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Das Kleine Buch Der Lebenslust

Das Kleine Buch Der Lebenslust

Titel: Das Kleine Buch Der Lebenslust
Autoren: Anselm Gruen
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lustiger. Für uns und für andere.

Eine positive Energie – Was uns alle beflügelt
    Eine positive Energie
Was uns alle beflügelt

Wer hat Lust am Leben?
„Wer ist der Mensch, der Lust hat am Leben und gute Tage zu sehen wünscht? Wenn du das hörst und antwortest: ,Ich‘, dann sagt Gott zu dir: Willst du wahres und unvergängliches Leben, bewahre deine Zunge vor Bösem und deine Lippen vor falscher Rede! Meide das Böse und tu das Gute; suche Frieden und jage ihm nach.“ Dieser Satz steht ganz am Anfang der Regel des Heiligen Benedikt (Prolog 15– 17). 25 Jahre lang habe ich in der Abtei Münsterschwarzach die Jugendarbeit geleitet. Unser Motto für die Jugendarbeit war dieses Wort Benedikt im Prolog seiner Regel, in der er junge Männer mit der Frage ins Kloster einlädt: „Wer hat Lust am Leben?“ Unser Ziel war, die jungen Menschen Lust am Leben zu lehren. Doch Lust am Leben ist etwas anderes als das, was die Spaßgesellschaft möchte. Es ist etwas anderes als oberflächlicher Fun. Es ist die Kunst, ganz im Augenblick zu leben, mit allen Sinnen zu leben, das wahrzunehmen, was gerade ist. Die Kunst, präsent zu sein, verlangt einmal Achtsamkeit, zum anderen Loslassen der vielen inneren Stimmen, die ständig etwas von mir wollen oder mich hierhin unddorthin treiben. Ich kann mich nur auf den Augenblick einlassen, wenn ich alles Haben-wollen loslasse, wenn ich mich selbst vergessen kann. Loslassen muss ich vor allem die ständige Frage: Was bringt es mir? Was fühle ich dabei? Nur wer sich selbst vergisst, vermag das reine Dasein zu schmecken und die Lust daran zu empfinden.

Mehr Vergnügen – weniger Freude
Die Sprache hat ihre eigenen Erfahrungen mit Freude und Vergnügen. Das Wort Freude kommt von der Wurzel „froh“ und meint eine innere Erregung. Wenn ich mich freue, hüpft das Herz in mir. Freude hat mit Lebenslust zu tun. Lust ist eine Empfindung des Herzens. Im Wort Vergnügen steckt „genug“. Ich habe genug bekommen. Ursprünglich kommt das Wort Vergnügen aus der Rechtssprache. Wenn der andere mir genug bezahlt hat, dann bin ich zufrieden gestellt, dann bin ich vergnügt. Die Sucht nach Vergnügen hat etwas von dem Äußerlichen der Bezahlung. Ich bezahle Geld, damit ich mein Vergnügen habe, damit ich genug bekomme von Unterhaltung. Aber solches Vergnügen erreicht nur selten das Herz. In der Freude hüpft das Herz, im Vergnügen hat es das Gefühl, genug an Gegenwert bekommen zu haben. Hermann Hesse, der viel über diesen Zusammenhang nachdachte, hat gesagt: „Die hohe Bewertung der Minute, die Eile als wichtigste Ursache unserer Lebensform, ist ohne Zweifel der gefährlichste Feind der Freude. Möglichst viel und möglichst schnell ist die Losung. Darauf folgt immermehr Vergnügung und weniger Freude.“ Hesse hat seine Umwelt immer genau beobachtet, und er ist auch ein heftiger Kritiker der hektischen Jagd nach immer neuen Vergnügungen. Wer immer in Eile ist, vermag sich nicht zu freuen. Hesses Überzeugung: Die Vergnügungen, denen die Menschen heute nachjagen, um ihren Spaß zu haben, sind letztlich Ersatz. Und sie sind Zeichen einer inneren Unfähigkeit, Freude zu empfinden. Freude braucht den Augenblick und die Langsamkeit. Wer von einem Event zum anderen eilt, erlebt höchstens ein kurzfristiges Vergnügen. Hermann Hesse hat über diesen Zusammenhang nachgedacht. Er sieht in der Eile den Feind der Freude und die Ursache, statt Freude nur noch Vergnügen zu suchen, das man sich kurzfristig kaufen kann. Wer Freude lernen will, muss offensichtlich langsamer treten. Er muss sich darin üben, ganz im Augenblick zu sein, anstatt immer wieder neu allen Vergnügungen nachzulaufen, die er erhaschen kann, um genug zu haben. Seinem Herzen und seiner Sehnsucht wird das nie ganz genügen.

Kein Spaßzwang
„Die Mutter der Ausschweifung ist nicht die Freude, sondern die Freudlosigkeit.“ Friedrich Nietzsche, der Philosoph der Ekstase, hat dies ganz nüchtern konstatiert: Wenn jemand ausschweifend lebt und kein Vergnügen auszulassen vermag, dann – so meint er – hat das seinen Grund nicht in der Freude, die nach Ausdruck sucht, sondern ganz im Gegenteil in der Freudlosigkeit. Wer unfähig ist zur Freude, der muss ständig unterwegs sein, um nach Vergnügungen zu suchen. Er wird sein Maß nicht finden. So paradox es klingt: Die Freudlosigkeit ist die Mutter der Vergnügungssucht. Die Spaßgesellschaft spiegelt die Tristesse unserer Zeit wider. Es ist eine freudlose Zeit, in der man seinen
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