend. Als müsste sie sich vor etwas schützen. Wieso waren nur so wenige Mädchen wie sie? Stark und eigenständig, und er zu schwach, sie zu erobern. Aber sie gehörte Luka. Benjamin drehte das Glas und ließ das Eis klingen. Dann nahm er noch einen Schluck puren Wodka. Bitter und kalt im Mund, warm und süß das Gefühl danach.
    »Ups, sorry.« Beinahe wäre
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