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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels
Autoren: Paul C. Doherty
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aus der Feme beobachtet«, entgegnete Monck, »und mit ihrem Führer, Master Joseph, gesprochen, war jedoch noch nie in der Eremitage.« Er lächelte süßlich und schaute Corbett von der Seite an. »Vielleicht könnte mir Sir Hugh morgen zu einer Einladung verhelfen?«
    »Warum interessiert Ihr Euch für die Pastoureaux?«
    Father Augustine hatte sich vorgebeugt und nagte gerade sorgfältig ein Hühnerbein ab. Er hatte nur wenig getrunken und gegessen und bisher kaum etwas zu der Unterhaltung beigetragen.
    »Warum nicht?« gab Monck kurz angebunden zurück. »Wer hätte sonst meinen Getreuen Cerdic umbringen sollen? Ich wette ebenfalls darauf, daß sie bei dem Mord an der Bäckersfrau eine Hand im Spiel hatten.«
    »Welchen Beweis habt Ihr dafür?« fragte Father Augustine. »Irgend jemand muß sie halt umgebracht haben!« Die Stimme kam von der Tür, in der ein kahlköpfiger Mann mittleren Alters mit einem roten Gesicht stand und sich die Kapuze seines Mantels aus dem Gesicht strich.
    Gurney lächelte und erhob sich.
    »Giles! Willkommen!«
    Er gab seinem Verwalter ein Zeichen, einen weiteren Stuhl und ein Gedeck für den Neuankömmling zu bringen. Dieser setzte sich sofort und griff nach einem kleinen Laib Brot, von dem er Stücke abriß und hungrig verzehrte. Er schluckte hastig und wandte sich dann an Gurney.
    »Ich bitte vielmals um Entschuldigung«, stieß er mit vollem Mund hervor, »aber Kinder haben die unangenehme Eigenschaft, immer im unpassendsten Augenblick zur Welt zu kommen.«
    »Seid Ihr im Dorf gewesen?«
    »Ja, und ich dachte schon, ich würde bei diesem Nebel nie wieder den Weg zurückfinden.«
    Gurney schlug leise in die Hände. »Entschuldigt, Hugh. Darf ich Euch Master Giles Selditch vorstellen, einen Freund der Familie, von Beruf Arzt? Er lebt hier im Herrenhaus, und das ist mehr im Interesse meiner Gesundheit als in seinem.«
    »Ich bitte Euch«, sagte der Doktor geschmeichelt. »Wer würde sich sonst um einen alten Arzt kümmern, wenn Ihr das nicht tätet? Sir Hugh, kommt Ihr aus London?«
    »Ja, Sir.«
    »Habt Ihr Neuigkeiten?« Alice lächelte Selditch vom anderen Ende der Tafel zu. »Wer hat ein Kind bekommen?«
    »Die Frau des Vogts. Einen gesunden Knaben. Ich glaube, sie wollen ihn Simon taufen lassen, aus Hochachtung für Euren Gemahl.«
    »Und die Mutter?«
    »Riccalda? Noch etwas schwach, aber der neuerworbene Reichtum ihres Ehemannes wird schon Sorge dafür tragen, daß sie die beste Pflege bekommt.«
    Auf die Worte des Arztes folgte ein betretenes Schweigen, als hätte er sich verplappert.
    »Wir sprachen von den Pastoureaux«, sagte Monck unvermittelt. »Master Giles, habt Ihr irgendwelche Verbindungen zu ihnen?«
    Selditch ließ sich auf seinen Stuhl zurücksinken und breitete die Hände aus.
    »Kaum, und wie ich Euch schon früher gesagt habe, kann ich nur danach urteilen, was ich sehe. Ich habe ihnen Medizin gebracht, Kräuter, Salben und eine Reihe Umschläge.«
    »Und?« Monck schaute hinterlistig zu Corbett hinüber. »Kommt schon, klärt die Neuankömmlinge auf.«
    »Sie scheinen gottesfürchtige und friedliebende Leute zu sein.
    Ihr Führer ist Master Joseph, aber der wirkliche Drahtzieher heißt Philip Nettler.«
    »Ihr könnt Euch also mit ihrem Glauben identifizieren?« fragte Lady Cecily. Ihr Tonfall machte deutlich, daß ihr diese Frage wichtig war.
    Der Doktor zuckte mit den Achseln und nippte an seinem Becher.
    »Er unterscheidet sich vielleicht von Eurem, edle Dame.«
    »Aber dort leben doch Männer und Frauen zusammen!« erwiderte die Priorin mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen. »In Frankreich«, entgegnete Selditch, »sind solche Ordenshäuser an der Tagesordnung. Eine Gruppe von Brüdern in einem Gebäude, eine Gruppe von Schwestern in einem anderen.« Er lachte und steckte sich eine Traube in den Mund. »Gelegentlich treffen sie sich, gelegentlich auch nicht.«
    »Sie scheinen mir wirklich harmlos zu sein«, mischte sich Father Augustine ein. »Ich habe in der Eremitage einige Male die Messe gelesen. Die Pastoureaux kleiden sich schlicht in braune Gewänder und Sandalen. Sie bitten um Almosen und leben von Zuwendungen. Im übrigen scheinen sie zu beten und viel miteinander zu sprechen.«
    »Wie viele sind es?« fragte Corbett.
    Der Geistliche verzog das Gesicht.
    »Die Zahl ändert sich ständig, andere kommen, einige gehen, es sind jedoch nie mehr als vierzehn oder sechzehn.«
    Corbett betrachtete den Weinbecher in seiner Hand.
    »Wie lange sind die
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