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Das Kleine Buch Der Lebenslust

Das Kleine Buch Der Lebenslust

Titel: Das Kleine Buch Der Lebenslust
Autoren: Anselm Gruen
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spüre ich, wie ich ungeduldig werde. Ich warte, damit ich bald wieder weiterfahren kann. Es gibt aber auch ein anderes Warten. Ein freudiges Ereignis steht bevor. Wenn ich mich darauf einstelle, dann bekommt mein Warten eine andere Dimension. Dann hat es teil an der Freude, die mich erwartet. Dieses Warten hat offensichtlich Ephraim Gotthold Lessing im Blick, wenn er schreibt: „Ein Vergnügen erwarten ist auch ein Vergnügen.“ Wenn wir als Kinder auf Weihnachten gewartet haben, dann war das Warten von der Vorfreude erfüllt. Und wenn wir zum Beispiel als Jugendliche ins Sechziger-Stadion in die nahe Großstadt gefahren sind, um das Spiel Bayern München gegen 1860 München zu sehen, dann fieberten wir dem Spiel entgegen. Das Warten war schon voller Lust. Es versetzte uns in Spannung und war genauso lustvoll wie das Zuschauen beim Spiel und wie das Nacherzählen auf dem Heimweg. Und auchwenn „unsere“ Mannschaft verloren hatte und wir darüber traurig waren – die Vorfreude konnte uns niemand mehr nehmen.

Ein Himmelsweg
Der Himmel – das ist der Inbegriff der Seligkeit und Ziel unseres Lebens. Aber er ist nichts, was von unserem Leben getrennt wäre, verortet in einem Jenseits, das mit unserem Dasein in dieser Welt nichts zu tun hätte. „Der ganze Weg zum Himmel ist Himmel“, sagt Teresa von Avila. Sie, die große Mystikerin, hat in ihrem Leben viel Leid erfahren. Sie wurde von den patriarchalen Führern der Männerkirche ihrer Zeit schief angesehen, sie wurde verdächtigt. Ihre Schriften wurden zum Teil verboten, ja sogar verbrannt, ihre Klostergründungen wurden mit Argusaugen beobachtet. Und sie fühlte sich oft krank. Doch sie hatte einen Blick für die schönen Dinge des Lebens. Sie konnte genießen. Einer griesgrämigen Schwester, die ihr Vorwürfe machte, dass sie so ausgelassen feierte, erwiderte sie: „Wenn Fasten, dann Fasten. Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn.“ Ihr Ziel war, Gott zu erfahren. Dieser Weg führt auch durch manche Dunkelheiten hindurch. Doch sie hat zugleich in ihrem Herzen etwas erkannt, was noch heute gilt: Der Himmel als Ziel meines Lebens leuchtet schon über all meinen Wegen. Das Ziel ist also schongegenwärtig. Ich brauche nur emporzuschauen. Dann sehe ich den Himmel über mir. Er ist Bild für den Himmel, den ich ersehne. Aber der Himmel ist nicht nur über mir. Angelus Silesius sagt uns: „Der Himmel ist in dir.“ Wir tragen den Himmel, auf den wir zugehen, schon in uns. So ist der ganze Weg zum Himmel schon Himmel. Auch wenn der Himmel unseres Bewusstseins oft verhangen ist oder dunkle Wolken ein Unwetter ankündigen, so dürfen wir doch gewiss sein: Der Himmel in uns kann sich nicht verdunkeln. Dort ist selbst bei äußeren Stürmen und Unwettern, ein innerer Friede, ein inneres Leuchten.

Über der Erde
„Glücklichsein beginnt immer ein wenig über der Erde“ (Karl Krolow).
Wir sagen tatsächlich alltagssprachlich von einem Menschen, der mit sich rundum glücklich ist, er sei „abgehoben“. Jemand hebt ab – das kann zwar auch negativ gemeint sein, in dem Sinn: Er ist unrealistisch und möchte die Wirklichkeit nicht mehr so ertragen, wie sie ist. Aber es kann eben auch diesen positiven Sinn haben: Jemand sieht die Dinge von oben und im Abstand. Er bekommt nicht nur eine andere Sicht – nach unten, sondern eine größere Perspektive – himmelwärts. Im Traum erleben wir häufig, wie wir fliegen können. Wir heben ab, steigen in die Lüfte, um die Leichtigkeit des Seins zu erfahren, um unsere Welt von oben und anders zu sehen. Wir sind nicht mehr fixiert auf die Probleme, die uns sonst so dicht und bedrängend umgeben. Wie ein Winddrachen werden wir in die Luft gehoben, lassen alles Schwere unter uns, schweben, sehen uns die Probleme dort unten am Boden von einem höheren Standpunkt aus an. Dann relativieren sie sich. Sie erscheinen uns klein. Und vor allem sind wir nicht mehr hinein verwickelt.Wir gewinnen mit der Distanz auch an Freiheit. Der Lyriker Karl Krolow hat offensichtlich solche Erfahrungen im Blick, wenn er meint, das Glücklichsein beginne immer ein wenig über der Erde. Glücklich ist, wer nicht mehr unter der Erdenschwere leidet, wer sich, gleichsam im Zustand der Schwerelosigkeit schwebend, der Leichtigkeit des Seins erfreut.

Sieh das Leben heiter – Von der Leichtigkeit des Lebens
    Sieh das Leben heiter
Von der Leichtigkeit des Lebens

Ein heiteres Herz
„Heiterkeit ist der Himmel, unter dem alles gedeiht“, sagt der Dichter Jean Paul. Das ist
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