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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache
Autoren: Linda Ladd
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weg. Gott, wie ich diese Mistviecher hasse.«
    »Wer bist du denn? Das kleine Fräulein Muffet?«
    Er wirkte beleidigt, also sagte ich besänftigend: »Sie sind winzig klein, Bud, ein Tritt mit deinen Riesentretern genügt, und sie sind mausetot.«
    »Ich weiß, ich weiß, aber igitt, sie sind so widerlich. Hast du jemals eine dieser Großaufnahmen gesehen? Ihre Augen stehen auf Stielen hervor wie auf Antennen, und überhaupt, und diese Stachel, die sie in dich reinbohren. Und lass dir eins gesagt sein, sie sind überhaupt nicht winzig klein. Bei uns daheim in den Wäldern von Georgia gibt es welche, die sind so groß wie Untertassen. Sie sind schnell wie der Blitz und greifen dich an. Hab ich mit eigenen Augen gesehen.«
    »Dann knall sie doch einfach ab. Ich würde erst die Krise kriegen, wenn sie so groß sind wie eine Katze. Das wäre echt unheimlich.«
    Bud schüttelte sich angesichts dieser Vorstellung.
    Ich sagte: »Hast du da drunter schon nachgesehen? Lass mich mal.«
    Dieses Mal wirkte er leicht beschämt. »Noch nicht. Ich wollte erst ein Insektenspray suchen.«
    »Du lieber Himmel, Bud.«
    Ich ging auf die Knie und leuchtete mit der Taschenlampe in die dunklen Ecken. »Oh, sieht fast so aus, als hätte Mr Classon seinen Hausputz vernachlässigt. Spinnweben, so weit das Auge reicht.«
    »Ja? Hab ich doch gesagt.«
    Ich leuchtete in eine andere Richtung auf ein in Folie verpacktes, zwischen die Rohre geklemmtes Paket. »Boah, jetzt aber, was haben wir denn da?«
    Ich stieß mit der Taschenlampe ein paar Spinnweben beiseite und zog das Päckchen hervor. »Wenn das nicht mindestens ein halbes Kilo Kokain ist, obendrein hübsch portioniert in kleinen Plastiktütchen. Sieht so aus, als wäre Classon alles andere als ein Engel.«
    »Du hältst ihn für einen Dealer?«
    »Genau. Oder er hortet das Zeug für schlechte Zeiten.«
    »Pennington hätte das eigentlich finden müssen.«
    »Vielleicht hat er ja auch Angst vor Spinnen.«
    Ich stand auf, und Bud knallte die Tür mit der Fußspitze zu. »Oben alles klar?«
    »So weit ja. Vermutlich las er gerade ein Buch, als unten jemand klopfte. Er ging wohl hinunter, um nachzusehen, und sie attackierten ihn im Flur. Vermutlich einer seiner nicht so netten Kunden.«
    »Kann sein. Möglicherweise war er ihnen zu teuer. Ich lass seinen Namen überprüfen. Vielleicht landen wir ja einen Treffer.«
    »Okay. Und ich versuche, ein Adressbuch mit Namen von Freunden und Verwandten zu finden. Wir müssen seine nächsten Angehörigen informieren. Dann brauchen wir noch die Aussage der Nachbarin, ehe wir von hier verschwinden. Für mich sind hier Drogen im Spiel, und wo auch immer Classon sich befindet, er steckt tief in der Scheiße.«
    »Glaub ich auch. Es sei denn, er ist gestürzt, hat sich den Schädel am Türstopper eingeschlagen und ist selbst ins Krankenhaus gefahren. Das wäre eine Möglichkeit. Oder ein paar befreundete Engel haben ihn hingeflogen.«
    »Ruf sämtliche Kliniken an, wenn du schon dabei bist. Damit wir das ausschließen können.«
    »Klar. Bin schon dabei.«

3
    Nachdem sich herausgestellt hatte, dass Simon Classon in keiner Klinik lag, war der Fall für uns klar. Es handelte sich um einen Überfall und das Opfer wurde vermisst. Wir sicherten die Beweismittel und riefen unseren leicht durchgeknallten, aber hocherfahrenen Kriminalisten Johnny Becker, genannt Shaggy, an, um ihn mit der Spurensicherung am Tatort zu beauftragen. Bis wir die spiegelglatte Straße hinuntergeschlittert und zur Veranda der Nachbarin hochgestapft waren und ich den Schnee von meinen Stilettos getreten hatte, war es schon fast zehn Uhr.
    Bud sagte: »Wir lassen diese Lady lieber nicht sehen, was du drunter anhast. Sonst hält sie dich noch für ein Flittchen und knallt uns die Tür vor der Nase zu.«
    »Wenn du die Tasche mit meinem Trainingsanzug, den Nikes und den Thermosocken mitgenommen hättest, wie vereinbart, hätte ich mich schon längst umziehen können und würde mir hier nicht die Zehen in diesen lächerlichen Tretern abfrieren.«
    »Hab ich in der Eile einfach vergessen. Tut mir leid. Willst du meine Jacke?«
    »Behalt sie lieber mal. Die passt nicht zu meinen schwarzen Netzstrümpfen.«
    Das Haus war ein alter Bungalow im Stil der 40er-Jahre, verputzt und mit gelben Wänden sowie einem freitragenden Balkon direkt über der Eingangsveranda. An einem Ende stand eine bunt gemusterte Schaukel, die nun eingeschneit war und sich nach Julinächten mit Glühwürmchen sehnte. Es gab
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