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Das Kleine Buch Der Lebenslust

Das Kleine Buch Der Lebenslust

Titel: Das Kleine Buch Der Lebenslust
Autoren: Anselm Gruen
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wieder zu entdecken und Wege zu zeigen, wie wir die Lust genießen können, ohne uns unter den neuen Leistungsdruck der Spaßgesellschaft zu beugen.

Osterlachen
Die italienische Volkskundlerin Maria Caterina Jacobelli hat auch ein Buch über das Osterlachen geschrieben. Im Mittelalter war es üblich, dass der Prediger im Ostergottesdienst Witze erzählte, die das Volk zum Lachen brachten. Manche Forscher meinen, das Osterlachen gehe auf einen Brauch in Ägypten zurück. Dort hatte das Lachen im Kult seinen festen Platz. Am dritten Tag nach der Auffindung des Osiris hat man sich ausgelassenem Jubel hingegeben. Offensichtlich hat das Lachen an Ostern etwas mit dem dritten Tag zu tun, an dem Jesus auferstanden ist. Der Brauch des Osterlachens war in der mittelalterlichen Kirche bei den Leuten sehr beliebt. Doch die Bischöfe versuchten diesen Brauch immer wieder zu unterbinden. Er schien ihnen nicht angemessen zu sein für den heiligen Raum der Kirche. Außerdem waren die Witze der Priester oft sexuell getönt. Offensichtlich hatte aber das Volk ein tiefes Gespür dafür, dass an Ostern die Lust über den Tod gesiegt hat. Auferstehung meint den Sieg des Lebens über den Tod. Und das Leben verbanden die Menschen auch damals mit Lust. Leben ist Lust, nicht nur Lustdes Geistes, sondern auch körperliche Lust. Jesus ist an Ostern ja leibhaft auferstanden. Für die Priester im Mittelalter war die Sexualität der Ort, an dem sie diese Lust am klarsten festmachen konnten. Damals war Liturgie noch mit Lust verbunden. Und Ostern verstand man als etwas, das einem nach der Fastenzeit neue Lust am Leben schenkte. Lachen hat mit Lust zu tun. Und die Lust hat immer auch eine Beziehung zum Leib und zur Sexualität. Im Bereich des Heiligen zu lachen, hatte für das Volk mit eigentlicher Erfahrung von Ostern zu tun: Christus leibhaft von den Toten auferstanden. Sein Leib hat eine neue Würde bekommen. Sein Leib ist hineingehoben in die Herrlichkeit Gottes. Daher ist das Lachen angemessener Ausdruck des Glaubens an die Auferstehung. Im Lachen drückt sich die Bejahung des Lebens und des Leibes aus. Aber es ist auch der Beginn neuen Lebens. An Ostern waren die Kirchen überfüllt. Alle warteten auf die Osterwitze des Predigers. Sie sehnten sich nach der Fastenzeit danach, wieder herzhaft lachen zu können. Das Lachen – so glaubten sie – würde das neue Leben in ihnen hervorlocken, das überall in der Natur im Frühling zur Blüte drängt.
Es gab nicht nur das Osterlachen. An anderen Orten war es üblich, an Ostern in der Kirche zu tanzen.Man wollte die Befreiung des Lebens von allen Fesseln austanzen.
Daran sollten wir uns immer wieder erinnern: Religiöser Ausdruck ist etwas ganz Vitales. Spiritualität soll spürbar sein, bis in den Leib hinein.

Ein Rühmen Gottes ist das Lachen
„Ein Rühmen Gottes ist das Lachen, weil es den Menschen Mensch sein lässt.“ Karl Rahner hat das gesagt, einer der großen christlichen Denker unserer Epoche. Karl Rahner war ein Theologe, der über sich selbst lachen konnte und sich selbst nicht so wichtig nahm. Er konnte staunen wie ein Kind – etwa, wenn er einem Specht zusah und sich fragte, was in dem Kopf dieses Vogels vorgehen mochte. Und er konnte sich freuen wie ein Kind. Nichts war ihm lieber als ein köstlicher, großer Eisbecher, über dem er alle Querelen und alle tiefsinnigen Fragen vergessen konnte. Als er zu einer wissenschaftlichen Konferenz in Paris musste, war sein größtes Vergnügen eine Fahrt auf den Eiffelturm. Und als sein Verlag ihm zum 75. Geburtstag ein Fest veranstaltete, machte er dem Jubilar die größte Freude damit, dass er einen Kinderchor einlud. Dieser große Denker hat sich bei aller Schärfe seines Geistes ein kindliches Gemüt bewahrt. Für ihn ist das Lachen ein Loben und Rühmen Gottes. Denn Lachen ermöglicht dem Menschen, Mensch zu sein. Es macht ihn erst menschlich. Ein humorloser Theologe ist für Karl Rahner kein guterTheologe und auch kein wirklicher Mensch. Rahner hat mit seinem Wort an das Wort des großen frühchristlichen Theologen Irenäus angeknüpft: „Gloria dei – homo vivens.“ (Die Herrlichkeit Gottes, der Ruhm Gottes, das ist der lebendige Mensch.) Lachen ist Zeichen für die Lebendigkeit des Menschen. Daher ist der lachende und lebendige Mensch der wahre Ruhm Gottes. Durch sein heiteres Dasein preist er den Gott der Liebe und der Menschenfreundlichkeit. Es gibt nichts Schöneres unter dem Himmel.

Wolkengezupf und Grashüpferhupf
Joachim
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