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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela
Autoren: Heinz G. Konsalik
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daß sie gerade dich zu mir schicken. Ariela wird sich auch freuen.«
    »Ariela ist hier?« Major Rishon löste sich aus der Umarmung. »Sie studiert nicht mehr in Tel Aviv?«
    »Seit dem 20. Mai trägt sie wieder Uniform.« Oberst Golan sagte es mit Stolz. Für ihn war das Militär die Mutter allen Lebens. Daß seine Tochter Ariela Kunstgeschichte studierte, fand er dumm. »Mit dem Wissen, wie ein romanischer Bogen aussieht, hält man sich seine Feinde nicht vom Leibe!« sagte er einmal, als er in Arielas Zimmer ein Buch über Baustile sah. »Aber mit dem Finger am Abzug eines Gewehrs lebst du ruhiger. Vergiß nicht: Du bist ein Israeli! Um dich wogt ein Meer von Haß.« So war Arnos Golan. Ein Mann, der wie ein verwitterter Fels aussah. Beim Sinaifeldzug hatte er sich verirrt … neun Tage irrte er durch die Wüste, ohne Wasser. Er überlebte … er schoß Geier und Käuzchen, die in den biblischen Ruinen hausten, und trank statt Wasser deren Blut. Er briet Schlangen und Eidechsen, und als ein Hubschrauber ihn nach neun Tagen in der Wüste entdeckte, weil Rauch aus einem Wadi quoll, hatte er kein Pfund seines Gewichts verloren, badete sich in Beersheba gründlich, rasierte sich, zog eine neue Uniform an und sagte: »Wo sind meine Leute? Bringt mich zu ihnen …«
    Major Rishon sah aus dem Fenster. Der Hubschrauber flog wieder ab. Einige Beduinen hielten ihre Dschellabahs fest, die im Propellerwind um ihre Körper flatterten. Eine Lastwagenkolonne mit Munition ratterte durch die Straße.
    »Ist Ariela hier?« fragte er.
    »Ich weiß nicht. Sie hat mit ihrer Kompanie die Straßenkontrolle bis Qetsiot übernommen. Du kennst sie doch, Moshe … mit einem Motorrad saust sie hin und her.« Oberst Golan lächelte breit. »Sie hätte ein Junge werden sollen.«
    »Und dabei gibt es nichts Weiblicheres als Ariela.« Major Rishon war plötzlich ernst. Er nahm sogar Haltung an, was Golan mit Verwunderung sah. Die Familien Rishon und Golan waren seit zwanzig Jahren befreundet. Ariela und Moshe waren nebeneinander aufgewachsen. Wenn der elfjährige Moshe aus der Schule kam, faßte er die einjährige Ariela an beiden Händchen und lehrte sie das Laufen. Die ersten Schritte hatte Ariela an der Hand Moshes getan. Später, als sie zwölf Jahre war, begleitete der zweiundzwanzigjährige Offiziersschüler Moshe sie zur Schule, das Gewehr unterm Arm, denn der Weg führte vorbei an der Betonmauer, hinter der die jordanischen Soldaten lagen und willkürlich schossen, wann es ihnen Spaß machte.
    »Ich habe etwas zu sagen, Oberst«, erklärte Rishon militärisch knapp. »Der Krieg wird kommen. Wir werden siegen. Ich möchte als ein doppelt Glücklicher siegen. Geben Sie mir Ariela zur Frau.«
    Rishon atmete nach diesen Sätzen auf. Es waren die schwersten Worte, die er je gesprochen hatte. Als er sah, daß Oberst Golan lächelte, seufzte er sogar.
    »Ich habe es erwartet, Moshe.« Golan klopfte Rishon auf die Schulter. »Was sagt Ariela? Steht sie etwa draußen und wartet? Ist das ein Komplott gegen einen alten Vater? Moshe, ich kann wie ein Erzvater sein und Blitze schleudern!«
    »Ariela weiß es noch nicht.« Major Rishon wischte sich über die glücklich glänzenden Augen.
    »Dann wird es Zeit, Moshe.« Oberst Golan sah auf das Telefon. Eine rote Lampe flammte auf. Ein Anruf vom Oberkommando. Die Leitstelle hatte Befehl, diesen roten Signalknopf auszulösen, wenn General Rabin am Telefon war. »Wann wollt ihr heiraten?« fragte er schnell.
    »Noch vor dem Krieg.«
    »Dann müßt ihr euch beeilen.« Golan hob den Hörer ab. Sein verwittertes, kantiges Gesicht wurde noch härter. Stumm hörte er auf die Stimme aus der Ferne. Dann nickte er, als könne es der andere sehen, sagte: »Verstanden!« und legte auf.
    Major Rishon nagte an der Unterlippe. »Rabin?«
    »Nein. Der Alte. Dayan.« Oberst Golan starrte auf die Karte des Negev, die an der Schmalseite seines Zimmers hing. Wie ein Faustkeil stieß die Wüste in den Golf von Akaba und in das Rote Meer. »Es ist fünf Minuten vor zwölf, Moshe …«
    »Ich suche Ariela!« Major Rishon setzte seine Mütze auf. »Wenn ich bis Nitsana fahre, muß ich sie doch treffen.«
    »Bestimmt.«
    »Kann uns der Militär-Rabbiner heute noch trauen?«
    »Aber ja.«
    »Ich danke dir … Vater.«
    Rishon umarmte Golan, küßte ihn auf die Wange und rannte dann hinaus. Oberst Golan trat vor das Haus und sah, wie Rishon einen Jeep annektierte, den Fahrer anschrie, in den Wagen sprang und abbrauste.
    »Viel
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