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Das Leben ist ein Kitschroman

Das Leben ist ein Kitschroman

Titel: Das Leben ist ein Kitschroman
Autoren: Sophie Benning
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du, wo du mich findest!«
    Zu Hause war niemand, dem ich von meinen Erlebnissen erzählen konnte. Andrea war laut Zettel einkaufen, Ineke war im Geschäft und auch Dr. Oetker trieb sich irgendwo herum. Mist.
    Ich machte mir ein Brot, in der Hoffnung, bald wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Gar nicht so einfach mit dem Alkohollevel.
    Was würde ich jetzt für ein Treffen mit Luise und Marie geben! Während ich den Kühlschrank nach Käse durchforstete, klingelte das Telefon. Luise!
    »Dich schickt der Himmel!«, johlte ich, glücklich über die gelungene Gedankenübertragung.
    »Alles in Ordnung, Charli?«, fragte Luise zaghaft.
    »Alles bestens. Das heißt, eigentlich ist die Kacke am Dampfen, aber das wird schon wieder.« Und ohne zu fragen, ob sie überhaupt so viel Zeit und Kohle zum Telefonieren hatte, erzählte ich ihr, was alles passiert war.
    »Das ist ja genial!«, rief Luise, als sie von dem Fortsetzungsroman hörte. »Wetten, dass sie das nehmen? Und diese Andrea kann echt so gut kochen?«
    Ich kicherte. »Bei Andrea handelt es sich um einen Mann«, klärte ich sie auf.
    »Ach was.«
    Die Kommunikation zwischen Luise und Christian lief anscheinend auch nicht immer so reibungslos, wie ich gedacht hatte.
    »Und ist er nett?«
    »Hinreißend«, sagte ich. »Und er kocht hervorragend.« Wieder laberte ich meiner Freundin das Ohr voll. »Und Frau Melzer hat sofort das Rezept angefordert.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Luise lachte. »Wenn die erst mal im Mutterschutz ist, hat sie jede Menge Zeit zum Kochen.«
    »Mutterschutz?« Plötzlich wurde ich nervös. Diese Frau war mir wohlgesinnt und ich musste meine Ideen unbedingt durchboxen, bevor sie von der Bildfläche verschwand. »Weißt du, wer sie vertreten wird?«
    »Keine Ahnung«, sagte Luise. »Wahrscheinlich eine andere aus der Redaktion. Wieso?«
    »Ich würde das alles gerne noch mit Frau Melzer selber klarmachen«, sagte ich. »Die ist so begeistert. Stell dir vor, ihre Nachfolgerin findet die Idee bescheuert? Dann stehe ich dumm da.«
    »Da brauchst du dir keine Gedanken machen«, beruhigte Luise mich. »Dagmar Melzer hat seit Jahren die Redaktionsleitung. Wenn die etwas abgesegnet hat, wird das auch gemacht.«
    »Und du meinst, ich sollte einfach meine eigene Geschichte schreiben?«
    »Auf jeden Fall. Das Einzige, was ich ändern würde, ist das Alter der Protagonistin. Mach sie zehn Jahre älter, dann können sich mehr Leserinnen mit der Figur identifizieren. Aber ansonsten ist die Story heiß.«
    »Sicher?«
    »Ganz sicher!«
    Beflügelt von Luises Zuspruch, setzte ich mich hin und beschloss, den Titel der Story zu ändern. »Verliebt in einen Callboy« klang wie ein richtiger Knaller, und das sollte es auch werden. Außerdem entschied ich mich für ein Happy End. Wie das im Einzelnen aussehen würde, war mir allerdings ein Rätsel.
    Egal. Jetzt ging es erst mal um die einzelnen Schritte bis dahin und ich vertiefte mich wieder in die Lektüre von Elisabeth George. Großartig, wie diese Frau das alles aufbereitet hatte.
    Und je weiter ich in die Materie vordrang, umso mehr war ich der Meinung, dass ich auf dem richtigen Weg war. Sollten meine Eltern doch schmollen, bis sie grün wurden. Ich würde das hier durchziehen und danach hatte ich alle Zeit der Welt, zu entscheiden, wie es weitergehen könnte.

33
    Ich hatte mit Andrea und Ineke vereinbart, dass ich die Geschichte bis Sonntagabend in groben Zügen entwerfen würde, danach wollten wir aufgrund dieser Vorarbeit gemeinsam weitermachen.
    Andrea überlegte sich bereits passende Rezepte für die ersten Folgen und Ineke las einen erotischen Roman, damit sie in der richtigen Stimmung war, die Story mit heißen Details zu würzen.
    Am Sonntagnachmittag gegen fünf spuckte der Drucker die letzte Version meines Exposés aus und ich legte sie Andrea auf den Tisch.
    »Boah, du hast sogar schon eine Leseprobe geschrieben!« Er sah mich begeistert an.
    »Die muss noch von Ineke bearbeitet werden«, sagte ich. »Aber ich glaube, es ist gut, wenn Frau Melzer gleich sieht, wie die Geschichte klingen könnte.«
    »Ganz deiner Meinung.« Er zeigte auf die Anrichte. »Daher habe ich auch gleich ein paar von den geplanten Rezepten nachgekocht, damit wir schon überlegen können, wann wir wo welche einplanen.«
    »Es riecht jedenfalls superlecker!« Ich ging in die Küche und staunte nicht schlecht. Mein Mitbewohner hatte sich echt ins Zeug gelegt und mehrere Teller mit verführerisch aussehenden
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