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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando
Autoren: Vince Flynn
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die Leibwächter der Direktorin der CIA wurden durch eine Hintertür ins Plaza Athenee gebracht und zu einem Personalaufzug geleitet, der sie ins oberste Stockwerk brachte. Dort erwartete sie eine ganze Kohorte von Leibwächtern. Lediglich Kennedy und Rapp durften passieren, aber erst nachdem er einem der CIA-Männer, die zurückbleiben mussten, seine Pistole übergeben hatte.
    Ohne sie fühlte er sich nackt, doch ihm blieb keine Wahl, zumal die Leibwächter des Kronprinzen nicht einmal von der Aussicht begeistert schienen, dass ein unbewaffneter Rapp zur Audienz empfangen wurde. Man brachte Kennedy und ihn in ein Zimmer, wo ihn zwei Männer gleichzeitig abtasteten, während ein dritter mit gezogener Pistole daneben stand. Kennedy zeigte sich belustigt von dem Aufruhr, den er verursachte. Als man sich vergewissert hatte, dass er gänzlich unbewaffnet war, durften die beiden Amerikaner eine üppig eingerichtete Suite betreten, wo man sie einstweilen allein ließ.
    Keiner von beiden setzte sich, keiner von beiden sprach. Kennedy hatte um die Erlaubnis gebeten, den Raum durch Techniker nach Abhöreinrichtungen absuchen zu lassen, was man ihr rundheraus abgeschlagen hatte. Das konnte nur bedeuten, dass die Saudis entweder von den Fähigkeiten ihrer eigenen Leute überzeugt waren, derlei zu entdecken, oder das Gespräch mit dem Kronprinzen für ihre eigenen Zwecke aufzeichnen wollten. Vermutlich spielte beides eine Rolle, und so hatten die Direktorin der CIA und Rapp beschlossen, so wenig wie möglich zu sagen. Ihre bloße Anwesenheit und der Inhalt des großen braunen Umschlags, den Kennedy an sich drückte, würden alles Nötige zum Ausdruck bringen.
    Neben einer Videokassette und zwei Audiokassetten enthielt er eine dicke Akte über finanzielle Transaktionen und Mitschnitte von Gesprächen. Es waren Kopien; sämtliche Originale befanden sich in einem Tresor in Langley. Das Videoband war auf Prinz Omars Yacht aufgenommen worden und zeigte nicht nur in allen Einzelheiten, wie David erwürgt wurde, sondern enthielt auch die Tonspur mit dem, was Prinz Omar über den angeblichen Mangel seines Bruders an Männlichkeit und Intelligenz gesagt hatte. Auf den Tonbändern befanden sich Mitschnitte der Telefonate, die Prinz Omar unmittelbar vor und nach der Ermordung ihres gemeinsamen Vetters mit dem Kronprinzen geführt hatte. Eines enthielt Prinz Omars wiederholte Forderung nach einem Ölembargo gegen die Vereinigten Staaten, das andere das Geständnis, das er in seiner Limousine abgelegt hatte, bevor er aus seinem Elend erlöst worden war. All das waren unwiderlegbare Beweise dafür, dass die Beziehung zu seinem Bruder weit enger war, als das Haus Saud der Öffentlichkeit weiszumachen versucht hatte.
    Über die Frage, ob man Rapps Stimme auf dem letzten Band unkenntlich machen sollte, war lange debattiert worden. Rapp selbst hatte sich überraschenderweise dafür ausgesprochen, es nicht zu tun. Er schämte sich seiner Tat nicht und fürchtete auch keine Vergeltungsaktionen des Hauses Saud. Seiner Überzeugung nach hatte er dem Kronprinzen einen großen Gefallen getan, indem er ihm die Mühe erspart hatte, sich den auf Abwege geratenen Bruder selbst vom Halse zu schaffen, denn das hätte leicht zu einem Zerwürfnis in der königlichen Familie führen können. So hatte Kronprinz Faisal genau das bekommen, was er wollte, ohne sich selbst die Hände schmutzig machen und sein Gewissen belasten zu müssen. Er war dem Mann von der CIA künftig verpflichtet.
    Sie brauchten nicht lange zu warten. Ein Adjutant des Herrschers, der eine weiße Kefije und eine schwarze Dschellaba trug, trat durch eine Seitentür ein und bedeutete den beiden, ihm zu folgen. Entgegen arabischem Brauch ließ Rapp seiner Begleiterin den Vortritt. Immerhin waren sie nicht in Saudi-Arabien, sondern in Paris, und Kronprinz Faisal war alles andere als ein Dummkopf, ganz gleich, was Prinz Omar gesagt hatte. Er war in Amerika aufgewachsen, und da es sich um eine private Zusammenkunft handelte, brauchte man sich keine Gedanken über das Protokoll zu machen.
    Der Kronprinz saß in einem hochlehnigen Sessel am anderen Ende des luxuriös eingerichteten großen Raums. Wie die beiden hoch gewachsenen Männer, die links und rechts von ihm standen, war er traditionell arabisch gekleidet. Eine goldschimmernde Kordel krönte seine weiße Kefije, und auch seine schwarze Dschellaba war mit Gold verziert. Er erhob sich nicht, um den Besuchern entgegenzugehen, was die beiden
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