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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando
Autoren: Vince Flynn
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Vertreter der amerikanischen Regierung auch nicht erwartet hatten.
    Sie blieben neben den Sesseln stehen, die man etwa drei Meter vom Kronprinzen entfernt für sie aufgestellt hatte. Beide verneigten sich und warteten auf die Aufforderung, Platz nehmen zu dürfen. Faisal wirkte auf Rapp müde und ein wenig ängstlich, so, als rechne er mit einer unangenehmen Überraschung. Sein schwarzer Schnurr und Kinnbart verstärkte die dunklen Ringe unter seinen glanzlosen Augen. Es sah ganz so aus, als habe er nicht gut geschlafen.
    Mit einer kaum wahrnehmbaren Handbewegung gab er zu verstehen, dass sie Platz nehmen sollten. Sie befolgten die Aufforderung, setzten sich aber steif auf die Sesselkante. Kennedy begann mit den Worten: »Wir danken Ihnen, Hoheit, dass Sie sich die Zeit genommen haben, uns zu empfangen.« Sie beugte sich vor und legte den Umschlag auf den Couchtisch, der zwischen ihnen stand. »Präsident Hayes hat mich gebeten, Ihnen das persönlich zu übergeben.«
    Faisal sah auf den Umschlag, traf aber keine Anstalten, ihn an sich zu nehmen oder zu fragen, was er enthielt.
    »Er möchte, dass der Inhalt dieses Umschlags ausschließlich eine Sache zwischen unseren beiden Ländern bleibt«, fügte Kennedy hinzu.
    Der Kronprinz nickte zum Einverständnis. Er hatte schon oft mit dem amerikanischen Präsidenten gesprochen und würde das auch im Laufe des Vormittags wieder tun. Dass er eigens zwei seiner Spitzengeheimdienstleute geschickt hatte, um den Umschlag zu überbringen, sprach Bände.
    »Ich muss Sie darauf hinweisen, Hoheit«, sagte nun Rapp, »dass Ihnen der Inhalt dieses Umschlags sehr nahe gehen könnte. Es ist in keiner Weise unsere Absicht, Sie zu verärgern, doch waren wir der Ansicht, dass es das Beste sei, wenn Sie die volle Wahrheit erfahren.«
    Diesmal nickte der Kronprinz etwas nachdrücklicher. Ihm war bewusst, dass es hier nicht um angenehme Dinge ging. Er sah Rapp unbehaglich lange in die Augen, so, als wisse er weit mehr, als er zu erkennen gab… als sei ihm vielleicht sogar bekannt, wer seinen Bruder getötet hatte.
    Schließlich sagte er: »Danke.« Es war kaum lauter als ein Flüstern. Dann wandte er sich seinem Adjutanten zu und nickte.
    Der Mann trat mit einem schmalen Lächeln vor und bedeutete Rapp und Kennedy, ihm zu folgen. Die Zusammenkunft war beendet. Ohne ein weiteres Wort wurden sie durch mehrere Suiten zurück in den Korridor geleitet. Kennedys Sicherheitsleute warteten neben dem Personalaufzug. Als Erstes ließ sich Rapp seine Heckler & Koch 9 mm zurückgeben. Er betrachtete sie aufmerksam, als wolle er sich vergewissern, dass sie sich im selben Zustand wie zuvor befand, und steckte sie ins Gürtelholster hinten in der Hose. Dann knöpfte er sein Jackett zu. Alle betraten den Aufzug.
    In drei Autos fuhr die Gruppe zum Hotel zurück. Auf dem kurzen Weg schwiegen Rapp wie auch Kennedy. Im Bristol angekommen, wurden sie in die Räume des Präsidenten geführt, wo sie bereits erwartet wurden. Der Präsident trug Abendkleidung, weil er im Elysee - Palast, dem Amtssitz seines französischen Kollegen, an einem Bankett teilnehmen sollte.
    »Wie war es?«, fragte er.
    Während Kennedy unverbindlich die Achseln zuckte, sagte Rapp: »Ich glaube, Sie werden eine ganze Weile nicht mit einem Ölembargo rechnen müssen.«
    Der Präsident lächelte zufrieden und griff nach einer Flasche Champagner, die in einem silbernen Sektkühler bereitstand. Er nahm sie heraus und trocknete sie mit einer weißen Serviette. »Ich denke, darauf sollten wir anstoßen«, erklärte er, während er den Draht vom Korken löste. Dann wickelte er die Serviette um den Flaschenhals und machte sich daran, die Flasche vorsichtig zu entkorken.
    Das gelang ihm, ohne einen einzigen Tropfen zu verschütten, und er goss drei Gläser voll. Er gab Kennedy und Rapp je eins und hielt das seine empor. »Auf eine gut gelöste Aufgabe und darauf, dass wir eine Krise vermeiden konnten.«
    Alle drei tranken, dann fügte Hayes hinzu: »Das sind wahrhaft bedeutsame Zeiten, und Sie beide haben in entscheidender Weise dazu beigetragen, dass sich jetzt alle Beteiligten an einen Tisch setzen. Wer weiß«, fügte er mit hoffnungsvollem Blick hinzu, »vielleicht erreichen wir sogar bis zum Ende der Woche Frieden im Nahen Osten.« Er sah Rapps zweifelnden Blick. »Halten Sie das nicht für möglich?«
    Rapp zögerte nur kurz. »Sir, ich nehme an, dass Sie am Ende der Woche ein Dokument in Händen halten werden, in dem steht, dass es im Nahen
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