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Das Leben ist ein Kitschroman

Das Leben ist ein Kitschroman

Titel: Das Leben ist ein Kitschroman
Autoren: Sophie Benning
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mit vollem Mund.
    »Ich hatte mir überlegt, dass sie am Ende dieser Folge ein kleines leer stehendes Lokal entdeckt. Gleich um die Ecke von der Wohnung, wo sie nun vorübergehend wohnt. Es ist, wie sie sich das immer vorgestellt hat. Und hat eine ganz günstige Miete. Aber das können wir zur Not auch noch offen lassen. Jetzt geht es um die einzelnen Folgen und deren Inhaltsangabe.« Ich zeigte mit der Gabel auf meinen Teller. »Und das hier kann man ganz leicht nachkochen? Schmeckt super.«
    »Babyleicht. Aber für einen Kochprofi wie Charlotte ist es fast zu einfach«, neckte er mich.
    Ich streckte ihm die Zunge entgegen. »Dann wären wir jetzt bei Folge 3.«
    Andrea wedelte mit seinem Block. »Aber vorher möchte ich erst noch meine Rezeptvorschläge loswerden, ja?«
    »Bitte, Herr Koch!« Ineke zeigte ebenfalls auf ihr Blatt. »Und dann lese ich mein erotische Traum für Charlotte vor!«
    »Au ja!« Andrea freute sich sichtlich. »Also, während diese Charlotte ... « Er zwinkerte mir zu. »Während sie also an der Kasse steht, freut sie sich schon auf eine Suppe, die sie sich abends kochen möchte.«
    »Etwa die, die du damals gemacht hast?«
    »Die hatten wir doch schon bei der Story mit diesem Tierarzt. Aber keine Bange, ich habe noch genügend Suppen auf Lager.« Andrea blätterte weiter. »Für die zweite Folge, wenn sie mit ihren Freundinnen zu Abend isst, bietet sich die Lende in Blätterteig mit einem Gratin an.«
    »Und am Anfang von der zweite Folge träumt Charli gleich von dies Mann«, machte Ineke weiter. »Gleich zu Beginn!«
    »Ich höre!« Andrea nahm sich ein halbes Zwiebeltörtchen und lehnte sich zurück.
    Ineke räusperte sich. »Als sie aufwachte, spürte sie der warme Körper neben sich. Der schöne Mann, der sie gestern zuerst an der Kasse und später in diese Bar getroffen war, schien noch tief zu schlafen und sie ließ sich vorsichtig aus das Bett gleiten. Leise öffnete sie die Badtür und stellte sich unter die Dusche.
    Sie wollte sich gerade einseifen, als sie bemerkte, dass sie nicht allein war. Der schjöne Mann stieg zu ihr in die Duschkabine. Soll ich dich der Rücken waschen?, fragte er mit seine tiefe, warme Stimme.
    Ohne ihre Antwort abzuwarten, fing er an. Zuerst seifte er ihre Schultern ein, dann glitten seine Hände weiter hinunter, bis zu ihren Hüften. Dort hielt er inne. Weiter?, fragte er. Sie nickte, unfähig sich zu bewegen ... «
    Grinsend sah Ineke von ihrer Geschichte auf. »Und dann klingelt es an die Tür und Charlotte wacht auf.«
    Andrea und ich johlten und klatschten begeistert.
    »So. Nun die Erotik wieder kurz zur Seite«, mahnte ich. »In der dritten Folge verschwindet ihre kleine Nichte beim Spielen im Hinterhof. Charlotte sucht sie überall und ... «
    »Ta-taaaah! Landet in der Bordell und sieht der Schönling wieder«, rief Ineke.
    »Ja! Aber gerade als sie ihn fragen will, was er dort macht, klingelt sein Handy und er sagt etwas in der Art wie: Ja, das wäre machbar. Ich komme dann so gegen fünf bei Ihnen vorbei. Dann haben wir alle Zeit der Welt. Nach diesen Sätzen schluckt Charlotte ihre Frage lieber runter, schnappt sich die Nichte und haut ab.«
    »Und sie grübelt die ganze Zeit, ob er wirklich ein Callboy ist oder nicht.« Ineke überlegte. »Jetzt muss ein Trostessen her, Andrea. Sonst betrinkt sich Charlotte, und das wollen die in diese Zeitschrift bestimmt nicht.«
    »Sie macht sich eine Frittata aus den übrig gebliebenen Spaghetti«, schlug Andrea vor.
    »Aber ich werde wenigstens in der Story dafür sorgen, dass sie dabei die Tomatensoße nicht verbrennen lässt.«
    »Warum nicht?«, fragte Ineke. »Wenn man durcheinander ist, passiert das schnell. Beim Kochen hat Charlotte heiße Visionen«, überlegte Ineke. »Sie muss dauernd an ihn denken und überlegt, wie es wohl ist, wenn sie ihn als Callboy buchen würde.«
    »Au ja! Und deshalb verbrennt ihr die Soße!« Hach, zusammen machte das so richtig Spaß. Und bevor wir uns auch nur halbwegs durch Andreas Köstlichkeiten gemampft hatten, stand das gegliederte Exposé. Bis auf die letzte Folge.
    »Meint ihr, ich kann das Frau Melzer so schicken und ihr schreiben, dass ich das Ende nachreiche?«
    Meine Mitstreiter nickten.
    »Wenn du schreibst, dass es ein Happy End geben wird und du dir das aber noch etwas genauer überlegen möchtest, wird sie sicher einverstanden sein«, sagte Andrea.
    Plötzlich hatte ich einen Geistesblitz. »Wisst ihr, was ich jetzt noch machen werde? Ich werde diese
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