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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition)
Autoren: Susannah Kells
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vertrauen konnten?», entgegnete Toby lächelnd.
    Devorax lachte. «Gerade so.»
    Campion schaute in das grimmige Gesicht. Das Mondlicht versilberte sein Haar, den Bart und die breite Schnalle seines Waffengurtes. «Danke für alles.»
    «Seid Ihr’s nicht schon müde, so häufig danksagen zu müssen?» Er lachte. «Verzeiht Ihr mir, Sir Toby?» Ohne auf eine Antwort zu warten, hob er Campion hoch und trug sie durch die Brandung zu dem kleinen Boot. Er begrüßte die Ruderer in einer fremden Sprache. Sie antworteten freudig und drehten bei. Devorax setzte Campion auf der Heckbank ab, die Gepäckstücke wurden eingeladen, und dann kletterte auch Toby über den Dollbord. Der Wind blies kalt über die Marschen von Essex und schleuderte Gischt über den Rand des schaukelnden Bootes.
    Devorax blickte auf Campion herab. «Richtet Lopez aus, dass ich Cony getötet habe.»
    Sie nickte.
    «Und berichtet ihm alles, was geschehen ist.»
    «Das werde ich.»
    Devorax öffnete seine Ledertasche und warf Toby ein quadratisches Päckchen zu. «Das ist für Mordecai Lopez. Passt gut darauf auf und lasst es nicht nass werden.»
    «Versprochen.»
    Devorax ergriff Campions Hand, zog sie an sich und küsste sie. «Das Wetter ist günstig, Ihr werdet eine gute Überfahrt haben.» Er gab ihre Hand frei. Seine Männer waren schon zur Scheune zurückgekehrt. «Gott sei mit Euch.»
    Die holländischen Seeleute legten sich in die Riemen. Gischt schäumte um den Bug.
    Campion drehte sich um. Devorax stand noch immer in der Brandung. «Werden wir Euch wiedersehen, Oberst?»
    «Wer weiß?» Seine Stimme klang wieder barsch. Das Boot nahm Fahrt auf und zog eine weißschimmernde Spur hinter sich her. Die Ruder knarrten in den Dollen.
    Toby legte ihr den Arm um die Schultern. Es war bitterkalt auf dem Wasser. Zur Linken sah er, wie sich die Wellen, Reihe um Reihe, auf einer Sandbank brachen. Er drückte seine Frau an sich. «Ich bin froh, dass wir ihn nicht zum Feind hatten.»
    «Das bin ich auch.» Sie spürte die Siegel unter ihrem Umhang. In sicherer Verwahrung und geschützt vor Feind und Krieg, sollten sie nun ihrer Bestimmung zugeführt werden, auf dass Campion das Vermögen des Vaters erbte, mit dem er sie schon vor so langer Zeit bedacht hatte. Sie verließ England.
    Noch einmal schaute sie zurück, doch die Küste war kaum mehr zu erkennen. Vor dem Nachthimmel sah sie nur den spitzen Giebel der alten Scheune, sonst nichts. «Er hat mir einen Handkuss gegeben», sagte sie und lachte auf.
    «Vielleicht mag er dich am Ende doch.»
    Die Bootswand prallte an den Rumpf der Wanderer . Kräftige Hände halfen Campion an Bord des Schiffes, wo es nach Pech und Salz roch. Die Wanten klapperten im Wind.
    Der Kapitän, ein bärtiger Mann mit freundlichem Lächeln, führte sie in eine geräumige, behaglich eingerichtete Kabine im Heck. Er gab ihnen warme Seemannskleider zum Anziehen, versprach, sie mit Suppe zu beköstigen, und zog sich zurück, um die Segel setzen zu lassen.
    Campion schaute Toby in die Augen. Die beiden waren allein und blickten zurück auf das, was ihnen in dieser Nacht widerfahren war, auf die Schrecken, auf ihren Kuss unter der Bedrohung der auf sie gerichteten Pistole und auf den denkwürdigen Moment, als sich Devorax schließlich zu Lopez bekannt hatte. Campion lächelte. «Ich liebe dich.»
    Über ihren Köpfen liefen bloße Füße übers Deck. «Ich liebe dich», sagte Toby. Er legte das Päckchen für Lopez auf den Tisch und hielt plötzlich inne.
    Auf dem Einschlagpapier stand in Tinte ein Name geschrieben: «Lady Campion Lazender.»
    «Es ist für dich bestimmt.»
    Sie starrte lange auf das Päckchen, löste dann mit klammen Fingern die Verschnürung und brachte eine lackierte Holzschatulle zum Vorschein. Sie maß rund sechs Zoll im Quadrat und zwar an die fünf Zoll hoch. Ein feinziselierter Metallriegel diente als Verschluss.
    Dass ein Ruck durch das Schiff ging, als der Anker gelichtet wurde, bemerkte sie nicht. Auch spürte sie nicht, wie sich das Schiff, vom Wind ergriffen, zur Seite neigte.
    Sie öffnete den Deckel und ahnte schon, was sie darunter finden würde.
    Die Schatulle war innen mit rotem Samt ausgeschlagen. In einem Kissen steckten vier runde Aushöhlungen für die vier Siegel. Drei davon waren leer. In dem vierten befand sich das Siegel des Apostels Johannes, umwickelt von einer goldenen Kette.
    Campion öffnete eines der Kabinenfenster und schrie in die Nacht hinaus. Ihr Schrei klang wie der einer Möwe an
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