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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition)
Autoren: Susannah Kells
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einem verlassenen Strand. Sie schrie in Richtung der Marschen, dem dunklen Küstenstreifen entgegen. «Vater!»
    Christopher Aretine hörte sie nicht. Er stand am Ufer und schaute dem Schiff nach, auf dem seine Tochter davonsegelte, in Sicherheit und von der Liebe begleitet, die er ihr selbst so gern gezeigt hätte. Er starrte über das Wasser hinaus, bis sich die dunklen Umrisse des Schiffes in der Nacht verloren.
    Sie war das Ebenbild ihrer Mutter. Ihr Anblick rührte eine Flut von Erinnerungen an längst vergangene Zeiten auf, an ein wunderschönes Mädchen, an schmerzliches Sehnen und Hoffen, Freude, Glück und Liebe. Er hatte Campion die Wahrheit sagen wollen, sich aber nicht dazu durchringen können. Jetzt aber würde sie Bescheid wissen und zu ihm finden können, wenn sie es denn wollte.
    Er wandte sich ab, watete durch die Wellen und bestieg den Erdwall. Er beneidete sie um ihre Liebe.
    Aretine kehrte in die Scheune zurück. Seine Augen waren so gefühllos wie das Meer. Er hob die Weinflasche, nahm einen tiefen Schluck und richtete den Blick auf Sir Grenville. «Deine Zeit ist abgelaufen, Cony.»
    Sir Grenville zuckte zusammen. Sein Bauch schmerzte, aber er hoffte noch immer. «Können wir nicht reden, Devorax?»
    Der große Soldat lachte. «Devorax! Du hast mich also tatsächlich nicht wiedererkannt, wirst dich wohl aber noch erinnern an die Zeit, da du mich unter deine stinkenden Laken zu ziehen hofftest und mein Gesicht auf das des nackten Narziss hast malen lassen.» Devorax lachte über den vor Angst bebenden Fettwanst, der da vor ihm stand. «Gibt es das Gemälde noch, Cony? Ergötzt du dich noch immer daran?»
    Cony zitterte am ganzen Körper.
    Kit Aretine lächelte. «Ich bin aus Maryland zurückgekehrt, als der Krieg ausbrach, Cony. Ich habe gebetet, dass ich dich zum Feind haben werde.»
    «Nein!» Es schien, als wäre dem Advokaten das Wort mit einem Fleischerhaken herausgerissen worden.
    «Doch.» Aretine wandte sich Ebenezer zu, und seine Stimme war kälter als der Wind, der Campion davontrug. «Mein Name ist Christopher Aretine. Deine Schwester hat um Gnade für dich gebeten. Soll ich dich am Leben lassen?»
    Ebenezer brachte keinen Ton hervor. Ihm war, als hätten sich seine Gedärme verflüssigt. Er erinnerte sich, wie dieser Mann mit schauriger Schlagkraft den Gehängten bei Tyburn zerhackt hatte.
    Aretine kehrte beiden den Rücken zu. Seine Tochter hatte sich für Ebenezer eingesetzt, doch er war nicht gnädig gestimmt. Mit Blick auf seine Männer deutete er mit der Hand ringsum und sagte: «Tötet sie alle.»
    Er verließ das alte steinerne Gebäude, das einst eine Kirche gewesen war, und hörte die Schreie, die um Gnade winselten, hörte das Gemetzel und schenkte ihm weiter keine Beachtung. Er stieg auf den Wall, blickte aufs Meer, dachte an seine so wohlgeratene Tochter und empfand Mitleid mit sich selbst. Er trank.

    Campion weinte. «Er ist mein Vater.»
    Toby starrte auf die Siegel, die nebeneinander auf dem Tisch lagen, und schüttelte den Kopf. «Wenn er es dir doch nur selbst gesagt hätte.»
    Auf der Unterseite des Schatullendeckels standen die Worte: «Für Campion, in der Empfindung, die ich für Liebe halte. Dein Vater, Devorax, Aretine, Kit.» Campion schüttelte den Kopf. «Ich verstehe nicht.»
    Sie nahm das Siegel des Apostels Johannes zur Hand. Sein Symbol war der Giftkelch, mit dem Kaiser Domitian den Heiligen zu töten versucht hatte. Um den Stil des Kelches wand sich die Schlange, dank derer das Gift unschädlich gemacht worden war.
    Im Siegel des Apostels Matthäus hatte sich zu Matthew Slythes Abscheu ein Kruzifix befunden, eine nackte Frauengestalt steckte Sir Grenville zum Spott im Markus-Siegel und ein silbernes Schwein in Mordecai Lopez’ Lukas-Siegel.
    Versteckt im Inneren des Johannes-Siegels fand Campion den Schrecken ihres Vaters: einen winzigen silbernen Spiegel, in dem er sich selbst betrachten konnte.
    Das Schiff segelte durch die Nacht, seine Last war die Liebe.

Informationen zum Buch
    Die Sünde, der Tod – und eine Liebe, die alles besiegt

    England im 17. Jahrhundert: Die junge Dorcas wächst in einem so frommen wie strengen Elternhaus auf. Als sie heimlich ein Bad im Fluss nimmt, wird sie von dem jungen Adeligen Toby Lazen überrascht. Doch auch ihr missgünstiger Bruder Ebenezer hat alles mitverfolgt. Als Dorcas daraufhin mit einem ältlichen Glaubensbruder verheiratet werden soll, sucht sie ihr Heil in der Flucht. Im Studierzimmer des Vaters hat
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