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061 - Der Blutgraf

061 - Der Blutgraf

Titel: 061 - Der Blutgraf
Autoren: A.F.Morland
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Traurig hatte Vicky Bonney ein regengraues London verlassen. Als die Maschine auf dem römischen Flughafen Fiumicino landete, schien die Sonne so hell vom strahlendblauen, wolkenlosen Himmel, als wollte sie Werbung für Bella Italia machen.
    Die hübsche blonde Schriftstellerin war nicht etwa traurig, weil es in London geregnet hatte, sondern weil sie einen sehr guten Freund verloren hatte.
    Lance Selby, der Parapsychologe, Freund und Nachbar, war vor zwölf Stunden in einer Londoner Klinik gestorben. Mit nur achtunddreißig Jahren hatte er ausgesehen wie ein Greis.
    Mr. Silver und Cruv hatten ihr die schlimme Nachricht überbracht, und sie hatte lange um Lance geweint.
    Heute weinte sie nicht mehr, doch sie brauchte nur an Lance zu denken, dann krampfte sich sofort ihr Herz zusammen. Sie konnte es nicht verhindern. Es würde wohl lange dauern, bis sie den Verlust überwunden hatte.
    Sie redete sich ein, daß es für Lance Selby die beste Lösung gewesen war, denn gesund hätte er mit Mortimer Kulis künstlichem Blut in den Adern nicht mehr werden können, und er hatte sein Ende nicht mitbekommen.
    Das Leben geht weiter! Damit versuchte sich Vicky Bonney aufzurichten, und die Sonne über der Ewigen Stadt schien ihr dabei helfen zu wollen.
    Mit all den Passagieren, die den Flug von London nach Rom mitgemacht hatten, wurde sie in das große Flughafengebäude geschwemmt, und sie reckte den Hals, um nach Massimo Giordo, ihrem italienischen Verleger, Ausschau zu halten.
    Vicky trug ein adrettes Reisekostüm, in der Taille sehr eng, ihre wohlgerundeten Kurven dezent und doch unübersehbar betonend.
    In der Rechten schwenkte sie ein Mittelding zwischen Handtasche und Handkoffer, und ihren Koffer, der soeben den Gepäckspool erreichte, stellte sie auf einen kleinen Transportwagen.
    Massimo Giordo hatte die Rechte für all ihre Bücher gekauft und wollte die Schriftstellerin, die in Italien sehr gern gelesen wurde, im Verlaufe einer kleinen Promotion-Tour vorstellen.
    Das blonde Mädchen hatte nichts zu verzollen, der Zollbeamte wollte aber dennoch einen Blick in ihren Koffer werfen. Sie hatte nichts dagegen, war dem Mann, der nur seine Pflicht tat, nicht böse, öffnete das Gepäckstück bereitwillig, bekam ihren Reisepaß wieder, der Beamte salutierte etwas schlampig, und sie durfte weitergehen.
    »Da ist sie!« rief eine helle Mädchenstimme. »Papa, da ist Miß Bonney!«
    Und dann tauchte ein quirliges schwarzhaariges Mädchen auf, das Vicky Bonney einen Moment an Roxane, die Hexe aus dem Jenseits, erinnerte.
    Roxane, die zur Hälfte die gefährliche Zauberin Arma in sich hatte…
    Mit schönen grünen Augen strahlte das schwarzhaarige Mädchen die Schriftstellerin an. »Herzlich willkommen, Miß Bonney. Ich bin Angela Giordo, meines Vaters mißratene Tochter. Ich sage es lieber gleich selbst, bevor Sie es von ihm zu hören kriegen.«
    Vicky reichte dem jungen Mädchen - sie konnte nicht älter als neunzehn sein - die Hand. »Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    »Oh, die Freude ist ganz auf meiner Seite. Vater wollte mich nicht mitnehmen, aber ich ließ mich nicht abwimmeln.« Sie lachte mit blitzweißen, regelmäßigen Zähnen, streckte den Arm hoch und rief: »Wir sind hier, Papa!«
    Massimo Giordo mußte gegen den Strom der Reisenden schwimmen. Er war ein freundlicher grauhaariger Mann, eigentlich ein bißchen zu alt für eine so junge Tochter. Sehr elegant gekleidet, mit einer weißen Nelke im Knopfloch.
    »Miß Bonney, herzlich willkommen in Rom«, sagte er.
    »Das hat sie bereits von mir zu hören bekommen«, sagte Angela amüsiert. »Ich wußte, daß ich sie vor dir entdecken würde, obwohl ich sie nur von Fotos her kenne.« Sie wandte sich an die Schriftstellerin. »Wie oft waren Sie schon in Rom, Miß Bonney?«
    »Einige Male.«
    »Papa hat mich immer vor Ihnen versteckt. Ist es nicht so?«
    »Unsinn«, wehrte Massimo Giordo ab.
    »Du hast Miß Bonney nie zu uns nach Hause gebracht, obwohl du weißt, wie gern ich ihre Bücher lese. Diesmal müssen Sie zu uns kommen, Miß Bonney. Bitte. Ja?«
    Die Schriftstellerin lächelte. »Nun, ich weiß nicht, was für ein Programm Ihr Vater für mich zusammengestellt hat, aber ich denke, daß uns ein bißchen Zeit bleiben wird, uns näher kennenzulernen.«
    »Darauf freue ich mich«, sagte Angela begeistert.
    Ihr Vater seufzte. »Nehmen Sie sich vor meiner Tochter in acht, Miß Bonney. Wenn Angela jemanden mag, versucht sie ihn mit Haut und Haaren zu verschlingen. Sie ist ein
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