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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels
Autoren: Paul C. Doherty
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haben. Das hier ist Alans Hälfte. Als Schmuggler kannte er diese Höhle. Er brauchte jedoch einen Gehilfen, also wandte er sich an den Dorfpfarrer. Sie brachten den Schatz hierher und kamen auf demselben Weg wie wir in die Höhle. Anschließend brachte Alan den Geistlichen um. Er schlug ihm einen Stein auf den Hinterkopf.«
    Ranulf lauschte ungeduldig. Er zog einen der verwitterten Säcke zu sich herüber. Der bereits altersschwache Stoff riß, und der Inhalt breitete sich klirrend auf dem Boden der Höhle aus, Silberteller, goldene Kannen, mit Edelsteinen besetzte Körbchen und diamantenverzierte Kelche.
    »Verdammt!« Ranulf kniete sich hin, hob einen Silberteller hoch und sah seinen Herrn mit leuchtenden Augen an. »Müssen wir das wirklich alles abliefern?«
    Corbett riß ihm aufgebracht den Teller aus der Hand und stellte ihn zu den anderen Sachen zurück.
    »Was sollten wir sonst damit tun? Einen Teil stehlen? Ihn auf dem Markt in London verkaufen?«
    Ranulf schaute ihn verdrossen an.
    »Verstehst du nicht?« erklärte Corbett. »Wir würden in dieselbe Spirale von Verrat und Mord geraten wie die, die für diesen Schatz bereits ihr Leben lassen mußten. Nein, wir werden den ganzen Schatz nach oben bringen. Ranulf, ich lasse dich hier unten und werde dir neue Säcke bringen lassen. Lege aber auch wirklich alles hinein. Dann werde ich sie versiegeln und in einem Zimmer in Mortlake Manor deponieren, bis das Schatzamt seine Beamten nach Norden schickt.«
    Mit Ranulfs Hilfe kletterte Corbett wieder auf das Kliff zurück. Hier verbrachte er auf die Säcke wartend einige Stunden frierend und fluchend im eisig schneidenden Wind. Später füllte er einen Sack nach dem anderen mit dem Schatz, die dann nach oben gehievt und auf einen bereitstehenden Karren gelegt wurden. Corbett band die Säcke zu und versiegelte sie. Ihm war unbehaglich zumute, als er den gierigen Blick einiger Umstehender bemerkte, denen es offensichtlich in den Fingern juckte, einen Teil des Schatzes für sich zu ergaunern. Wieder in Mortlake Manor, deponierten sie den Schatz in einem der oberen Zimmer. Corbett schloß es ab, nahm den Schlüssel an sich, und zwei von Gurneys Gefolgsleuten wurden als Wachen aufgestellt. Maltote bekam den Befehl, sich ein frisches Pferd zu nehmen und so schnell wie möglich mit der Neuigkeit nach Walsingham zu reiten.
    »Je früher der König diese Sachen in die Hände bekommt«, murmelte Corbett, »desto besser!«
    Am Nachmittag nahmen Corbett und Ranulf an der Beerdigung Moncks auf dem Dorffriedhof teil. Anschließend wurde Father Augustines in ein Tuch gehüllte Leiche in einen Sarg aus Ulmenholz gelegt und schnell verscharrt. Gurney versprach, daß für den Seelenfrieden beider Männer Messen gelesen würden, sobald wieder ein neuer Priester im Amt sei. Nach den Begräbnissen ging Corbett durch das leere Haus des Geistlichen. Nachdem sich erste Gerüchte über Father Augustine im Dorf verbreitet hatten, waren die Bauern, wie es Sitte war, ins Pfarrhaus gekommen und hatten alles von Wert, was ihnen ins Auge fiel, mitgenommen - Matratzen, Kissen und Kerzenhalter. Gurney, der Corbett gefolgt war, schaute sich grimmig um.
    »Man sollte alle bösen Geister aus diesem Hause austreiben!« sagte er. »Gott sei Dank ist der Schatz jetzt gefunden, und das Chaos der letzten Monate hat damit ein Ende!«
    Corbett verabschiedete sich, verließ den Kirchhof und ritt nach Mortlake Manor zurück, während sich Gurney noch mit dem Kirchendiener darüber beriet, wie man mit der verwaisten Pfarre verfahren sollte, bis ein Ersatzgeistlicher gefunden sein würde. Ranulf packte ihre Sachen, und Corbett stattete der bleichen und ziemlich nervösen Lady Alice noch einen Höflichkeitsbesuch in ihrem Zimmer ab. Gurney traf am Abend auf Mortlake Manor ein und bestand darauf, zu Corbetts und Ranulfs Ehren ein kleines, nicht weiter förmliches Bankett geben zu dürfen. Es wurde zu einer angespannten, etwas lustlosen Angelegenheit, da der eher schweigsame Gurney und seine Leute krampfhaft versuchten, ihre Erleichterung über Corbetts bevorstehende Abreise zu verbergen. Ranulf hatte dagegen keine Hemmungen, er trank viel und erklärte lautstark, daß er nicht die Absicht habe, so bald wieder nach Norfolk zurückzukehren - ohne damit jemandem zu nahe treten zu wollen.
    »Die Beamten des Schatzamtes werden wohl in Kürze hier sein?« erkundigte sich Gurney zum wiederholten Male.
    »Wie ich den König kenne«, entgegnete Corbett, »wird er wohl
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