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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels
Autoren: Paul C. Doherty
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irgendwas mit der Leiter ist, kann man sich immer noch an diesen Seilen festhalten.« Er grinste Corbett an. »Ich gehe als erster. Ihr kommt doch auch?«
    Corbett nickte.
    »Dann kommt, aber ganz langsam, und schaut nicht nach unten!« Er nahm sein Schwert ab und legte es sich über die Schulter. »Maltote, du bleibst hier. Schau, daß die Pfosten sich nicht lockern!«
    Ranulf ergriff die Strickleiter und ging rückwärts. Langsam überquerte er den Rand des Kliffs und verschwand aus der Sicht. Corbett betete. Er hörte Ranulf rufen. Dann ergriff er ebenfalls die Strickleiter und kletterte über den Rand nach unten. Er schloß die Augen, stieg Sprosse für Sprosse hinab und klammerte sich mit beiden Händen so fest er konnte. Ab und zu hielt er inne, wenn eine Windbö ihn erfaßte. Er dankte Gott, daß der Wind von Land kam und nicht von See. Trotzdem schwankte die Strickleiter gefährlich, während Corbett seinen Abstieg fortsetzte.
    »Nicht mehr weit!« rief Ranulf.
    Die Stimme schien neben Corbett aus der Felswand zu kommen.
    »Hier, Herr!«
    Corbett blickte zur Seite und sah Ranulfs ausgestreckte Hand. Er klammerte sich mit der Linken an das Führungsseil und griff mit der Rechten nach Ranulfs Hand.
    »Laßt los!« befahl der Diener.
    Corbett tat, wie ihm befohlen wurde, schrammte etwas an der Felswand entlang und fand sich unvermittelt in einer Höhle wieder. Hier war es dunkel und naß. Ranulf ging etwas tiefer in die Dunkelheit hinein, zog zwei Kerzen aus seinem Wams, machte Feuer und entzündete beide. Dann drehte er sich zu Corbett um und gab ihm eine. Der Bevollmächtigte schaute sich erst einmal um und sah auf die Pfützen auf dem Boden.
    »Sind wir hier sicher?« fragte er. »Oder kann die Flut bis hier herauf kommen?«
    »Wir sind zu hoch«, versicherte ihm Ranulf. »Aber in der Höhle fangen sich die Gischt und der Regen, daher auch die Feuchtigkeit. Ihr wißt doch, wie das Kliff aussieht. Es besteht aus Kreide und saugt daher eine Menge Wasser auf.« Ranulf Stimme hallte in der Höhle wider.
    »Verdammt noch mal!« flüsterte Corbett. »Ich bin sehr versucht, dem König zu sagen, er soll sich seinen Schatz selber suchen!« Ranulf war jedoch begierig, weiterzumachen. »Kommt sonst niemand?« fragte er.
    Corbett schüttelte den Kopf. »Ich finde, wir sollten das allein machen.«
    Sie drangen weiter in die Höhle vor. Einmal blieb Corbett stehen, um einige seltsame Zeichnungen an der Höhlenwand zu betrachten. Männer mit Speeren jagten Tiere, die er noch nie gesehen hatte. Die Zeichnungen waren rot, schwarz und blau. »Hat das irgendwas mit dem Schatz zu tun?« fragte Ranulf.
    »Das bezweifle ich. Ich habe von solchen Höhlenbildern an der Südküste gehört. Sie stammen von Leuten, die schon sehr lange tot sind.«
    Corbett folgte Ranulf, und seine Nervosität nahm zu, als der Gang enger wurde. Würden sie plötzlich vor einer Felswand stehen? Hatte er die Zeichnung von Alan of the Marsh mißverstanden? Sollte sie nur dazu dienen, das wahre Versteck zu verbergen? Die Wände rückten immer näher zusammen, und die Decke senkte sich zunehmend, als sie zu einem Abschnitt kamen, der nur noch einen knappen Fuß breit war. Ranulf zwängte sich hindurch, da hörte Corbett einen überraschten Ausruf. Rasch zwängte er sich auch hindurch und fand sich in einer großen Kammer wieder.
    »Das muß es sein«, murmelte Ranulf.
    Sie gingen vorsichtig weiter, denn die Talgkerzen warfen nur einen schwachen Schein. Suchend leuchteten sie die riesige Felsenhöhle ab. Corbett wurde das Herz schwer. Würden sie wirklich etwas finden? Da beantwortete Ranulfs Ruf seine Frage. »Herr, hier!«
    Corbett ging zu seinem Diener hinüber. An der Wand lagen vier oder fünf große Säcke, deren Leinwand bereits brüchig wurde. Corbett konnte schwach die Preziosen schimmern sehen.
    »Der Schatz des Königs!« rief Ranulf triumphierend und leuchtete die ganzen Fundsachen ab, als Corbett den ausgestreckten Arm eines Gerippes sah, dem sein Schädel wie trunken auf die Schulter gesunken war. »Und hier sein Hüter, Father James!« Corbett untersuchte das Skelett sorgfältig. Das Fleisch war lange verwest, und die Knochen waren vergilbt und brüchig. Nur noch die Lederstiefel und der Ledergürtel befanden sich in einem besseren Zustand. Von den Kleidern waren nur noch Fetzen vorhanden. Er deutete auf den Hinterkopf: Der Schädel war zerschmettert.
    »Ich vermute«, sagte er, »daß Alan of the Marsh und Holcombe sich den Schatz geteilt
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