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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02
Autoren: Anna Kendall
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stimmt.«
    »Roger«, sagte er mit belegter Stimme.
    Ich sah ihn genauer an. In dem unsteten Licht des Feuers war sein kleines Gesicht vor Qual verzerrt. Jee legte eine Hand auf meinen heilen Arm, und ich hatte das Gefühl, dass er nicht einmal bemerkte, was er tat. Er stieß hervor: »Ich muss mit der Dame gehen!«
    »Natürlich musst du das. Prinzessin Stephanie braucht dich.«
    »Aber Maggie…«
    Nun begriff ich seinen inneren Kampf. Ich sagte sanft: »Hör mir gut zu, Jee. Maggie liebt dich, und sie wird dich vermissen. Aber sie braucht dich nicht auf dieselbe Art, wie dich Stephanie braucht. Maggie wird mich haben. Stephanie wird Mutter Chilton haben, aber du siehst, wie alt sie schon ist. Schau sie an. Es wird viel geben, was Mutter Chilton nicht tun kann. Und du bist der Einzige, der versteht, was Stephanie im Land der Toten durchmachen musste. Wer sonst könnte es verstehen? Mit wem sonst könnte sie darüber reden? Die Prinzessin braucht dich, Jee. Du musst mit ihr gehen, und ich werde mich darum kümmern, dass Maggie das versteht.«
    Es war die Beruhigung, die er sich gewünscht hatte, und die Ausrede. Sein Gesicht entspannte sich, und im Licht des Feuers sah ich sein seltenes Lächeln.
    Zumindest war es mir gelungen, das Herz eines Kindes leichter zu machen.
    Und so brach ich auf. Ich hatte einen weißen Pelzumhang. Ich hatte Toms Messer, Jees Schlingen, einen Wasserschlauch und sowohl Gold als auch Silber von Mutter Chilton, mehr Geld, als ich je zuvor in meinem Leben besessen hatte. Aber sowohl Münzen als auch Pelzumhang konnten Erkennungszeichen sein, und ich hatte vor, sie so bald wie möglich loszuwerden. Ich wollte, dass weder Frauen vom Netz noch Hisafs mich aufspüren konnten. Diese Reise würde nur für mich sein.
    Ich ging am Rand der Wiese entlang, schlurfte durch den Schnee, abgeschirmt von Bäumen, und erklomm den nächsten Hügel Richtung Norden. Nun konnte ich bis zur weiten Ebene des Königinnenreichs schauen. Weit unten ritt die Vorhut von Lord Roberts Armee, während der Hauptteil durch ein Tal weiter hinten marschierte. Sie würden den Kiefernhain noch vor Anbruch der Nacht erreichen. Morgen, vielleicht übermorgen, wenn sie eine kurze Rast erlaubten, würden sie nach Osten zur Hauptstadt zurückkehren.
    Ich würde in die gleiche Richtung wie die Armee gehen, aber auf einer etwas nördlicheren Route, und um einiges schneller. Eine Armee, die eine Prinzessin eskortiert, ist viel unbeweglicher als ein einzelner Reisender. Und vielleicht konnte ich unterwegs einen Esel kaufen. Maggie würde einen Esel gut gebrauchen können.
    In nicht allzu weiter Entfernung stieg Rauch von einem einsamen Hof auf. Es war erst der Beginn des Winters, und die Bauern würden haltbares Fleisch, Trockenfrüchte und Käse für den Winter aufbewahrt haben. Ich würde warten, bis ich sah, wie der Bauer und seine Söhne, falls er welche hatte, die Hütte verließen, und dann würde ich mit seiner Frau verhandeln. Ich würde Vorräte kaufen, und ich würde meinen weißen Pelzumhang gegen etwas Einfacheres eintauschen, das niemand erkannte. Die Bauersfrau würde mindestens zur Hälfte eine Wilde sein, aber sie würde mir verkaufen, was ich brauchte. Es sind alte Frauen, die sich am ehesten mit mir unterhalten wollen. »Schreckliche Zeiten kommen«, hatte Mutter Chilton gesagt. »Schrecklicher, als du es dir vorstellen kannst.«
    Aber nicht für mich. Was ich Katharine angetan hatte, würde mir immer gegenwärtig sein, aber nun ging ich heim zu Maggie und meinem Sohn.
    Ich machte mich den verschneiten Hügel hinab zu dem Bauernhaus auf.
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