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0285 - Parkweg des Grauens

0285 - Parkweg des Grauens

Titel: 0285 - Parkweg des Grauens
Autoren: Parkweg des Grauens
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»Hast du heute schon die Nachrichten gehört?«, erkundigte sich mein Freund Phil.
    Ich schüttelte stumm den Kopf.
    »Im Central Park ist wieder ein Mann erschossen worden«, sagte Phil.
    Ich winkte ab und beschäftigte mich mit meinem Frühstück, das aus einem Käsesandwich und einem Becher Kaffee bestand. Der Käse schien biblisches Alter zu haben.
    »Die Zeitungen werden einen hübschen Wirbelveranstalten«, stellte Phil fest.
    Ich biss in das Sandwich.
    »Das muss der dritte oder vierte Central Park Mord sein«, sagte Phil.
    Ich nippte an meinem Kaffee.
    »Man wird eine Sonderkommission einsetzen müssen«, sagte Phil.
    Das hat man schon des Öfteren getan.
    »Wir werden den Chef bitten, uns zu dieser Kommission abzustellen«, erklärte Phil feierlich.
    Mir blieb ein Bissen im Hals stecken. Ich musste husten.
    »Verschluck dich nicht«, sagte Phil mitfühlend.
    Den guten Rat hätte er mir vorher geben sollen. Ich hustete, bis mir die Tränen in die Augen stiegen. In dem Augenblick kam der alte Neville herein. Er sah mich kopfschüttelnd an.
    »Ein G-man, der weint«, sagte er tonlos. Für ihn brach eine Welt zusammen. »In der guten alten Zeit…«, fing er an.
    Mein Husten gewann an Lautstärke. Neville stammt aus der Zeit, da Al Capone eine Armee von Gangstern kommandierte und der Polizei Schlachten lieferte. Das war für Neville die gute alte Zeit.
    »Was gibt es Neues, Neville?«, fragte Phil schnell.
    »Ich habe mir die Karten legen lassen«, brummte er. »Ihr werdet einen neuen Fall übernehmen müssen. In der Gegend der 96th Street ist Marihuana aufgetaucht. Ich wette meinen alten Bart gegen deinen neuen Schlips, Jerry, dass Mister High euch Grünschnäbel auf die Sache ansetzen wird.«
    Er drehte sich um und stiefelte zur Tür. Vielleicht war er ein bisschen beleidigt, dass wir ihm wegen dieser Botschaft nicht um den Hals gefallen waren. Aber Phil und ich, wir waren spät ins Bett gekommen, hatten verschlafen und versuchten jetzt, das Frühstück im Büro nachzuholen.
    »Was ich noch sagen wollte«, murmelte Phil. »Die Sache im Central Park…«
    »Man sollte auch eine Freundschaft nicht zu sehr strapazieren«, knurrte ich. »Erst der uralte Käse, dann Neville und schließlich du mit deinem Central Park. Mir reicht es für heute früh. Der Tag fängt ja gut an.«
    Ich trank den Kaffee aus und ging zur Tür, um mir noch einen Becher aus der Kantine zu holen. Ich hatte gerade den Fuß auf der Schwelle, da dröhnte es aus der Lautsprecheranlage im Flur: »Sondereinsatz für Cotton und Decker! Einzelheiten über Sprechfunk! Abfahrt Richtung Norden! Wiederholung: Sondereinsatz…«
    Der Becher flog in den Papierkorb.
    Phil flankte über den Schreibtisch. Der Tag fing gut an.
    Die Sirene gellte, das Rotlicht rotierte, und die Fahrer in der Park Avenue steuerten ihre Fahrzeuge an die Straßenseiten, als wir mit meinem Jaguar hinauf nach Norden brausten.
    Inzwischen hatte Phil den Hörer des Sprechfunkgerätes genommen. Über den eingeschalteten Lautsprecher konnte ich sein Gespräch mit der FBI-Leitstelle verfolgen.
    Die Stimme aus dem Lautsprecher klang sachlich und routiniert.
    »Soeben ging der zweite Anruf eines Verbindungsmannes ein. In der 96th Street soll das Mitglied einer Rauschgiftbande ermordet werden. Unser V-Mann erfuhr es eben erst.«
    »Wo?«, erkundigte sich Phil knapp.
    »In der Herrentoilette einer kleinen Bar. Hausnummer 71.«
    »Wie sieht der Mann aus, der umgebracht werden soll?«
    »Keine Ahnung. Unser V-Mann belauschte zufällig ein Gespräch, in dem von dem Mord die Rede war. Beeilen Sie sich!«
    »Wir fahren so schnell, dass es kaum noch zu verantworten ist«, erwiderte Phil. »Weiß man den,n von der ganzen Geschichte nicht mehr?«
    »Das Opfer soll Eddy heißen.«
    »Großartig«, sagte Phil, »jetzt sind wir erschöpfend informiert.«
    »Erkundige dich nach dem Namen der Kneipe«, warf ich ein.
    Phil tat es. Aus der Antwort musste man schließen, dass der Besitzer des Lokals ein romantischer Schwärmer war, denn seine Bar hieß Lonely Night - mitten in der Millionenstadt New York eine kühne Behauptung. Phil sagte abschließend, dass er sich wieder melden wollte, wenn wir Genaueres wüssten. Das Gerät blieb auf Empfang.
    Wenige Minuten später hatten wir unser Ziel erreicht. Wenn tatsächlich ein Mord in dem Lokal ausgeführt werden sollte, konnten die Täter vielleicht durch die Sirene abgeschreckt werden, und aus diesem Grund hatten wir das Ding bis zum letzten Augenblick
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