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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels
Autoren: Paul C. Doherty
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murmelte Sir Simon und zog sich die Kapuze über den Kopf, um sich gegen den schneidenden Wind zu schützen. »Father Augustine wußte, was er tat, als er Euch über den Kopf schlug und hier liegenließ. Unser Geistlicher kannte Hunstanton. Er wußte, daß starke Böen und eine schwere See zu einer Springflut führen würden.« Er lächelte schwach und kniff die Augen zusammen, da sie wegen der Gischt tränten. »Ebenso wie damals, als mein Großvater und König John versuchten, die Wash-Bucht zu überqueren.«
    »Kommt schon!« drängte ihn Corbett. »Je eher, desto besser. Ich habe Euch hierhergeführt, um Euch eine Zeichnung zu zeigen.«
    Sie gingen den Strand entlang. Corbett blickte zum Kliff hinüber. Er versuchte den Ort wiederzufinden, an dem er um sein Leben gelaufen war. Die anderen beobachteten ihn mißmutig, denn es war beißend kalt. Hände und Gesicht wurden zunehmend gefühllos. Corbett jedoch schritt weiterhin auf und ab und murmelte vor sich hin. Schließlich blieb er stehen.
    »Da!« rief er. »Schaut mal alle! Hier, auf dem Kliff.«
    Gurney schaute hinüber, zuckte aber nur mit den Achseln. Ranulf, der bessere Augen hatte, sah sich die weißen Felsen genauer an und rief überrascht »Der Totenschädel! Der, den mein Herr in der Eremitage gesehen hat und... « Er verstummte abrupt, als er sich daran erinnerte, was Corbett Lady Cecily versprochen hatte.
    »Sir Simon!« rief Corbett. »Schaut. Das Kliff besteht doch aus Kreidefelsen. Blickt nicht nach rechts oder links, sondern schaut geradeaus auf den Felsen vor Euch. Die Felsformation erinnert doch an einen Totenschädel, nicht wahr?«
    Gurney folgte seinem Blick.
    »Ja, ja, jetzt sehe ich es auch«, sagte er. »Dort ist ein Felsvorsprung. Wenn man lange genug hinschaut, erinnert der obere Teil an die Stirn, der untere an den Kiefer eines Totenschädels.«
    »Und die Büsche könnte man für die Augen halten!«
    »Nein, das sind keine Büsche«, unterbrach ihn Ranulf. »Das sind kleine Höhlen. »Wenn man sich jetzt ein Dreieck denkt, eine Linie zwischen den Augen und zwei nach unten zieht, schaut, wo sie aufeinandertreffen.«
    Gurney folgte Ranulfs Anweisungen und stieß einen überraschten Pfiff aus.
    »Da ist ein kleines Gestrüpp, der Mund des Totenschädels! Hugh, wollt Ihr etwa sagen, daß der Schatz dort versteckt liegt? Diese Höhlen sind wirklich nur kleine Löcher.«
    »Wir werden sehen«, entgegnete Corbett. »Wenn sich mein
    Verdacht bestätigt, so liegt hinter dem Busch, der den Mund des Schädels bildet, eine größere Höhle.«
    Er folgte dem Pfad, der aufs Kliff zu führte, und war froh, den trostlosen Strand und die donnernden Wellen hinter sich zu lassen.
    »Maltote!« Corbett wandte sich an seinen jungen Kurier. »Du hast doch die Sachen mitgenommen, um die ich dich gestern abend gebeten habe?«
    Maltote nickte und deutete auf einen großen Sack, der hinten auf seinem Pferd festgebunden war. Corbett ging bis zum Rand des Kliffs voraus. Er versuchte, nicht nach unten zu schauen: Der Abgrund konnte einen schwindeln machen, und das wurde durch den böigen Wind und die niedrig hängenden Wolken nicht besser. Ranulf hatte einen besseren Stand. Er ging leichtfüßig wie eine Katze bis zum Rand des Kliffs vor. Die schwindelerregende Tiefe schien ihm nichts auszumachen. Er gab den anderen ein Zeichen zurückzubleiben. Corbett hatte dagegen nichts einzuwenden. Er blieb mit Gurney, Selditch und Catchpole stehen. Maltote und einige Gefolgsleute Gurneys leerten den Sack.
    »Seid vorsichtig!« rief Corbett.
    Ranulf grinste und bedeutete ihnen, sich nicht zu bewegen. Er rief etwas, daß ein Kliff auch nicht schlimmer sei als die Dächer von Kaufmannshäusern. Plötzlich glitt er aus, da der nasse Boden unter ihm nachgab. Corbett stöhnte auf und schloß die Augen. Als er sie wieder öffnete, hatte Ranulf, vollkommen unbeeindruckt, sein Gleichgewicht wiedergewonnen und setzte die Suche fort. Dann blieb er auf einmal stehen, zog seinen Dolch hervor, rammte ihn in die Erde und ging zu den anderen zurück. »Wir sind genau über den Büschen«, sagte er. »Ich kann jedoch keine Höhle sehen. Die Felswand neigt sich allerdings etwas nach innen. Vielleicht liegt die Nische weiter hinten.«
    Corbett rief Maltote heran, und zusammen verankerten sie eine Strickleiter im Boden, wie sie auf Schiffen oder für Burgmauern verwendet wird, und befestigten dann noch eine Führungsleine auf jeder Seite.
    »Das ist sicherer so«, erklärte Ranulf. »Falls
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