Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0285 - Parkweg des Grauens

0285 - Parkweg des Grauens

Titel: 0285 - Parkweg des Grauens
Autoren: Parkweg des Grauens
Vom Netzwerk:
erwiderte Miss Realy. Ihre Stimme klang angenehm.
    Wir traten ein. In der Luft hing der zarte Duft eines dezenten Parfüms.
    Ich trat an eins der Fenster und blickte hinab in den Hof. In einer Entfernung von annähernd dreißig Yards sah ich Lieutenant Anderson mit ein paar Männern der Mordkommission sprechen. Niemand blickte in unsere Richtung.
    »Von hier aus ist wenig zu erkennen«, sagte Phil hinter mir. »Von den Fenstern der anderen Wohnungen aus können wir vielleicht mehr sehen!«
    Ich wandte mich vom Fenster ab.
    »Das war alles«, sagte ich. »Entschuldigen Sie die Störung, Miss…«
    »Realy«, sagte das Mädchen.
    Erst jetzt konnte ich sie zum ersten Mal im richtigen Licht sehen. Ihr Gesicht war durchschnittlich hübsch, hatte aber einen leicht schwermütigen Ausdruck. Vielleicht lag es nur an den ungewöhnlich großen, tiefbraunen Augen.
    »Sehr angenehm«, versicherte ich.
    »Haben Sie je in dieser Wohnung etwas Besonderes bemerkt?«
    »Ich wohne erst seit gestern Abend hier«, sagte das Mädchen.
    »Ach ja, richtig«, nickte ich. »Mrs. Stornes erwähnte es ja bereits. Also nochmals vielen Dank.«
    »Keine Ursache«, erwiderte sie und brachte uns bis zur Tür ihres Zimmers.
    Als wir in den düsteren Wohnungsflur traten, schrillte die Stimme der Frau aus der Küche: »Finden Sie raus? Ich muss auf mein Essen aufpassen, sonst brennt es mir an.«
    »Bemühen Sie sich nicht, Mrs. Stornes«, riefen wir zu der offenstehenden Tür hin, »wir finden schon hinaus!«
    Aber wir begaben uns in die Küche. Mrs. Stornes rührte in einem großen, dampfenden Topf.
    »Haben Sie nicht vor etwa einer Stunde einen lauten Bums gehört?«, fragte Phil. »Einen Krach, fast wie ein Schuss?«
    »Freilich habe ich den gehört! Gerade in dem Augenblick, als Miss Realy zurückkam. Sie stand gerade im Flur, und ich fragte sie, ob ich ihr eine Tasse Kaffee bringen sollte, da krachte es. So etwas müsste verboten werden! Was war denn da überhaupt los?«
    »Das fragen wir uns auch«, erwiderte ich. »Auf jeden Fall, vielen Dank für Ihre Liebenswürdigkeit. Auf Wiedersehen, Mrs. Stornes.«
    Wir verließen die Wohnung. Als wir die Treppen hinabgingen, murmelte Phil: »Wenn sie mit der Frau im Flur gestanden hat, als der Schuss fiel, kann sie ihn nicht selbst abgefeuert haben.«
    »Sicher nicht. Trotzdem finde ich es merkwürdig, dass sie erst seit gestern hier wohnt.«
    »Es kann ein Zufall sein, Jerry!«
    »Es kann, ja…«, räumte ich ein.
    Wir begaben uns zurück in den Hof hinter der Kneipe und berichteten Lieutenant Anderson.
    »Wie heißt das Mädchen?«, fragte er. »Ich werde Erkundigungen über sie einziehen.«
    »Eine Miss Realy«, erwiderte Phil. »Den Vornamen haben wir nicht erfahren, weil wir nicht danach gefragt haben. Und wie sieht es bei Ihnen aus, Anderson? Schon irgendetwas Greifbares?«
    »Nichts«, sagte der Lieutenant kopfschüttelnd. »Der Mann, den ihr tot in der Herrentoilette gefunden habt, wurde von einer Pistolenkugel getötet. Sie drang oberhalb der linken Schläfe in den Kopf ein. Eine Austrittswunde gibt es nicht.«
    Ich staunte.
    »Kein Ausschuss? Dann müsste es ja ein kleines Kaliber gewesen sein.«
    Anderson sah uns aufmerksam an. Er sagte gedehnt: »Ein kleines Kaliber oder eine große Entfernung, jedenfalls groß für eine Pistole. Vielleicht aus einem der Fenster von den gegenüberliegenden Häusern…«
    ***
    Aus den Papieren, die der tote Mann aus der Herrentoilette bei sich geführt hatte, ging hervor, dass er Bill Harper hieß. Aus dem, was uns der Wirt erzählt hatte, war zu entnehmen, dass dieser Bill Harper von seinen Bekannten aus irgendwelchen Gründen Eddy genannt wurde.
    Um die Ermittlungen schneller voranzutreiben, hatten wir mit Anderson vereinbart, dass wir gleichzeitig verschiedenen Spuren nachgehen sollten. Meine Aufgabe war es, erst einmal den Wirt gründlich auszuquetschen. Ich nahm mir den Burschen vor.
    »Was ist das für eine Polizei«, lamentierte er, als ich in die Gaststube trat. »Da wird irgendwo jemand erschossen und schon vergrault die Polizei mir meine Gäste. Oder glauben Sie, dass es jemand gern hat, wenn die Polizei seinen Namen auf schreibt?«
    Ich rutschte auf einen der hohen Barhocker.
    »Geben Sie mir einen Whisky mit viel Soda«, bat ich. »Wie heißen Sie eigentlich?«
    Er sah mich aus seinen tief in den Höhlen liegenden Augen lauernd an. »Ich? Was spielt das für eine Rolle?«
    »Keine besondere«, gab ich zu. »Aber ich weiß immer gern, wie die Leute
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher