Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leben ist ein Kitschroman

Das Leben ist ein Kitschroman

Titel: Das Leben ist ein Kitschroman
Autoren: Sophie Benning
Vom Netzwerk:
Häppchen vorbereitet. »Genial!«
    »Alles babyleicht nachzukochen und auch für den kleinen Geldbeutel.« Er stellte sich neben mich und zeigte auf die einzelnen Teller. »Bratwurstbrät in Blätterteig, Tomaten-Basilikum-Creme, Zwiebeltörtchen und eine Lachsmousse mit Salat.«
    »Und wann dürfen wir das alles testen?« Schon beim Anblick lief mir das Wasser im Mund zusammen.
    »Gleich, wenn wir uns über die Story machen. Der Vorteil von diesen kleinen Gerichten: Man kann nebenbei quatschen.«
    Irgendwie schade, dass er nicht mein Traummann war: Er war einfach perfekt.
    Eine halbe Stunde später tauchte Ineke mit einem Block und einer Flasche Rosé im Flur auf. »Ich habe schjon ein paar sehr schjöne Stellen geschrieben«, verkündete sie strahlend. »Und zwar als Träume von dich, denn diese Mann ist ja erst ganz am Ende in dein Bett. Oder?«
    »So ist es geplant«, sagte ich. »Leider ist es mir nach wie vor schleierhaft, wie ich ihn dorthin kriegen soll.«
    »Das basteln wir schjon so zusammen, dass es passt.« Sie schnupperte. »Mmmh! Und was gibt es zu essen?«
    Auch Ineke bekam eine kurze kulinarische Küchenführung, dann stellten wir alles auf den großen Tisch und legten los.
    »Ich habe den Roman bisher auf acht Folgen verteilt«, begann ich. »Dabei ist es ganz wichtig, dass wir immer mit einem Cliffhanger aufhören ...«
    »Mit einen was?« Andrea sah mich verwirrt an.
    »Das Wort setzt sich zusammen aus dem englischen cliff, Klippe und to hang, baumeln. Man hört an einer spannenden Stelle auf und lässt den Leser mit der brennenden Frage Wie wird es weitergehen? zurück. Oder um zum Ursprung zu kommen: ein Mann hängt baumelnd an einer Klippe und man weiß nicht: wird er gerettet oder stürzt er ab?«
    »Und weil er oder, in unserem Fall, sie wissen will, wie es in der Geschichte weitergeht, wird sie die Zeitschrift auch in der nächsten Woche wieder kaufen.«
    »Das will ich doch schwer hoffen.« Ich blätterte in meinen Unterlagen. »Also, Luise meinte, die Hauptfigur sollte etwa Mitte dreißig sein. Ich habe mich für eine beruflich erfolgreiche Frau entschieden, die in einem Marketingunternehmen arbeitet und demnächst in eine neue, höhere Abteilung wechseln soll.
    Sie ist Single und in ihrer Freizeit kocht sie leidenschaftlich gern. So gut, dass ihre Freunde sie schon oft gefragt haben, warum sie kein eigenes kleines Restaurant aufmacht. Sie selber könnte sich das auch gut vorstellen, aber sie scheut das Risiko.
    Sie zieht bald um und hat sich einige Wochen freigenommen. Sie hat noch eine Menge Überstunden und feiert die bei dieser Gelegenheit ab.«
    Ineke und Andrea nickten.
    »So, und nun kommt es zum Köder, wie die George das nennt. Der zieht die Leserin in die Geschichte hinein und macht sie neugierig.« Ich nahm mir ein Stück Ciabatta mit der köstlichen Tomaten-Basilikum-Creme. »Unsere Heldin, ich habe sie einfachheitshalber mal Charlotte genannt, wartet an der Kasse im Supermarkt. Sie hat gerade für ein Abendessen mit Freundinnen eingekauft und hängt ihrem Tagtraum vom eigenen Restaurant nach.
    Dann sieht sie, dass hinter ihr ein total gut aussehender Typ steht. Um mit ihm ins Gespräch zu kommen, lässt sie etwas fallen, und es funktioniert: Sie bücken sich beide, um ein Stück Parmesan aufzuheben und knallen dabei mit den Köpfen zusammen. Der Mann lächelt sich an und sie bekommt auf der Stelle weiche Knie.«
    »Und sie ist betört von sein Parfüm, stimmt's?« Ineke grinste.
    »Stimmt genau.« Ich grinste ebenfalls und hatte just in diesem Moment wieder den zedrigen Lederduft von Mr Unbekannt in der Nase.
    »Unsere Charlotte ist so hin und weg, dass sie beschließt, diesem Mann zu folgen«, fuhr ich fort und ignorierte Andreas Lachen. »Trotz voller Einkaufstasche. Leider verliert sie ihn aus den Augen.«
    Ineke schnitt die Lachsmousse in Scheiben. »Die erste Folge können wir ja so enden lassen, dass der Kerl ganz plötzlich wie vom Erdboden verschwunden ist.«
    »Genau!« Ich machte mir ein paar Notizen. »Am nächsten Morgen hört Charlotte von ihrem Makler, dass sie nicht umziehen kann, weil es in ihrer neuen Wohnung gebrannt hat. Sie ist verzweifelt, denn sie steht praktisch auf der Straße.«
    »Wie du damals«, Ineke verteilte die Lachsmousse auf unsere Teller.
    »Aber abends beim Essen mit den Freundinnen finden sie die Lösung: Sie zieht in die Wohnung der Freundin, die ihren Freund blablabla, wie gehabt.«
    »Und wie ist hier der Cliffhanger?«, fragte Andrea
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher