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Der Todesstern

Der Todesstern

Titel: Der Todesstern
Autoren: Hubert Haensel
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1.
    Lankohrs Blick ließ viel von der inneren Unruhe erkennen, die er empfand.
    »Ich werde ein verdammt ungutes Gefühl nicht los«, schimpfte er. »Diese Krieger, die uns der Domo auf den Hals gehetzt hat, machen alles andere als einen vertrauenerweckenden Eindruck. Falls es ihnen in den Sinn kommt, werden sie Carlumen im Handstreich nehmen.«
    »Sie müssen verwegen sein, wenn sie gegen den Todesstern antreten wollen«, erwiderte Heeva.
    Lankohr seufzte. »Benehmen wir uns deshalb wie die Wilden? Wir sind gesittet, zurückhal…«
    »Ganz besonders du«, fiel die Aasin ihm ins Wort. »Ich habe keine Angst vor den Männern. Im Gegenteil. Womöglich werden wir auf ihre Waffen angewiesen sein.«
    Ohne eine Erwiderung machte Lankohr auf dem Absatz kehrt und entfernte sich in Richtung Wurzelstock des Lebensbaums. Heeva blickte ihm kopfschüttelnd hinterdrein. Sie hatte das Gefühl, daß Lankohr nichts mehr mit sich anzufangen wußte. Das war so, seit Caeryll «ich aus den Lebenskristallen gemeldet und von seinem gedanklichen Zwiegespräch mit Mythor erzählt hatte. Und seit Carlumen von Visavy aus in die Tiefe der Schattenzone aufgebrochen war, um sich mit dem Sohn des Kometen beim Todesstern zu treffen. Völlig unerwartet hatten der Domo und die anderen Aborginos sie ziehen lassen, aber nur, weil ihnen jeder Kämpfer gegen das herannahende Böse willkommen war. An die hundert in vielen Schlachten erprobte Helden hatten sich auf ihren Befehl hin an Bord der Fliegenden Stadt eingeschifft.
    Längst waren die beiden Städte am Ufer des Goldenen Stroms, Watalhoo und Visavy, im Dunst verschwunden. Die Vorboten des Bösen machten sich zunehmend bemerkbar. Immer Öfter verdunkelten dichte Schwaden der Finsternis das goldene Flimmern, obwohl der Todesstern noch gut eine Tagesreise entfernt war. Die von ihm ausgehende Bedrohung ließ sich nicht mehr leugnen. Vielleicht machte dies Lankohr zu schaffen. Heeva wußte es nicht.
    Nachdem Carlumen erst vor kurzem an einer Gruppe morsch wirkender, überfüllter Boote vorbeigefahren war, schien man jetzt wieder auf dem Strom allein zu sein. Das Lärmen an Bord übertönte die fernen Stimmen aus rauhen Kehlen, die manchmal mit dem Nebel kamen. Auch entlang der Ufer zogen Kriegerscharen in südlicher Richtung. Etwa alle sieben Jahre fiel der Todesstern in den Goldenen Strom, die Lebensader der Schattenzone, ein, und hinterließ Unheil und Zerstörungen.
    Unwillkürlich ballte Heeva ihre zierlichen Hände zu Fäusten. Diesmal sollte das Glück den Kämpfern des Lichts hold sein. Hatte wirklich nur ein Zufall Mythor und Fronja ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt zurück in die Schattenzone geführt? Oder standen andere Mächte lenkend dahinter? ALLUMEDDON war nahe, wenn man den vielfältigen Zeichen Glauben schenken durfte.
    Ein spitzer, schriller Schrei ertönte, unterbrochen von dröhnendem Gelächter. Heeva fuhr von der Wehr herum… Der Schrei wiederholte sich. Dann folgte das Klirren von Waffen.
    Ihren Zauberstab aus dem Gürtel zerrend, lief die Aasin los. Kaum hatte sie die Beiboote der Fliegenden Stadt hinter sich gelassen, bot sich ihr ein absonderliches Bild. Lankohr kämpfte gegen ein halbes Dutzend verwegen anmutender Krieger; wie ein Besessener schlug er mit seinen beiden Dolchen um sich.
    Im ersten Moment erstarrte Heeva, dann wurde ihr klar, daß die Männer nur mit Lankohr ihr Spiel trieben. Aber offenbar nahm er alles für bare Münze.
    Ein Schwerthieb wirbelte eines seiner Messer davon. Er stürzte sich auf seinen Gegner, einen gut sieben Fuß großen, gerüsteten Hünen, dessen Kettenhemd deutlich die Spuren manchen Kampfes erkennen ließ. Das Gesicht des Mannes verschwand völlig unter einem bis auf die Brust reichenden, wallenden Vollbart von der Färbung glühender Kohlen. Nur zwei große, stechende Augen waren zu erkennen. Das Haupthaar, ebenfalls von dunklem Rot und schulterlang, war zu Zöpfen geflochten, an deren Enden abgebrochene Pfeilspitzen baumelten.
    Mit den Füßen voran sprang Lankohr den Hünen an, zugleich zuckte seine Rechte vor, und der Dolch schnitt eine tiefe Kerbe in den Bart.
    »Ho«, brüllte der Krieger, sein Schwert verfehlte den Aasen nur um Haaresbreite. »Du wagst es, meine Manneszier zu schänden.«
    Als kräftige Hände Lankohr packten und gänzlich entwaffneten, begann er, blindlings mit den Fäusten um sich zu schlagen. Plötzlich verlor er den Boden unter den Füßen. Ein Mann hielt ihn im Nacken und am Hosenboden fest und schwenkte ihn wie
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