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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache
Autoren: Linda Ladd
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das Erdgeschoss.«
    Ich schlich die Treppe hoch, immer noch nach Harfenklängen lauschend. Oben stellte ich fest, dass sich der Fernseher irgendwo rechts von mir den Flur entlang befand. Stimmen. Gelächter vom Band. Eine TV-Komödie. Klang wie die x-te Wiederholung von Alle lieben Raymond. Ich ging darauf zu. Die Geräusche kamen offenbar aus dem großen Schlafzimmer, dessen Tür offen stand. Der Apparat stand auf einem Regal links von einem hohen Himmelbett aus Kirschbaum. Auf dem Nachttisch stand eine kleine Leselampe. Klar, dass auch sie ein Engel zierte, und der Engels-schirm war etwas zum Bett ausgerichtet, als bräuchte jemand mehr Licht zum Lesen. Die Tagesdecke in blau-weißem Toile-de-Jouy-Dessin war zurückgeschlagen, einschließlich eines weißen Lakens und einer blauen Steppdecke. Toile de Jouy? Für einen Mann? Etwas stimmte hier nicht. Obenauf lagen ein Buch, Hardcover, und eine schwarze Halbbrille, als ob Simon Classon im Bett gelesen hätte. Auf dem Bett lag eine Zeitung mit der Kreuzworträtselseite nach oben gefaltet. Ich warf einen Blick auf das Datum. Drei Tage alt. Pennington zufolge habe seine Nachbarin noch ein paar Zeitungen in Classons Briefkasten gefunden, was helfen könnte, den Tag seines Verschwindens zu datieren. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass es sich hier um mehr handelte als um einen Vermisstenfall und dass Classon von allein nicht wieder auftauchen würde. Möglicherweise hatte jemand geklingelt, und er war nach unten gegangen, um zu öffnen. Möglicherweise jemand, den er kannte. Möglicherweise war der Täter so ins Haus gekommen. Ergab Sinn.
    Ich beugte mich nach unten und sah auf den Titel des Buchs. Engel über uns: Alles, was Sie über Angelologie wissen müssen. Angelologie? Sah immer mehr danach aus, als hätte da jemand eine ganz ungesunde Obsession mit den himmlischen Heerscharen. Vielleicht handelte es sich ja um einen Priester. Oder dieser Bosley aus Drei Engel für Charlie, der stets dabei war, wenn Charlie anrief, um den Engeln ihre Aufträge zu erteilen. Ich schaute mich um, ob nicht vielleicht irgendwo ein gerahmtes Bild von drei klapperdürren kichernden Tussis in knappem Outfit herumhing, aber da war nichts.
    Ich ging zum Schrank, stellte mich mit der Glock im Anschlag seitlich davor und riss die Tür auf. Die Kleider darin machten sich über mich und meine Riesenkanone lustig. »Na ja, man weiß ja nie, was einem von so einem Schrank heraus anspringen kann«, murmelte ich zu meiner Entschuldigung. Mitunter hatte ich schon wahre Monster in Schränken gefunden. Ich entdeckte mehrere gestärkte weiße Smokinghemden, Tweedjacketts mit Lederflicken am Ellbogen und traditionell gemusterte Pullover aus Schottland. Auf dem Bord darüber lagen ein paar Basecaps, aber kein einziger Heiligenschein. Es gab auch keine Frauenkleider; offensichtlich lebte Classon allein. Ich fragte mich, ob er eine Freundin hatte und wo sie war, als der Türstopper so grässlich mit Blut verunstaltet worden war.
    Es gab noch zwei weitere Schlafzimmer, kleiner und weniger benutzt, sowie ein einziges altmodisches kleines Bad. Die Räume waren sauber und ordentlich, die Schubläden größtenteils leer, abgesehen von ein paar herumliegenden Sachen hier und dort.
    Alles war mit Engeln dekoriert, und ich meine wirklich alles, überall, von zierlichen kleinen Engelfiguren und Büchern über das Thema Engel bis zu Engeltapeten, Engelhandtüchern, Engelduschvorhängen, Engelnachttischlampen. Ganz klar der Himmel auf Erden. Entschuldigung, heiliger Petrus, wo finde ich denn die Schlafsäle der Cherubinen? Ich konnte es in der Tat kaum mehr erwarten, diesen Mr Classon kennenzulernen. Ob er vielleicht Harfe spielte oder Flügelausbuchtungen unter den Armen hatte?
    Ich befand mich auf halbem Weg auf der Treppe, als ich Bud kurz aufschreien hörte. Sofort rannte ich los, fand ihn aber gesund und wohlbehalten in der Küche vor dem Spülbecken stehend. Die Tür darunter stand offen, und er wirkte leicht düpiert.
    »Was ist los?« Mein Blick fiel auf ein gelbes Fensterrollo mit Engeldekor und dazu passenden Platzsets und, sie hingen am Kühlschrank, auf ein Paar roter Engeltopfhandschuhe.
    »O Mann, ich hab hier nur die Tür aufgemacht, da wimmelte plötzlich alles nur so von Spinnen. Scheiße.« Er schüttelte sich.
    Auf dem Revier ist es allgemein bekannt, dass Bud einen Horror vor Spinnen hat wie überhaupt vor allem Krabbelgetier. »Hast du sie tot gemacht?«
    »Ach was, nein. Sie waren viel zu schnell
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