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0646 - Monster auf Malta

0646 - Monster auf Malta

Titel: 0646 - Monster auf Malta
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zwischen uralten Tempelsteinen näherte sich eine rothaarige Frau ihrem Ziel. Sie betrat einen Bezirk, der normalen Sterblichen von jeher verschlossen geblieben war.
    Seit Jahrtausenden.
    Hier hatten nur die Priester Zutritt.
    Die Rothaarige war mehr als nur ein Priester.
    Aber selbst wenn sie lediglich ein normaler Mensch gewesen wäre, hätte ihr niemand den Zutritt verwehren können. Jetzt nicht mehr. Die alte Kultur war zerfallen und vergangen, kaum jemand erinnerte sich noch an sie. Und jene, die daran forschten, konnten nur spekulieren und vermuten. Ob das, was sie annahmen, der Wahrheit entsprach, ließ sich nicht beweisen.
    Nicht mehr oder noch nicht.
    Im inneren Bereich des sakralen Steinbauwerks hielt die Rothaarige inne.
    Es gab viele dieser Bauwerke. Uralt waren sie, stammten noch aus der Steinzeit. Damals war die Insel ein Zentrum der Religiosität gewesen.
    Das war sie eigentlich auch heute noch, nur glaubten die Menschen nicht mehr an die alten Götter und Dämonen, sondern nur noch an einen einzigen Gott, dem sie dienten und dem sie Kirchen bauten, wie sie vor Jahrtausenden Tempelanlagen errichtet hatten, die heute noch existierten.
    Die Rothaarige fragte sich, ob die Kirchen der Gegenwart nach ebenso vielen Jahrtausenden ebenfalls noch existieren würden.
    Aber es war unwichtig.
    Es ging nicht um Zukunft und Vergangenheit, sondern nur um die Gegenwart.
    Was die Rothaarige zu tun beabsichtigte, stellte für sie kein Problem dar. Sie wollte nur noch einmal alle Möglichkeiten genau durchdenken.
    Dann begann sie zu handeln.
    Von einem Menschen, der Professor Zamorra genannt wurde, hatte sie zu jenem Zeitpunkt noch nichts gehört…
    ***
    »Einen noch, Mostache«, verlangte Malteser-Joe etwa ein halbes Jahr später.
    »Denk an deine Leber«, brummte der Wirt.
    »Tu ich ja. Die braucht den.«
    Mostache hob zweifelnd die Brauen und schenkte ein. »Was sagst du dazu, Zamorra?«
    Der zuckte mit den Schultern. »Ich bin Parapsychologe, kein Arzt. Wenn Joe meint, daß seine Leber noch einen verträgt, dann gib ihm eben noch einen. Der Kunde ist König, oder?«
    »Ich bin kein König«, protestierte Malteser-Joe. »Ich bin Großfürst. Das ist viel mehr als König. Solltest du als gebildeter Mensch eigentlich wissen.«
    »Gebildeter Mensch?« ächzte der alte Curd und zeigte auf Zamorra. »Der da? Der kennt doch eh nur zwei Sorten Singvögel: Frosch und Maus.«
    »So was gibt's hier aber nicht«, brummte Mostache. »Das hier ist ein anständiges Lokal. Hier wird nicht gesungen beim Vö…« Er hustete ungestüm und fuhr fort: »Beim Vögel, Frösche und Mäuse füttern.« Dann kam er hinter dem Tresen hervor, jonglierte das Tablett mit den Getränken zum »Montagne-Tisch« und verteilte die Gläser. Wein für Professor Zamorra, dessen Gefährtin Nicole Duval, Pascal Lafitte, den alten Curd, den Winzer André Goadec und den Dorfschmied Charles, dessen Nachnamen kaum jemand kannte, sowie einen Malteser für Gérard Fronton, der die erste Hälfte seines Spitznamens diesem Getränk verdankte. Weshalb er allerdings Joe genannt wurde, entzog sich der Kenntnis aller Anwesenden.
    Malteser-Joe nahm das kleine Glas in die Hand.
    »He, da ist doch nichts drin!« protestierte er. »Was soll das, Mostache?«
    »Da ist was drin! Ordentlich bis zum Eichstrich gefüllt!« knurrte der Wirt.
    Gérard leerte das Glas und stellte es auf Mostaches Tablett zurück.
    »Da ist doch nichts drin!« wiederholte er energisch. »Oder will jemand den Gegenbeweis führen?«
    »Grumpf!« machte Mostache. »Natürlich ist jetzt nichts mehr drin, nachdem du es leergesoffen hast, du Nasenbär!«
    »Sage ich doch: Ist nichts drin. Noch einen, Mostache.«
    »Denk an deine Leber…«
    »Tu ich doch, die braucht den…«
    Mostache winkte ab. Grummelnd kehrte er zur Theke zurück.
    Gérard beugte sich vor und sah in die Runde. »Sagt mal, habt ihr auch das Gefühl, daß unser Herr Wirt keine Lust mehr hat, Geld zu verdienen?«
    »Er denkt nur an deine Leber«, sagte der alte Curd.
    »Tu ich doch auch! - Mostache, wo bleibt mein Malteser?«
    »Kriegst du gleich als Luftfracht!« knurrte der Wirt. »Nur die Ruhe, alter Mann!«
    »Der hält mich für alt!« ächzte Gérard. »Ist denn das zu fassen? He, hier ist doch gleich die Hölle los!«
    »Beschrei's nicht«, warnte Goadec. »Was, wenn gleich dieser Asmodis wieder mal zur Tür 'reinkommt?« Damit sah er Zamorra streng an.
    »Kann ich was dafür, daß der alte Teufel immer wieder hier auftaucht?«
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