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Das Kleine Buch Der Lebenslust

Das Kleine Buch Der Lebenslust

Titel: Das Kleine Buch Der Lebenslust
Autoren: Anselm Gruen
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des Lebendigen,
womit die Wirklichkeit – noch kaum erwacht! –
den Traum übertrifft.“
 
Viele haben das Gefühl, es sei eine Zumutung, überhaupt aufzustehen. Am liebsten würden sie im warmen Bett liegen bleiben. Sie verschlafen den glücklichen Tagesanbruch, die augenblickliche Süße des Lebendigen. Sie sind so sehr in ihrem Widerstand gegen den anbrechenden Tag gefangen, dass sie gar nicht wahrnehmen, welch einen Zauber der anbrechende Tag in sich birgt. Wer morgens vom Schlaf erwacht, wer wirklich die Augen auftut, für den erwacht auch die Wirklichkeit. Für den gilt die Erfahrung des Sprichwortes: „Morgenstund hat Gold im Mund.“
Es liegt an mir selbst, wie ich den neuen Tag beginne, ob ich ihn als Zumutung erlebe oder als Verheißung, ob der Tag für mich erwacht oder ob ermir schläfrig entgegenkommt, ungewaschen und ungekämmt, ohne Kraft und ohne Frische. Die Süße des Lebendigen ist da. Aber sie muss gespürt werden. Schlaftrunkene Augen werden sie nicht erkennen. Und ein Herz, das nicht aufwacht, kann die erwachte Wirklichkeit nicht wahrnehmen.
Wenn ich im Sommer nach dem Frühchor um 5.45 Uhr durch unsere Bachallee wandere, dann spüre ich die „augenblickliche Süße des Lebendigen“. Die Sonne steht schon über den Feldern. Ihre Strahlen durchdringen das Laub der Bäume. Die Frische des Morgens umgibt mich. Ich fühle mich eingehüllt in die lebendige, erfrischende und liebende Nähe Gottes. Dann spüre ich den Reiz des Morgens: das Wunder der erwachenden Schöpfung.

Keine Hetze
Der Höhepunkt meines Erlebens ist in den Dingen, die mich umgeben. In der Wiese vor meinem Haus. In der Blume auf meinem Schreibtisch. In der Musik, die ich höre. In der Stille, die ich mir gönne. Die Schönheit ist schon vorhanden. Ich muss sie nur wahrnehmen. Wenn mir das offene Auge fehlt, werde ich die Höhepunkte auch nicht wirklich erleben, die mir Kataloge in den schönsten Farben schildern. Sie werden an mir vorübergehen, ohne mich zu berühren. Die Blume auf meinem Schreibtisch berührt mich, wenn ich sie nur intensiv genug anschaue und mich in ihr Geheimnis vertiefe. Auf dem Grund des Schauens entdecke ich den Höhepunkt unmittelbar vor meinen Augen, immer dann, wenn ich achtsam und wach bin. Wer das einmal erfahren hat, hat es nicht nötig, von einem Event zum andern zu hetzen, in den Katalogen der Reisebüros nach den neuesten Angeboten der Reisebranche zu suchen, von möglichst weit weg liegenden exotischen Zielen oder von möglichst spannendem Nervenkitzel zu träumen.

Genieße – es ist später als du denkst!
Das Buch Kohelet, das jüdische und griechische Weisheit miteinander verbindet, fordert den Menschen auf, das Leben zu genießen. „Denn das ist dein Anteil am Leben“ (Koh 9, 9). Der Mensch weiß nicht, wie lange sein Leben währt. Daher soll er den jetzigen Augenblick auskosten. Den hat Gott ihm geschenkt.
„Genieße das Leben. Es ist später als du denkst!“ Dieses chinesische Sprichwort gibt eine ähnliche Begründung für den Genuss des Lebens an wie das biblische Buch: Es hat wenig Sinn, den Genuss auf später zu verschieben. Du weißt nicht, wie viel Gelegenheit dir noch zum Genießen bleibt. Es ist immer später als wir denken. Unsere Zeit ist begrenzt. Dies galt früher, und es gilt heute. Wenn wir ganz im Augenblick sind, werden wir entdecken, dass er uns alles bietet, was wir erwarten: reine Gegenwart, Fülle des Seins, Schönheit und Leben.

Was das Beste ist
„Siehe, was ich als Bestes ersehen habe: dass es schön ist, zu essen und zu trinken und es sich wohl sein zu lassen, bei all der Mühe, womit sich einer plagt unter der Sonne, die wenigen Tage seines Lebens, die Gott ihm gegeben. Denn das ist sein Anteil.“ (Prediger 5, 17)
Manche meinen, Kohelet, der Prediger, sei ein pessimistischer Mann gewesen. Doch er sieht die Dinge, wie sie sind. Er durchschaut die Illusionen, die wir uns über das Leben machen. Wir können uns mit noch soviel Besitz nicht die Lust am Leben erkaufen. Was uns bleibt, das ist: zu genießen, was Gott uns schenkt, mit Genuss zu essen und zu trinken. Das Leben ist Mühe genug.

Die entscheidenden 60 Sekunden
„In jeder Minute, die du im Ärger verbringst, versäumst du 60 glückliche Sekunden deines Lebens.“ Der evangelische Theologe, Arzt und Musiker Albert Schweitzer sieht das Leben als grundsätzlich glücklich an. Jede Sekunde unseres Lebens ist von Natur aus glücklich. Wir selber verbauen uns das Glück, indem wir uns vom Ärger
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