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Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)
Autoren: M. L. Stedman
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vor Augen gehalten.« Sie hielt inne. »Ich verzeihe Ihnen nicht – keinem von Ihnen. Mich so zu belügen … Aber ich werde mich nicht von der Vergangenheit in Fesseln legen lassen. Schauen Sie, was Frank zugestoßen ist, weil Menschen genau das getan haben.« Sie nestelte an ihrem Ehering herum. »Ironie des Schicksals ist, dass Frank der Erste gewesen wäre, der Ihnen verziehen hätte. Er hätte Sie in Schutz genommen, so wie alle Menschen, die Fehler machen. Das Nötige zu tun, war der einzige Weg für mich, sein Andenken zu ehren.« Sie blickte ihn aus tränennassen Augen an. »Ich habe diesen Mann geliebt.«
    Schweigend standen sie da und schauten aufs Wasser hinaus. »Die Jahre mit Lucy, die Ihnen entgangen sind, können wir Ihnen nicht zurückgeben«, meinte Tom schließlich. »Sie ist ein wundervolles kleines Mädchen.« Als er Hannahs Miene bemerkte, fügte er hinzu: »Wir werden nie mehr in ihre Nähe kommen, das verspreche ich Ihnen.«
    Die Worte blieben ihm im Halse stecken, sodass er noch einmal ansetzen musste. »Ich habe kein Recht, Sie um etwas zu bitten. Aber wenn sie eines Tages erwachsen ist und sich an uns erinnert und nach uns fragt … könnten Sie ihr sagen, dass wir sie geliebt haben, falls Sie das ertragen? Obwohl wir das nicht durften.«
    Hannah verharrte nachdenklich.
    »Sie hat am 18. Februar Geburtstag, das wussten Sie nicht, richtig?«
    »Nein.« Toms Stimme war leise.
    »Und bei ihrer Geburt hatte sich die Nabelschnur zweimal um ihren Hals gewickelt. Und Frank … Frank hat ihr Schlaflieder vorgesungen. Verstehen Sie? Es gibt auch Dinge, die nur ich über sie weiß.«
    »Ja.« Er nickte.
    »Ich mache Ihnen Vorwürfe. Und Ihrer Frau. Natürlich.« Sie blickte ihm ins Gesicht. »Ich hatte solche Angst, dass meine Tochter mich nie lieben würde.«
    »Alle Kinder lieben.«
    Sie betrachtete eine Jolle, die bei jeder Welle an den Steg stieß, und runzelte die Stirn, als ihr ein neuer Gedanke kam. »Niemand hier erwähnt, wie Frank und Grace überhaupt in diesem Boot geendet sind. Kein Mensch hat sich je entschuldigt. Nicht einmal mein Vater spricht gern darüber. Sie haben wenigstens gesagt, dass es Ihnen leidtut. Sie haben für das bezahlt, was Sie getan haben.« Und nach einer Weile fügte sie hinzu: »Wo wohnen Sie jetzt?«
    »In Albany. Ralph hat mir geholfen, dort am Hafen Arbeit zu finden, als ich vor drei Monaten entlassen wurde. Das heißt, dass ich in der Nähe meiner Frau sein kann. Die Ärzte sagen, sie brauche absolute Ruhe. Im Moment ist sie in dem Sanatorium, wo sie rund um die Uhr versorgt wird, ausgezeichnet aufgehoben.« Er räusperte sich. »Am besten gehen Sie jetzt. Ich hoffe, dass das Leben gut zu Ihnen ist. Und auch zu Lu … Grace.«
    »Leben Sie wohl«, erwiderte Hannah und ging den Steg entlang davon.
    Die untergehende Sonne tauchte das Laub der Eukalyptusbäume in einen goldenen Schein, als Hannah den Weg hinauf zum Haus ihres Vaters schlenderte, um ihre Tochter abzuholen.
    »Und das kleine Schweinchen blieb zu Hause …«, sagte Septimus gerade und wackelte an der Zehe seiner Enkelin, die auf der Veranda auf seinem Knie saß. »Oh, schau, wen wir da haben, Lucy-Grace.«
    »Mummy! Wo warst du denn?«
    Wieder einmal erschrak Hannah darüber, wie sehr ihre Tochter mit ihrem Lächeln, ihren Augen und ihrem hellen Haar Frank ähnelte. »Vielleicht erzähle ich es dir eines Tages«, antwortete sie und küsste sie rasch. »Wollen wir nach Hause gehen?«
    »Besuchen wir morgen wieder Opa?«
    Septimus lachte. »Du kannst Opa so oft besuchen, wie du willst, Prinzessin. So oft du willst.«
    Dr. Sumpton hatte recht behalten. Im Laufe der Zeit hatte sich das kleine Mädchen an sein neues – oder vielleicht sein altes – Leben gewöhnt. Hannah breitete die Arme aus und ließ ihre Tochter hineinklettern. Ihr Vater lächelte. »So ist es recht, Kleines.«
    »Komm, Schatz, wir gehen.«
    »Ich will selber laufen.«
    Hannah ließ das Kind herunter und führte es an der Hand zum Tor hinaus und die Straße entlang. Sie spazierte langsam dahin, damit Lucy-Grace mithalten konnte. »Siehst du den Kakadu?«, fragte sie. »Er macht ein Gesicht, als würde er lächeln.«
    Das kleine Mädchen achtete nicht auf den Vogel, bis er eine maschinengewehrartige Lachsalve ausstieß. Erstaunt blieb sie stehen und beobachtete das Tier, das sie noch nie so aus der Nähe gesehen hatte. Wieder gab es ein lautes Gelächter von sich.
    »Er lacht«, meinte Hannah. »Offenbar mag er dich. Oder es
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