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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache
Autoren: Linda Ladd
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Briefkasten aufgemacht und gesehen, dass sich auch seine Post darin stapelte. Also ist sie mit ihrem Golfwagen hier hochgefahren, um nach dem Rechten zu sehen. Ihr fiel auf, dass Classons Haustür offen stand. Zur Veranda konnte sie nicht rauf, aber sie meinte, da wäre Blut auf dem Boden gewesen. Das hat sie beunruhigt, und sie fuhr nach Hause und rief uns an.«
    »Und ist es tatsächlich Blut?«
    »Sieht ganz danach aus. Ich hab die Spurensicherung schon mal alarmiert. Sie sind jederzeit bereit, falls du sie brauchst.«
    »Warst du drinnen?«
    »Ja, schon allein, um zu sehen, ob es Verletzte gibt. Mir fiel aber nichts auf, abgesehen von der Sache im Flur.«
    »Wohnt außer ihm noch jemand hier?«
    »Der Nachbarin zufolge lebt er allein.«
    »Okay, den Rest übernehmen wir. Gute Arbeit, Pennington.«
    Bud zog seine braunen Lederhandschuhe an und setzte sich auf dem verschneiten Gehweg in Bewegung. Wir hinterließen Fuß-abdrücke in dem feinen Pulverschnee. Meine sahen aus wie von einer Art zweizehigem Schreikranich, der hier herumstakste. Buds sahen aus wie die des Riesen Bigfoot. »Schade, dass nicht schon früher Schnee lag. So hätten wir vielleicht ein paar Fußabdrücke bekommen.«
    »Ja, aber vielleicht haben wir ja Glück und finden trotzdem noch welche.«
    Das Haus im Kolonialstil war aus grauem Stein gemauert, die Brüstung der vorderen Veranda mit einem Gitterwerk aus weißen Latten verkleidet. Es sah aus wie angefrorener Efeu, der sich jedoch Mühe gab, bis zum Frühjahr durchzuhalten. Vier Stufen führten zur umlaufenden Veranda hinauf. Wir blieben davor stehen und knipsten unsere Taschenlampen an. Auf den Stufen war nichts zu sehen, dennoch schritten wir vorsichtig dicht am Geländer entlang nach oben, falls jemand so nett gewesen war, uns eine Fußspur zu hinterlassen.
    Im Flur brannte Licht, sodass ein warmer gelber Schein über die Veranda fiel. Davor lag eine saubere Fußmatte mit einem weißen Engel auf schwarzem Hintergrund, der in eine goldfarbene Posaune blies. Unter dem Engel stand in roter, geschwungener Schrift Merry Christmas zu lesen. Auch der Türklopfer hatte die Form eines Messingengels. Ich ging einen Schritt um die Matte herum, zog meine Stilettos aus und legte die Plastiküberzieher an. Fehlten nur noch die Latexhandschuhe, die Bud mir eben reichte.
    Drinnen im Haus war es kuschelig warm, trotz der offenen Haustür. Neben der Treppe, die in den ersten Stock hinaufführte, hing ein kleiner Lüster mit zahlreichen Kristallprismen. Sie klirrten leise in der kalten Luft, die von der Tür hereinwehte. Dicht bei der Treppe stand ein fernöstlicher Tisch, darauf ein rotes Telefon mit Anrufbeantworter. Auf einem Sockel im hinteren Bereich des Flurs stand ein hoher weißer Engel mit ausgebreiteten Flügeln. Die Wand neben dem Treppenaufgang zierten ungefähr zwanzig Bilder, ausschließlich Engeldarstellungen bei der Verrichtung einer guten Tat.
    Bud sagte: »Oops, wir haben uns verfahren und sind im Himmel gelandet.«
    »Denkste, die Straßen draußen sind nicht mit Gold gepflastert.«
    »Engel mochte dieser Classon offensichtlich ganz besonders.«
    »Meinst du?« War das jetzt Sarkasmus? Klar doch, is ’ne Spezialität von mir.
    Ich warf einen Blick auf das Blut auf dem Eichenparkett. Es war im Spritzmusterdesign gehalten. Einer Sonneneruption ähnlich, die an einer Seite hervorbrach. Ich ging in die Hocke und besah mir die Sache näher. Der Blutfleck war nicht frisch. Mindestens zwei oder drei Tage alt, schätzte ich. So wie es aussah, war ein Schlag mit einer Art Knüppel im Spiel gewesen, vielleicht mit dem massiven Engeltürstopper, welcher der Länge nach auf dem Boden lag; daran befand sich ebenfalls getrocknetes Blut. Verstehen Sie, warum ich Detektivin geworden bin? Meine deduktiven Fähigkeiten sind enorm.
    »Sieht so aus, als hätten wir die Mordwaffe schon gefunden. Wenn es denn einen Mord gab.« Bud ist auch ’ne ziemliche Spürnase.
    Schleifspuren waren keine zu sehen, weder im Flur noch auf der Treppe oder zur vorderen Veranda hinaus. Ach ja, der runde Teppich wies auch Blutflecken auf, direkt auf dem Gesicht eines eingewebten Engels mit blonden Haaren. Ich lauschte auf etwaige Posaunen- und Harfenklänge, hörte aber nur das Geräusch eines Fernsehers aus dem oberen Stockwerk.
    »Besser wir sehen uns noch mal um, falls Pennington etwas übersehen haben sollte.«
    Zum zweiten Mal an diesem Tag holte ich die Glock aus meinem Goldtäschchen. »Ich geh nach oben. Übernimm du
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