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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einladende Bewegung zu dem offenen Jeep. »Aber der Heldenmut der israelischen Mädchen ist ja weltbekannt. Ich werde brav sein und bis zum Kibbuz nicht mehr sprechen.« Er setzte sich hinter das Steuer, sprang aber sofort wieder auf die staubige Wüstenstraße. »Verzeihung! Darf ich fahren … oder wollen Sie, Leutnant …?«
    Ariela Golan hockte sich auf den harten Nebensitz, nahm das Schnellfeuergewehr zwischen die Knie und starrte geradeaus. Hinter ihr raschelte es zwischen dem Gepäck. Joppa, das Äffchen, war erwacht und suchte nach der Schachtel mit den Bananen. Die sieben Mädchen in dem Schützenloch, hinter dem schußbereiten Maschinengewehr, winkten Dr. Schumann fröhlich zu. Ihr Lachen flatterte um den Tamariskenstrauch herum.
    »Fahren Sie los!« sagte Ariela laut. »Um es gleich zu sagen: Männer Ihrer Sorte liebe ich besonders!«
    »Das ist wirklich zuviel des Guten, Ariela.«
    »Leutnant Golan!«
    »Wie Sie befehlen.« Dr. Schumann setzte sich wieder, ließ den Motor aufheulen und fuhr mit einem Ruck an. Ariela stieß mit der Stirn gegen die Windschutzscheibe.
    »Sind Sie verrückt?« schrie sie. »Wo haben Sie fahren gelernt?«
    »In Düsseldorf, Leutnant. Mein Lehrer hieß Dölles. Was kann man da mehr erwarten?«
    Ariela Golan schwieg. Sie hatte die Lippen zusammengepreßt, ganz schmal, und sie waren doch so hübsch und voll. Aber in den Winkeln lag ein unterdrücktes Lächeln … oder täuschte sich Dr. Schumann nur?
    So lernten sie sich kennen, mitten in der Negev-Wüste.
    Vom ersten Augenblick an waren sie sich unsympathisch.
    Wenigstens taten sie so.
    Aber sie waren beide keine guten Schauspieler.
    Diese Begegnung fand statt am 1. Juni 1967.
    Israel wartete auf ein Wunder oder auf Blut und Tränen.
    Ägyptens Staatschef Nasser hatte zum ›Heiligen Krieg gegen Israel‹ aufgerufen, alle Gegensätze der Araber schwanden, ein Wall von Waffen umgab das Land Israel, kein Entrinnen gab es mehr, nur das Meer vor ihnen war frei, das Meer, in das die Araber die Juden hineintreiben wollten. »Löscht sie aus!« schrie man in Kairo und Amman. »Fegt sie von der Landkarte! Palästina den Arabern! Jagt die Israelis in das Meer wie die Ratten! Mohammed kämpft mit unseren Fahnen! Löscht sie aus …«
    Der Kibbuz Qetsiot lag in der sengenden Sonne. 1953 war er ge gründet worden. Damals standen zwanzig junge Männer und Mäd chen der Jugend-Alijah, der Organisation für die Rettung, Aufnahme, Erziehung und Ausbildung von Jugendlichen aus allen Teilen der Welt, an der Kreuzung der einsamen Wüstenstraßen und alten Karawanenwege nach Aweigila und Rafah, sahen über Sand, Geröll und Steine, wußten nicht weit weg von sich die Ruinen von Nitsa na an der ägyptischen Grenze, ein Streifen entmilitarisierten Landes, über dem die Fahne der UNO flatterte, ein Land, das eigentlich vom vergossenen Blut fruchtbar hätte sein müssen, und gaben sich die Hände.
    So wurde der Kibbuz geboren. Ein Vorposten des Glaubens an den Frieden. Ein Stein mehr in der Mauer um Israel. Ein grüner Fleck in rötlich-gelber Wüste.
    Dr. Peter Schumann hielt vor dem einstöckigen, langgestreckten Gemeinschaftshaus der Kibbuzniks und sprang aus dem Jeep. Die Sonne glühte über den schnurgeraden Feldern, auf denen Kohlrabi, Zwiebeln und Mandelbäume angepflanzt waren. Eine Versuchsanstalt bemühte sich, Ölbäume und Zitrusbäume zu ziehen. In langen Rohren wurde das Wasser über die Felder geleitet. Kostbares Wasser, das in kilometerlangen Leitungen von den Pumpstationen durch die Wüste geschickt wurde.
    Die Männer und Frauen waren schon auf den Feldern. Ihre Arbeit hörte nicht auf, auch wenn Panzer und Lastwagen, Kanonen und Soldaten rund um den Kibbuz lagen und wie graue, verstaubte Ungeheuer in Tälern oder hinter Felsen warteten.
    »Wird es Krieg geben?« fragte Dr. Schumann. Er wollte Ariela aus dem Jeep helfen, aber sie sprang heraus, ehe er die Hand ausstrecken konnte.
    »Es ist immer Krieg.«
    »Ich habe auf der Fahrt nachgedacht.« Dr. Schumann setzte einen breiten Hut auf. Die Sonne stach. »Golan, der Name ist mir irgendwie bekannt.«
    »Oberst Golan in Beersheba ist mein Vater.«
    »Aha! Arnos Golan, der Eisenfresser!«
    »Das ist ein Ehrenname!« Ariela warf das Gewehr an seinem Lederriemen über den Rücken. »Kommen Sie. Ich liefere Sie in der Verwaltung ab. Dann bin ich endlich die Verantwortung … und Sie los!«
    Dr. Schumann stand am Fenster des Kibbuzbüros, als Ariela mit einem Jeep, der nach Beersheba wollte,
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