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Das Lied des Todes

Das Lied des Todes

Titel: Das Lied des Todes
Autoren: Axel S. Meyer
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sowie das Ende des Romans. Zum einen die legendäre Schlacht auf dem Lechfeld im Jahre 955 , bei der der Sachsenkönig Otto die Ungarn vernichtend schlug, und zum anderen die Krönung seines sechsjährigen Sohns in Aachen am Pfingstsonntag des Jahres 961 .
    Wirklich stattgefunden haben soll auch der Aufstand von Ottos Halbbruder Thankmar im Jahre 938 . Zu Thankmars Tod auf der Eresburg schreibt der zeitgenössische Chronist Widukind von Corvey im zweiten Buch seiner Sachsengeschichte
Res gestae Saxonicae
: «Thankmar aber floh in die Kirche, die von Papst Leo dem heiligen Apostel Petrus geweiht worden war. Das Heer jedoch verfolgte ihn bis in die Kirche, vor allem Heinrichs Männer, aus Schmerz und Begierde, die Schmach ihres Herrn zu rächen … Aber einer der Krieger, Maincia mit Namen, durchbohrte durch ein Fenster beim Altar den Thankmar von hinten mit einem Speer und tötete ihn dort an heiliger Stätte.» Ein solcher Totschlag war nach damaligem Rechtsverständnis eine Ungeheuerlichkeit, denn es galt das Kirchenasyl. Thankmar hätte demnach im Gotteshaus vor weiteren Nachstellungen geschützt sein müssen.
    Dieser frevelhafte Mord ist im Roman einer der Gründe für seinen Sohn, sich an Otto zu rächen. Der Sohn, den ich ebenfalls Thankmar genannt habe, ist frei erfunden. Ebenso der Aufstand, den einige Adlige – etwa Evurhard, dessen Vater beim historischen Aufstand von 938 Thankmars Kampfgefährte war – im Jahr 961 angezettelt haben.
    Bei der Beschreibung der Krönung des kleinen Otto in Aachen habe ich mich an Widukinds Bericht der Krönung des «großen» Otto im Jahr 936 orientiert. Die Zeremonie folgte einer strengen Abfolge: dem ersten, weltlichen Akt im Atrium, dem zweiten, geistlichen in der Kirche und schließlich dem Festmahl als drittem Akt. Es ist anzunehmen, dass man bei der Krönung seines Sohns dieser Tradition treu blieb. Wenn nicht, mögen mir die an historischen Fakten interessierten Leser diesen Kunstgriff verzeihen.
    Auch an den Vorlagen der Isländer-Sagas habe ich mich relativ frei bedient, zumal die Sagas nicht als historische Abhandlungen betrachtet werden können, da in ihnen Dichtung und Überlieferung zu eigenen, beeindruckenden Kunstwerken verschmelzen. So gibt es beispielsweise für den Tod des norwegischen Jarls Sigurd unterschiedliche Zeitangaben. Ich habe seinen Tod auf das Jahr 960 datiert – aus dramaturgischen Gründen. Denn sein Sohn Hakon brauchte ja einen guten Grund, um im Mai 961 bei der Krönungsfeier in Aachen aufzutauchen. In der
Heimskringla
, dem Buch über das norwegische Königtum, wird Sigurd von einem König namens Harald Graumantel getötet. Das hat zumindest der isländische Politiker, Dichter und Geschichtsschreiber Snorri Sturluson, der als Verfasser der
Heimskringla
gilt, so niedergeschrieben.
    Auch Sigurds Sohn Hakon wird in mehreren Sagas erwähnt, etwa in der
Heimskringla
, der Saga von den Jomswikingern oder der
Egils Saga
. Vor allem Snorri lässt in seiner
Heimskringla
kein gutes Haar an Hakon und charakterisiert ihn als böse und verschlagen. Das wundert nicht, da die isländischen Autoren des 13 . und 14 . Jahrhunderts in der Regel überzeugte Christen waren und Hakon als einer der letzten Herrscher gilt, der sich vehement gegen die Ausbreitung des Christentums in Norwegen stellte. Der Jarl von Hladir, dem heutigen Stadtteil Lade der Stadt Trondheim, verehrte die alten Götter Odin und Thor und vor allem die Göttin Thorgerd Hölgabrud.
    Hakon wird in dieser Geschichte als Normanne bezeichnet. Dieser Begriff stand ursprünglich für die Männer aus dem Norden, die die Küsten des Frankenreichs unsicher machten. Der Begriff hat sich aber bald als gängige Umschreibung für alle Nordmänner durchgesetzt. Das Erbe der Normannen lebt heute noch im Namen der französischen Provinz Normandie fort, wo sich im frühen Mittelalter an der Seinemündung zahlreiche Dänen und Norweger niederließen.
    Mit dem Begriff Wikinger bezeichnet man heute oftmals alle Dänen, Norweger und Schweden in der Zeit vom Ende des 8 . Jahrhunderts bis Mitte des 11 . Jahrhunderts. Damit tut man dem Großteil der damaligen Bevölkerung unrecht. Das Wort Wikinger leitet sich vom altnordischen
víkingr
ab und gilt als Bezeichnung für Seeräuber – und die wenigsten Skandinavier waren damals zur See fahrende Krieger (Simek).
    Bei Velvas «Lied des Todes», mit dem sie Thankmar verflucht, habe ich mich von der wahrscheinlich im 14 . Jahrhundert entstandenen
Bosa
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