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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela
Autoren: Heinz G. Konsalik
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von der Straße.
    Am Abend des Sabbat heirateten Ariela Golan und Dr. Peter Schu mann. Der Oberrabbiner von Tel Aviv nahm die feierliche Hand lung vor. In einem langen weißen Kleid mit weißem Schleier und einer Krone aus geflochtenen weißen Hibiskusblüten stand Ariela mit gesenktem Kopf neben Dr. Schumann. Der Chuppah, der Bal dachin, unter dem die Trauung vollzogen wird, wurde mit seinen vier Stützen von vier weiblichen Leutnants getragen. Moshe Rishon und Hauptmann Haphet waren die Trauzeugen. Etwas abseits stan den Heeres-Stabschef Rabin als Vertreter General Dayans und drei Oberste, Freunde des gefallenen Arnos Golan. Der Garten war mit Lampions erleuchtet, vom Meer herüber wehte kühl der Wind, bauschte den Schleier Arielas und zerwehte den Bart des Rabbiners.
    Dr. Schumann hielt Arielas Hand fest, als die Trauformel gesprochen wurde. Er sah einmal schnell hinüber zu Moshe Rishon und bemerkte, daß dessen Gesicht zuckte. Aber als er den Blick Schumanns sah, lächelte er tapfer und nickte ihm unmerklich zu.
    Langsam streifte Schumann den schmalen goldenen Ring über Arielas Finger. Nach alter Sitte sagte er dabei: »Siehe, mit diesem Ring bist du mir geweiht, nach dem Gesetz Mosis und Israels.« Dann ergriff er ein Glas, das ihm Rishon reichte, warf es zu Boden und zertrat es zu Staub.
    Siehe, hieß das, so vergänglich ist der Menschen – Glück wie Glas, das zu Staub wird, der verweht …
    Unter Händeklatschen gaben sich Ariela und Schumann ihren ersten Kuß als Mann und Frau. Sie sahen sich tief in die Augen, und beide dachten an jenen Tag in der Wüste Negev, an dem ein weiblicher israelischer Leutnant hinter einer Tamariske hervorgesprungen war, die Maschinenpistole angelegt, und einen kleinen Jeep zum Anhalten gezwungen hatte. Und sie dachten an die Nacht vor dem Krieg und an das Wunder der Liebe, das in ihnen Wahrheit wurde.
    »Komm«, sagte Ariela leise und nahm Schumanns Hand. »Komm, wir müssen noch etwas tun …«
    Sie führte ihn in eine Ecke des Gartens, wo zwei kleine Bäume lagen und ein Spaten in der Erde steckte. Sie bückte sich, nahm die Bäumchen und reichte eines Dr. Schumann. So standen sie, Hand in Hand, und in der anderen freien Hand den kleinen Ölbaum haltend, und sahen sich an.
    »Pflanze einen Baum«, sagte Ariela leise. »Es ist etwas Großes, einen Baum zu pflanzen. Wenn jeder einen Baum pflanzte für den Frieden … welch ein Garten würde das.«
    Sie bückte sich, nahm den Spaten, hob ein Loch aus, setzte den Ölbaum hinein und stampfte die Erde wieder fest. Dann reichte sie den Spaten an Dr. Schumann weiter, und auch er hob ein Loch aus, pflanzte seinen Ölbaum, trat die Erde fest und nahm dann die Gießkanne, die Rishon ihm brachte. Gemeinsam faßten sie den Henkel, begossen die Bäumchen, traten dann zurück und besahen ihr Werk.
    Pflanze einen Baum.
    Er wird wachsen, blühen und Blätter tragen.
    Der Wind wird durch seine Zweige wehen, die Sonne wird auf sein Geäst brennen, der Tau wird von seinen Blättern tropfen, und der Staub der Wüste wird ihn bedecken.
    Mensch und Tier werden sich ausruhen in seinem Schatten, Vögel werden in ihm ihre Nester bauen, und er wird ein grüner Fleck sein auf einer heißen Erde.
    Hundert Jahre, vielleicht tausend Jahre, so Gott es will in seiner Güte.
    Pflanzet alle einen Baum, damit die Welt ein Garten wird.
    Schalom!
    Frieden …
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