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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes
Autoren: Rexanne Becnel
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Knie.
    Sofort legte sie den Korb des Babys auf den Boden und war an seiner Seite; sie umarmte ihn und versuchte verzwei felt, ihn von der gefährlichen Kante des Felsvorsprungs fort zuziehen.
    »Corbett! Corbett!« schrie sie immer und immer wieder. Sie hielt ihn so dicht an sich, wie es me n schenmöglich war. Tränen strömten ihre Wangen herab, als sie seine Wangen, seine Augen, seine Lippen küsste. Er zitterte vor Anstren gung und vor Schmerz und vor der seelischen Qual der letzten Minuten. Aber schnell nahm er sie in die Arme und hielt sie fest.
    »Ich glaubte, dich verloren zu haben. Ich liebe dich, Lily. Mein Gott, ich liebe dich! Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren. Ich will niemals mehr ohne dich sein!«
    »Das wirst du nie. Das wirst du nie. Ich würde sterben, wenn ich nicht für immer bei dir sein könnte. Ich liebe dich, ich werde dich immer lieben!«
    Es waren die vollkommenen Worte der Liebe. Lillianes Herz war erfüllt von dem Wunder. Wie lange hatte sie darauf gewartet, sie auszusprechen? Wie lange hatte sie darum gebetet, sie ihn sagen zu hören? Ewig, so schien es ihr, doch jetzt hatte er sie tatsächlich gesagt. Er liebte sie. Sie konnte es kaum glauben, und doch… sie wusste, dass es die Wahrheit war.
    In der Dunkelheit, in der Kälte, mit der kleinen Elyse, die zu wimmern begann, und Dunns bellenden Rufen vom Fuße des Grenzsteines, gelang ihr ein Lächeln.
    »Ich will nach Hause, Corbett. Ich will, dass wir gemeinsam nach Orrick gehen.«
     

Epilog

    Lilliane stand am Rande des Feldes. Die Gerste begann reif zu werden, und in dem warmen Sommerwind wogte das Feld wie ein sanfter, goldener See. An dem schmalen Bach, der das Feld säumte, hatten Magda und Ferga eine Decke für die Babys ausgebreitet. Jetzt waren die beiden Mägde fest eingeschlafen, genau wie ihre kleinen Schützlinge. Selbst der alte Thomas, der sie begleitet hatte, lehnte dösend an einer stämmigen Buche, seine Angel ruhte müßig in seinen Hän den.
    In der beruhigenden Wärme der späten Augus t sonne war jeder entspannt und zufrieden. Jeder außer Lilliane.
    Sie ging eine Weile an dem Bach entlang und warf den Fi schen und Enten alte Brotkrumen zu. Aber ihre Ruhelosig keit ließ nicht nach, und jetzt hatte sie schon den ganzen Weg bis zur Straße zurückgelegt.
    Lilliane wischte sich eine vom Wind verwehte Strähne ih res Haares von der Wange, als sie die gerade, stark befahre ne Straße hina b blickte. Seit sie heute morgen aufgewacht war, war sie sicher gewesen, dass Corbett heute zurückkeh ren würde. Sie hatte es mit einer Sicherheit gewusst, die sich durch nichts erschüttern ließ. Doch jetzt, da die Sonne lang sam im Westen unterging, schwanden ihre Hoffnungen da hin.
    Wie sehr sie sich nach ihm sehnte. Er war jetzt fast vier Wochen fort, in London, um sich dort mit Edward zu treffen und seiner Krönung beizuwohnen. Sie hatte ihn nicht beglei tet, denn sie war erst kürzlich von ihrem Sohn entbunden worden. Aber jeden Abend hatte sie um seine sichere Rückkehr gebetet, und jeden Morgen hatte sie sich erneut nieder gekniet in der Hoffnung, dass dies der Tag sein werde.
    Mit einem schweren Seufzer blickte sie die staubige Straße hinab. Womöglich kommt er heute wieder nicht, dachte sie, als sie ihre nackten Füße betrac h tete. Sie hatte ihre Schuhe schon vor langer Zeit weggeworfen; ihre Füße waren schmutzig; der Saum ihres apfelgrünen Leinenkleides war immer noch feucht, und ihr Haar war eine einzige, wilde, unglaubliche Mähne. Nach den Wochen bei Hof inmitten der großen Lords und Ladys des Landes hielt er sie jetzt sicherlich für ein bemitleidenswertes Landmädchen.
    Sie tat sich ziemlich leid, als sie die Straße hina b wanderte und gelegentlich ziellos einen Stein forttrat. Erst als sie das Vibrieren der Erde unter ihren Füßen spürte und das schwe re Donnern von Hufen hörte, schreckte sie aus ihren düste ren Gedanken auf und wirbelte herum.
    In ungestümem Tempo kam ein einsamer Reiter auf ei nem riesigen, schwarzen Streitross dahergeritten. Mit einem glücklichen Schrei fuhr sich Lilliane mit den Händen an die Wangen. Sie musste sein Gesicht nicht sehen, um zu wissen, dass es Corbett war.
    Dort stand sie, mitten auf der Straße, eine schlanke, staubige Gestalt, deren Röcke sich im Wind bauschten, und die Nachmittagssonne fing sich in ihrem rot und golden schim mernden, langen wilden Haar. Als er auf sie zukam, hatte sie das Gefühl, dass alles Glück dieser Welt ihr in den Schoß
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