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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache
Autoren: Linda Ladd
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Windschutzscheibe, als wir auf den Highway 54 einbogen und in Richtung der Stadt Eldon fuhren. Die Brückenbogen waren mit blinkenden Lichterketten weihnachtlich dekoriert, rot, blau, grün und weiß, und im Outlet-Center nahe dem See drängelten sich unzählige über und über bepackte Menschen, die einen Großteil ihres Jahreseinkommens in Einkaufstaschen wegschleppten. Ich hatte es nicht so mit dem Einkaufen, musste aber Geschenke für ein paar Leute besorgen. Mein größtes Problem war Black. Verflixt, was kauft man nur einem Multimillionär? Der Mann hat Geld wie Heu, das er auch gern mit vollen Händen ausgibt.
    »Bud, was glaubst du, kauft Donald Trumps Frau ihrem Mann zu Weihnachten?«
    Bud sah mich von der Seite an. »Viagra?«
    Ich musste lachen. Das Zeug brauchte Black definitiv nicht. Und Donald vielleicht auch nicht. Ich dachte an den letzten Abend in Cedar Bend Lodge in Blacks Privatgemächern mit dem palastartigen schwarzen Marmorbad. Die Erinnerung an eine kleine Episode in der mit einem warmen Schaumbad gefüllten riesigen Wanne ließ mich plötzlich erschauern. Peinlich berührt machte ich Buds Heizung für das kalte Prickeln verantwortlich. »Wie lange dauert es denn, bis diese Kiste endlich auftaut?«
    Bud hielt die Hand gegen den Luftstrom. »Fühlt sich für mich warm an.« Er lenkte die Düsen wieder in meine Richtung. »Warum eigentlich die Trump-Frage? Findest du nichts Passendes für den Guru?«
    Bud nannte ihn immer so, weil er doch als Psychiater so berühmt war. »Wie wär’s mit einer neuen Couch? Vielleicht haben die vielen reichen Patienten die alte schon durchgelegen?«
    »Ja, aber das hab ich ihn schon gefragt.«
    Bud bremste vor einer Ampel ab und wischte die beschlagene Scheibe frei. Er stellte die Scheibenheizung an. »Wie wär’s mit diesem Buch, das du mir geschenkt hast? Es ist super.«
    Ich hatte schon ein Buch für Black. Ich weiß nicht warum, aber ich verschenke gern Bücher. Nicht weil ich selber so viel las, sondern weil ich mich schwer auf Menschen einlassen konnte und oft nicht wusste, was sie gern hätten. Bud und Black und mein guter Freund Harve waren die Einzigen, für die ich ein Geschenk brauchte, außer natürlich meine Tante Helen, die aber in Wirklichkeit gar nicht meine Tante war. Und O’Hara würde ich wohl auch etwas schenken müssen, weil sie die einzige Frau außer mir im Departement war. Vielleicht was für das neue Baby.
    »Da geht’s ab, oben links.«
    Nach ungefähr zehn Minuten auf vereister Schotterpiste irgendwo am Ende der Welt sahen wir einen unserer dunkelbraunen Funkstreifenwagen, dessen Blaulicht in der Dunkelheit noch rotierte. Die Schneeflocken erschienen dadurch in einer Art Heiligenschein, ein golden pulsierender Effekt. Und der Schnee blieb allmählich liegen und legte sich wie Zuckerguss über die Landschaft.
    Wir parkten hinter den Streifenwagen und stiegen aus. Der für die Tatortsicherung zuständige Beamte kam uns entgegen, Al Pennington, ein relativ neuer Kollege. Er war angezogen wie Bud, trug einen braunen Polizeiparka mit Kapuze, Lederstiefel und eine schwarze Strickmütze mit Sheriffslogo vorne drauf. Ich beneidete ihn um diese Klamotten, als ich ihm in meinen mittlerweile sehr geschätzten, leicht blutbefleckten Stilettos entgegenstöckelte. Seine militärisch kurzen blonden Haare waren unter der Mütze verborgen, einschließlich der beeindruckenden Narbe, die von einer Kopfverletzung aus seiner Zeit bei der Air Force herrührte. Seine insgeheim stets belustigt blickenden blauen Augen taxierten mich von oben bis unten. Dieses Mal schienen sie sich über mich zu amüsieren.
    Er sagte: »Hübsches Outfit. Kaum vorstellbar, was du unter diesem Mantel anhast.«
    »O ja, ich kann es mir selbst kaum vorstellen.«
    »Hast du eins aufs Auge bekommen?«
    »Ja, aber nicht schlimm. Was ist hier los?«
    Pennington sah auf das Haus. »Ein Vermisstenfall möglicherweise. Ein gewisser Simon Classon. Die Nachbarin von unten hat uns alarmiert.« Ich überlegte, ob ich den Namen vielleicht kannte, während mein Blick, Penningtons ausgestrecktem Zeigefinger folgend, auf ein etwa 45 Meter weiter unten an der Straße gelegenes Haus fiel.
    »Wer ist diese Nachbarin?«
    »Eine Lady namens Edith Talbott. Sie lebt allein und kann wegen Rückenproblemen schlecht laufen. Von daher ist sie fast immer zu Hause. Sie sagt, als sie rausging zum Briefkasten, fiel ihr auf, dass Classon seine Zeitung schon länger nicht reingeholt hatte. Da hat sie den
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