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Das Kleine Buch Der Lebenslust

Das Kleine Buch Der Lebenslust

Titel: Das Kleine Buch Der Lebenslust
Autoren: Anselm Gruen
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Erfahrungen. Natürlich darf Spiritualität nicht verflachen zur Wohlfühlbefindlichkeit, zu einer Wellness-Spiritualität, die nur Kuschelecken der Entspannung sucht. Aber dass das geistliche Leben, wenn es stimmt, auch lustvoll ist, das sollten wir uns bewusst machen und achtsamer wahrnehmen. Im Lukasevangelium reagieren die Leute auf die Worte und Taten Jesu immer mit Freude. Das war nicht nur eine rein geistige Freude. Es war Lust an dem, was sie sahen und erlebten.

Stell dich in den Fluss des Lebens – Mit allen Sinnen ganz präsent
    Stell dich in den Fluss des Lebens
Mit allen Sinnen ganz präsent

Reines Dasein
„Manchmal denke ich. Und manchmal bin ich.“ Paul Valery hat mit dieser Einsicht eine überraschende Einsicht und eine Erfahrung vieler erleuchteter Menschen formuliert: eine Einsicht, die uns alle betrifft. Wir haben einen Verstand, und den müssen wir auch gebrauchen. Er hilft uns, unser Leben zu meistern. Doch manchmal steht der Verstand unserer Sehnsucht nach Leben im Weg. Solange ich über mein Leben nachdenke, bin ich auch in Distanz, ziehe ich mich vom Leben zurück. Ich denke über das Leben nach und bin doch von ihm getrennt. Ich reflektiere das Leben, aber ich nehme es nicht wahr. Ich spüre es nicht. Paul Valery kennt die andere Erfahrung, dass er manchmal einfach nur da ist. Der Verstand ist nicht einfach ausgeschaltet, aber er ruht. Er hört auf, über das Leben nachzudenken. Er nimmt das Leben einfach wahr. Wenn ich einfach da bin, reines Dasein bin, dann lebe ich wirklich. Dann brauche ich nicht darüber zu reflektieren, ob ich jetzt Lust empfinde oder nicht. Ich bin einfach. Das genügt.
Gott hat sich im Alten Testament als der geoffenbart, der einfach ist: Ich bin da. Die Griechen habendas in ihre Philosophie hinein übersetzt: „Ich bin der Seiende. Ich bin reines Sein.“ Jesus selbst offenbart sich vor allem im Johannesevangelium immer wieder mit dem Satz: „Ich bin.“ Er ist einfach da.
In der Meditation, aber oft auch mitten im Alltag kann uns dieses Gefühl überfluten: Ich bin. Ich kann darüber nicht mehr nachdenken. Denn ich komme nie damit ans Ende, was es heißt, zu sein. Ich bin reines Dasein.

Wie ein Strom, der fließt
Henry Miller hat in seinem Buch „Das Lächeln am Fuße der Leiter“ den Clown als Inbegriff der Lebensfreude beschrieben. Er sagt da vom Clown: „Er wünschte den Menschen das Geschenk einer unablässigen, stetig sich neu erweckenden, neu sich speisenden Freude zu geben.“ Es ist eine wunderbare Aufgabe, die der Clown sich gestellt hat. Er möchte den Menschen eine Freude schenken, die sich immer wieder erneuert. Freude ist für den Clown wie ein Strom, der ohne Unterlass fließt. Wie der Strom nicht aufhört zu strömen, so möchte auch die Freude in uns beständig fließen. Die Botschaft des Clowns besteht nach Henry Miller darin, „dass wir teilhaben sollen am unaufhörlichen Fluss der endlosen Freude“. Wenn ich die Freude in mir strömen lasse, kann ich sie nicht in Besitz nehmen oder anhalten. Ich muss sie fließen lassen: „fließen immerfort, ohne Ende wie Musik. Das ist der Gewinn im Verzicht, und der Clown ist das Sinnbild dafür.“ Freude kann ich nicht festhalten. Das wäre gegen das Wesen der Freude. Wenn Freude fließen muss, kann nur der sie erfahren, der sich ihrem Fluss überlässt. Er kann die Freudenur genießen, wenn er darauf verzichtet, sie für sich zu haben und festzuhalten. Was von der Freude gilt, gilt auch für die Lust. Die Lust kann man nicht anhalten. Man kann sich ihr nur überlassen. Letztlich ist es eine spirituelle Forderung, sich loszulassen und sich dem Leben zu überlassen. Nur der spürt Lust, der sich von seinem Ego, das immer haben und greifen möchte, distanziert. Selbstverleugnung kann zur Voraussetzung für echte Lust werden. Selbstverleugnung heißt nämlich nichts anderes als dies: Abstand zu bekommen von dem Ego, das alles besitzen oder konsumieren möchte, und das ist die Voraussetzung, um sich dem wahren Leben zu überlassen.

Vergiss dein Gehirn eine Weile
Wir sind zu kopflastig. Wir denken über die Dinge nach, wenn es darauf ankäme, sie zu spüren. Im Denken schaffe ich Abstand, nicht nur zu den Dingen, sondern auch zu Personen. Ich mache mir eine Theorie über einen Menschen, anstatt mich auf den Menschen einzulassen. Der Kopf ist immer unruhig. Er denkt ständig an etwas anderes. Natürlich ist der Verstand etwas Kostbares. Ohne ihn wären wir nicht so weit gekommen, wie wir sind. Ohne
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