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Wie man im digitalen Zeitalter richtig aufblueht

Wie man im digitalen Zeitalter richtig aufblueht

Titel: Wie man im digitalen Zeitalter richtig aufblueht
Autoren: Tom Chatfield
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Wir leben in einer Zeit, in der Wunder an der Tagesordnung sind. Es ist daher nicht selten schwierig, sie als etwas anderes zu betrachten als einen Bestandteil des täglichen Lebens. Im August 2011 schrieb der Technologie-Autor und Theoretiker Kevin Kelly in einem Blog:
    Ich musste mich öfter dazu überreden, an das Unmögliche zu glauben … Wenn man mich vor 20 Jahren dafür bezahlt hätte, einem Publikum vernünftiger, gebildeter Menschen weiszumachen, dass es in 20 Jahren Straßen- und Satellitenkarten der gesamten Welt für unsere Mobiltelefone gäbe – und zwar gratis und für viele Städte sogar mit Straßenansichten –, dann wäre mir das nicht gelungen. Ich hätte nicht erklären können, wie sich ein solches »Gratisangebot« wirtschaftlich rechnet. Damals wäre das vollkommen unmöglich erschienen. 1
    Und wir stehen erst ganz am Anfang der unmöglichen Errungenschaften unseres Zeitalters. Vor uns liegen neue Formen der Kollaboration und Interaktion, deren Gestalt wir nur erahnen können – bedenkt man, dass die Smartphones, die sich in immer mehr Taschen finden, leistungsstärker sind als die meisten Computer noch vor zehn Jahren. Wenn ein weiteres Jahrzehnt verstrichen ist, werden die Menschen ganz selbstverständlich Zugang zu Ressourcen haben, die vor zwanzig Jahren allenfalls Regierungen zur Verfügung standen.
    Der Ort dieser Veränderungen ist ebenfalls beispiellos. Fernsehen und Radio gibt es inzwischen seit einem Jahrhundert; der Buchdruck wurde vor über 500 Jahren erfunden. Innerhalb von nur zwei Jahrzehnten seit der Öffnung des Internets für den zivilen Nutzer hingegen haben sich über zwei Milliarden Menschen eingeschaltet; zwischen der Markteinführung der ersten kommerziellen Mobiltelefone und einem Volumen von mehr als fünf Milliarden aktiver Accounts sind gerade dreißig Jahre vergangen.
    Dieses intelligente globale Netzwerk wird uns in der Zukunft wahrscheinlich nicht nur miteinander verbinden, sondern auch viele Objekte in unserem Leben – von Autos und Kleidung bis hin zum Essen und Trinken. Durch »intelligente« Chips und zentrale Datenspeicher schaffen wir nicht nur eine lange unvorstellbare Verbindung zueinander, sondern auch zu der Konsumwelt, die uns umgibt, ihren Instrumenten, ihren Schauplätzen, ihren Aktions- und Reaktionsmustern. All das bringt neues Wissen über die Welt mit sich, und zwar in einem ganz neuen Umfang: Informationen darüber, wo wir sind, was wir gerade tun und wie wir sind.
    Was sollen wir mit diesem Wissen anfangen? Und – nicht weniger wichtig – was machen andere bereits damit? Regierungen, Unternehmen, Aktivisten, Kriminelle, Gesetzeshüter und Visionäre? Wissen und Macht sind seit jeher eng miteinander verbunden. Heute jedoch stellen Wissen und die Infrastruktur, die sich damit ausbreitet, nicht nur eine Macht dar, sondern auch eine ganz neue Art wirtschaftlich-sozialer Kraft.
    Intellektuell, sozial und rechtlich hinken wir der Realität Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hinterher. In der Generationenfrage besteht zwischen jenen, die in das digitale Zeitalter hineingeboren wurden, und jenen, die davor aufgewachsen sind, eine Kluft, über welche hinweg sich ein gemeinsames Verständnis und gemeinsame Werte nur schwer artikulieren lassen.
    Dieses Buch untersucht die Frage, was es für uns alle bedeuten könnte, in einer digitalen Welt nicht nur zu leben, sondern aufzublühen – »intensiv« zu leben, um es mit Thoreau zu sagen – und das meiste aus den Möglichkeiten zu machen, die sich uns heute auftun.

    Wir leben in einer Datenwolke: Intelligente Netzwerke verbinden uns nach und nach nicht nur miteinander, sondern auch mit allen möglichen anderen Dingen, von Autos bis zur Kleidung.
( Datenwolke © Jeffrey Coolidge / Getty Images)
    Diese Möglichkeiten zu erforschen ist, als erkunde man eine unbekannte Stadt oder einen neuen Kontinent. Wir betreten einen Ort, an dem die menschliche Natur dieselbe bleibt, die Strukturen, welche sie formen, jedoch fremd sind. Die moderne digitale Welt ist genauso wenig einfach eine Idee oder eine bestimmte Auswahl an Instrumenten, wie ein modernes digitales Gerät etwas ist, das man einfach zum Vergnügen oder in der Freizeit anschaltet. Für eine zunehmende Anzahl von Menschen ist es das Tor zu einer Welt, wo Freizeit und Arbeit gleichermaßen stattfinden; zu einer Arena, in der wir unablässig mit Freundschaften, Medien, gewerblichen Situationen, Einkäufen, Recherchen, Politik, Spielen, Finanzen und vielem mehr
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