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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition)
Autoren: Susannah Kells
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Dankgebet für einen abwesenden Freund sprechen. Den Apostel Johannes.»
    «Wär’s nicht angemessener, Eurem abwesenden Freund Mordecai Lopez zu danken?», empörte sich Campion.
    Vavasour Devorax grunzte belustigt. «Die Frau will, dass ich mich schuldig fühle. Ach ja, mein ‹Freund› Lopez.» Er betrachtete sie mit frechem Grinsen. «Mein Freund Lopez ist ein Jude, der sich allzu lange meine Dienste erkauft hat und glaubt, dass mir ein freundschaftlicher Klaps auf den Hinterkopf ausreicht. Aber so ist es nicht. Ich erwarte mehr vom Leben als Schwert und Lederrock. Es ist an der Zeit, dass auch ich ausgesorgt habe.» Er lebte auf, wie es schien, beseelt von seinem Zorn. Nach vorn gebeugt, fegte er die drei Siegel mit der geöffneten Hand vom Tisch. «Mein Lohn für lange Dienste!» Er schüttelte die Schmuckstücke und ließ die Ketten rasseln.
    Sir Grenville meldete sich erstmals zu Wort. «Wenn Ihr Lopez’ Feind seid, Devorax, seid Ihr mein Freund.»
    Devorax lachte. Er legte die Siegel wieder auf den Tisch und ließ die Ketten über den aus Damaszenerstahl geschmiedeten Lauf von Ebenezers Pistole fallen. «Das Wort Freund scheint heute Abend in aller Munde zu sein. Ich bin nun reich und jedermanns Freund, obwohl ich gar keine Freunde nötig habe.»
    «Was wünscht Ihr Euch dann?», fragte Sir Grenville mit gebrochener Stimme.
    Devorax starrte ihn lange an und antwortete schließlich: «Ich wünsche mir ein bestimmtes Hurenhaus in Padua, Sir Grenville. Dort könnte ich meine alten Tage auf die Weise beschließen, die mir am ehesten zusagt.»
    Sir Grenville hatte endlich den Einstieg in ein Gespräch mit ihm gefunden. Er nickte lächelnd in Richtung der drei goldenen Siegel. «Mit diesem Schatz könntet Ihr halb Europa in ein Hurenhaus verwandeln, Devorax», sagte er ruhig und gelassen. «Ohne Freunde aber hättet Ihr nur wenig Schutz vor den Feinden, die Euch belagern werden.»
    «Feinde?», höhnte Devorax. «Welche? Habt Ihr Euch etwa selbst im Sinn, Sir Grenville? Eure Leiche wird in Kürze die Wattwürmer mästen.» Er sah die Furcht, die sich in den hervortretenden Augen spiegelte. «Lopez? Der Jude ist ein alter Mann und weiß, wie ich mein Schwert zu führen verstehe. Er wird sich hüten, Rache zu üben.»
    Campion hielt Tobys Hand umklammert. Sie wollte sich ihre Angst nicht anmerken lassen. «Mein Vater.»
    «Dein Vater?» Das bärtige Gesicht wandte sich ihr zu. «Kit Aretine hat dich im Stich gelassen. Warum sollte er jetzt herbeigelaufen kommen, wenn er’s denn könnte? Glaubst du wirklich, eine Tochter, die er nie gesehen hat, wäre ihm wichtiger als die Freuden eines paduanischen Hurenhauses?» Devorax lachte. «Vergiss nicht, ich kannte deinen Vater gut. Ich weiß, was ihm gefällt.» Er betrachtete ihr Mienenspiel. «Wenn du dein Leben retten willst, könntest du mit mir kommen und mir gefällig sein.»
    Devorax warf den Kopf zurück und lachte laut auf. Ebenezer grinste. Die beiden Wachen hielten Toby bei der Schulter gepackt und zwangen ihn zurück auf seinen Stuhl.
    Devorax wartete, bis sich Toby beruhigt hatte, und fragte Ebenezer: «Was sollen wir mit ihnen anfangen, Mr   Slythe?»
    Ebenezer zuckte mit den Achseln. «Umbringen.»
    Devorax gab sich überrascht. «Aber Sir Grenville war doch gut zu Euch. Wollt Ihr ihn nicht retten?»
    Sir Grenville bedachte Ebenezer mit hasserfülltem Blick. Ebenezer lächelte seinem einstigen Gönner zu. Wäre er tot, erbte er dessen Vermögen. «Er soll sterben.»
    «Und Eure Schwester?», fragte Devorax in vorgetäuschter Unschuld. «Wollt Ihr denn nicht wenigstens das Leben Eurer Schwester retten?»
    «Sie ist nicht meine Schwester», antwortete Ebenezer. «Sie ist die Tochter von Aretine und einer Hure.»
    Devorax lächelte. «Auch sie soll sterben?»
    Ebenezer nickte.
    Mit Blick auf Toby sagte Devorax: «Und du, mein Kleiner, willst wahrscheinlich neben ihr begraben liegen, nicht wahr?»
    «Fahr zur Hölle!»
    «Alles zu seiner Zeit, mein Kleiner.» Devorax schaute lächelnd in die Runde. «Was für ein angenehmer Abend. Die Flut steigt, ein Schiff wartet, Mr   Slythe und ich teilen uns das Vermögen aus dem Bund, und ihr werdet sterben.» Er schwieg still, um seine Worte wirken zu lassen. Ein Windstoß pfiff durchs morsche Gebälk und flaute wieder ab. Das Rauschen der Brandung schwoll an.
    Campion blickte zu dem großen Soldaten auf. Sie versuchte ihre Stimme im Zaum zu halten und sagte ruhig: «Toby hat nichts getan. Er wollte all das nicht.
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