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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Soldaten sind mutig … wer will das leugnen? Man wird wieder Moshe Dayan an ihre Spitze stellen, wenn es Krieg gibt, und er kann sie mitreißen, daß sie wie junge Löwen kämpfen. Es wird ein harter Kampf werden, Mahmud.«
    »Aber das Ziel ist groß, Narriman. Das Meer soll rot werden vom Blut.«
    »Man will in Amman sichergehen. Gibt es Rückschläge, brauchen wir Doktor Schumanns ›stillen Tod‹ – so nennen sie es bei uns.«
    »Ein schöner Name.« Mahmud versank in Gedanken. Er war stolz darauf, daß er es gewesen war, der diese Nachricht nach Amman hatte melden können. Ein junger Forscher aus dem bakteriologischen Labor des großen Hanevi'im-Hospitals hatte es ihm in einer Whiskylaune hinter der vorgehaltenen Hand verraten: Der deutsche Arzt Dr. Schumann hatte eine konzentrierte Bakterienkolonie entwickelt. Zehn Gramm dieser Bakterien in Reinkultur genügten, um das Trinkwasser Jerusalems zu vergiften. Hundert Gramm in die großen Wasserleitungen des Negev und am Gazastreifen geschüttet, und der Krieg war beendet. Nicht, daß es Millionen Tote gab … es gab nur Kranke. Das verseuchte Wasser, geruch- und geschmacklos, verursachte eine Krankheit wie Ruhr oder Cholera. Und wie kann man kämpfen, wenn ein ganzes Volk tagelang nicht mehr von den Toiletten kommt, wenn Divisionen von Soldaten von der Krankheit erfaßt, in den Erdlöchern hocken und sich die Seele aus dem Leib drücken?
    Welch ein Gedanke! Welch ein Sieg! Ein solches Land war mühelos zu erobern.
    Ein breites Lächeln lag auf den Zügen Mahmuds.
    »Er ist wirklich wertvoll für uns, dieser deutsche Arzt«, sagte er langsam. »Aber ich sehe Sie nicht gern in Beersheba, Narriman.«
    »Es ist der einzige Weg. Ich fahre heute noch in den Süden. Können Sie mir einen Wagen besorgen, Mahmud?«
    »Einen Landrover, ja. Darf ich mitfahren?«
    »Nein. Ich fahre allein.«
    »Allein? In die Wüste?« Mahmud hob beide Arme hoch empor. »Versuchen Sie die Güte Allahs nicht, Narriman!«
    »Sie sollten sich solche Auftritte sparen, Mahmud.« Narriman Frank trat hinaus auf den Flur des halbdunklen Hauses. »Wann kann ich den Wagen haben?«
    »In einer halben Stunde.«
    »Ich warte an der Deresch Gaza – Ecke Rehov Ramban.«
    »Narriman …« Mahmud lief ihr nach bis zur Haustür. »Erlauben Sie mir …«
    »Handeln Sie, Mahmud!« Die Stimme Narriman Franks war von einer kalten Schärfe. »Wir haben keine Zeit, uns mit Dummheiten aufzuhalten.«
    Major Moshe Rishon stand dem Abschnittskommandanten der Nitsana-Front gegenüber. Das Hauptquartier war ein moderner Steinbau in Beersheba, nahe dem schönen neuen Krankenhaus. Ei nen guten Steinwurf weit begann die Eingeborenenstadt mit dem berühmten Kamelmarkt, zogen die Nomaden aus der Wüste herbei, zelteten am Stadtrand oder krochen unter in den Rasthäusern rund um den Markt.
    In diesen Tagen hatte Beersheba viel von der Romantik einer Wüstenhauptstadt verloren. Mehr als die Nomaden, Gestalten wie aus einem Märchen, beherrschten Lastwagen, Panzer und Schützenwagen das Straßenbild. Funkstationen waren aufgebaut, Hubschrauber kreisten über der Stadt, aus dem Norden, über die Gazastraße, rückten stündlich neue Soldaten heran. Ein Frauenbataillon war eingesetzt zur Betreuung der Truppen. Sie kochten und bauten Krankenstationen auf dem Weg nach Nitsana auf, stellten Krankenschwestern zur Verfügung, die auf den Panzern, neben den Soldaten, durch glühende Sonne und Wüstenstaub nach Süden fuhren. Sie lösten die Funker ab und die Schreiber in den Schreibstuben. Jeder Mann soll ein Held sein, hatte Oberst Arnos Golan in einem Tagesbefehl gesagt. Jeder Finger an einem Gewehr rettet Israel. Was sonst noch zu tun ist, machen unsere Frauen. Und wenn es zu kämpfen gilt, werden auch sie schießen und für Israel bluten.
    Major Rishon war aus Jerusalem gekommen. Mit einem Hubschrauber war er auf dem Platz vor dem Hauptquartier gelandet und hatte sofort Zutritt zu Oberst Golan bekommen. Nun standen sie sich gegenüber … der ›Eisenfresser‹ vom Sinai, wie man Golan nannte, und der schlanke, breitschultrige Major vom militärischen Geheimdienst. Er war an die Negev-Front befohlen worden, um Gefangene zu verhören, wenn der Krieg beginnen sollte. Ein Stab von Spezialisten folgte ihm mit zwei Transportflugzeugen. Sie sollten die Lebensadern der Wüste, die Wasserleitungen, vor Saboteuren schützen und die Straßen von Minen freihalten.
    »Willkommen, Moshe«, sagte Oberst Golan und umarmte Rishon. »Es ist schön,
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