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Das Kind der Priesterin

Das Kind der Priesterin

Titel: Das Kind der Priesterin
Autoren: Joan D. Vinge
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Versuch. Aber Fingerabdrücke lügen nicht; und ihre gehören zu Michael Yarrow, Bürger der Vereinigten Staaten, der auf der Erde wegen Diebstahls, Sabotage und Hochverrats gesucht wird. Der Preis, der auf Ihren Kopf ausgesetzt wurde, beträgt fünfhunderttausend Dollar.“ Sie blickte wieder zu mir auf, mit tödlicher Ruhe.
    Ich wußte nunmehr, wie der Prinz sich gefühlt haben muß, als Aschenbrödel sich in ein Scheuerweib verwandelte. „Gut.“ Ich ballte die Hand zur Faust und entzog sie ihrem Griff. „Ich habe dreihunderttausend Dollar in Chips in meinem Zimmer. Wenn Sie wirklich wissen, was ich kann, dann ist Ihnen ja auch klar, daß ich Ihnen die ausgesetzte Summe zweimal besorgen kann, und zwar in der Hälfte der Zeit, die die US-Regierung brauchen würde, um Ihnen das Geld zu übergeben. Würde eine Million Dollar ausreichen, Ihren Mund zu verschließen?“
    Erneute Überraschung, geheuchelte oder echte. „Sie wären also willens, siebenhunderttausend Dollar in den Sand zu setzen?“
    Ich runzelte die Stirn. „,Willens’ ist kaum das richtige Wort. Aber sicher, ich würde so ungefähr alles tun, um zu verhindern, daß meine Gesundheit vom Ministerium für Gesundheit, Erziehung und Wohlfahrt ruiniert wird.“
    „Ich verstehe. Das macht die Sache leichter …“ Sie sah aus dem Fenster zum Himmel auf, der von Minute zu Minute düsterer wurde, genau wie meine Stimmung. „Unglücklicherweise bin ich an Geld nicht so recht interessiert.“
    „Eine fehlgeleitete Patriotin sind Sie aber wohl auch nicht. Worauf wollen Sie also hinaus?“
    „Sagen Sie mal …“ fiel sie auf einmal aus dem Zusammenhang, „warum haben Sie das zu mir gesagt, als Sie hereinkamen?“
    Ich zuckte mit den Schultern. „Ich fange eine Beziehung nicht gern aus der Defensive heraus an. Aber sagen Sie mir auch etwas: Haben Sie mich letzte Nacht zum Spielen gebracht?“
    Sie schüttelte den Kopf. Ich bemühte mich, nicht zu bemerken, wie dadurch ihr Haar aufgerührt wurde und mit dem Licht spielte. „Nein. Sie hatten schon zwanzigtausend Seeyas gewonnen, als ich Sie bemerkte. Das hat mich neugierig gemacht. Worauf ich hinaus will, Yarrow …“
    „Nennen Sie mich Ethan.“
    „… ist Ihr Gehirn.“
    „Ist das alles? Soll ich es einpacken, oder wollen Sie es gleich hier sezieren?“
    Sie setzte ein gepeinigtes Gesicht auf. „Das will ich nicht gehört haben. Mein Name ist Hanalore Takhashi.“ Sie schob mir über die durchsichtige Tischplatte hinweg eine kleine weiße Visitenkarte zu.
    Ich nahm sie gehorsam auf und las:
    MEINE GEDANKEN SIND FREI.
    „,Meine Gedanken sind frei’?“ Ich blickte auf. „Nach allem, was ich gehört habe, sind Ihre Gedanken verdammt teuer.“ Ich erkannte das Motto der Firma Free Thought, Incorporated, welche, wie ich wohl wußte, ein gewinnsüchtiger Denktank war und die problemlösende Brillanz ihrer Beschäftigten an jedes Unternehmen, jede Organisation oder Regierung vermietete, die bereit waren, ihre maßlosen Gebühren zu bezahlen. „Dann sind Sie also ein Spitzel?“
    „Wir ziehen den Ausdruck ‚Informationsberater’ vor.“ Sie klopfte an den Stiel ihres Weinglases. Irgendwo in der realen Welt hörte ich ein Krachen, als ein Kneipenhocker erst einen Drink und dann das Glas hinunterstürzte: Ein alter Brauch, der kürzlich wieder zum Leben erweckt worden war, wie die meisten Dinge von zweifelhaftem Geschmack. „Und das Motto ist Ausdruck unserer Philosophie, nicht unserer Gebührenpolitik. Wir lehnen es ab, uns einschränken zu lassen, weder durch Einschüchterung, noch durch fragwürdige Loyalität, oder nur einer Regierung oder Weltanschauung zu dienen. Deshalb hat unsere Organisation ihren Sitz hier auf dem Mars, obwohl wir meistens für Kunden auf der Erde arbeiten.“
    „Ja, ich weiß. Sehr edel.“ Mein Gehirn begann wieder analytisch zu arbeiten. „Und wollen Sie damit sagen, daß Sie lediglich versuchen, mich anzuheuern? Erpressung ist wirklich nicht nötig …“
    Sie schüttelte den Kopf. „Wenn man Ihre Probleme mit der amerikanischen Regierung bedenkt, dann wären Sie uns nicht sehr von Nutzen. Ich möchte Ihre besonderen Fähigkeiten nur für ein kleines, computerorientiertes Projekt ausleihen. Nicht mehr, nicht weniger. Arbeiten Sie mit mir zusammen, und ich vergesse, daß ich Sie je gesehen habe. Lehnen Sie ab, und …“
    „Und wenn ich Glück habe, lebe ich nicht lange genug, um es zu bedauern.“ Direkte Antwort: Einige wahllose Beispiele einiger nicht so rascher
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