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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes
Autoren: Rexanne Becnel
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er drohend vor der zitternden Ferga stand.
    »Beide, sie und das Baby?« herrschte er die vor seinem Zorn bebende Frau in donnerndem Tone an.
    »Sie… sie ist dem Kind gefolgt«, murmelte Ferga; ihr Kopf war gebeugt und ihre Schultern zusa m mengezogen, denn sie erwartete, geschlagen zu werden. Aber es kam kein Schlag. Als sie einen erschrockenen Blick auf Corbett riskier te, gab ihr der Schmerz, den sie in seinem Gesicht sah, den Mut weiterzureden. »Zuerst kam William. Er nahm Elyse und gab mir eine Nachricht für Mylady.«
    »Was stand darin?« warf Dünn dazwischen.
    »Ich… Ich weiß es nicht«, gab die Magd traurig zu. »Aber sie war sicher, dass sie ihn zur Rückkehr bewegen könnte.«
    »Also ist deine Frau mit William durchgebrannt.«
    Corbett richtete sich beim Klang der brüderlichen Stimme steif auf.
    »Wie unpassend, dass sie das ausgerechnet inmitten dieser Fes t lichkeiten getan hat, wo so viele Gäste anwesend sind.« Hughe hielt inne, und trotz seines Versuches, einen besorg ten Eindruck zu hinterlassen, war seine Stimme von einem boshaften Unterton nicht frei. »Natürlich haben William und sie es genauso geplant, um aus der Verwirrung im Schloss ihren Vorteil ziehen zu können. Du darfst nicht vergessen, dass sie die Tochter eines Mörders ist, egal wie verliebt du in ihr liebliches Gesicht bist.«
    Mit einem grimmigen Knurren stürzte sich Corbett auf ihn. Wenn Dünn es nicht verhindert hätte, hätte er seinen Bruder niederg e schlagen. Aber so konnte Hughe einige Schritte zurückweichen, bevor er sich wieder sammelte.
    »Dein Zorn richtet sich gegen den Falschen!« rief er. »Bes ser, du nimmst meine Hilfe bei der Suche nach ihr an, statt mich so ungerechtfertigt anzugreifen!«
    Corbetts Zorn war furchtbar anzusehen, und nur mit äu ßerster Anstrengung kämpfte er ihn nieder. Dann wandte er sich Dünn zu. »Lass die Pferde holen. Bring mir vier der Wa chen.« Er wandte sich abrupt zum Gehen, dann blieb er ste hen und sah Hughe eindringlich an. »Wirst du mit uns rei ten, Bruder?«
    Diese Worte sprach er ohne jedes Gefühl, als ob zwischen ihnen weder Missverständnisse noch Jahre der Bitterkeit lägen. Aber allein die Ruhe seiner Stimme schien den Raum mit Kälte zu erfüllen.
    »Ich werde mit dir reiten. Colchester und Orrick sind ein mächtiges Bündnis. Wenn deine Frau mit ihrer Flucht Erfolg hat, würde das nur ein Grund für weitere Zwistigkeiten in Windermere Fold sein.«
    Corbett ließ sich nicht zu einer Antwort herab. Er beob achtete sowohl Hughe als auch Dünn, wie sie sich auf ihre bevorstehende Suche nach der ve r schwundenen Lilliane vor bereiteten. Aber als er seine kurze Ledertunika anlegte und sein Messer und sein Schwert ergriff, entdeckte er Ferga, die immer noch in der Ecke kauerte.
    »Du kannst gehen«, befahl er kurz, als er innehielt, um seine hohen Lederstiefel zuzubinden.
    »Ihr dürft nicht wütend auf Mylady sein«, murmelte Ferga mit schwacher, verängstigter Stimme.
    »Ach nein?« Corbett spie die Worte förmlich hervor. »Es scheint ihr Lebensziel zu sein, mich in Rage zu versetzen. Mich zu verspotten, meine Pläne zu vereiteln, einen Narren aus mir zu machen.« Mit einem unheilverkündenden Ge räusch ließ er sein Schwert in die Lederscheide an seiner Seite gleiten.
    »Sie liebt Euch.«
    Die Worte der Magd waren kaum mehr als ein Flüstern. Doch sie ließen Corbett erstarren. Er konnte seine Empfin dungen nicht verbergen, als er sie ansah, und Ferga fasste sich ein Herz, als sie die Sehnsucht und den Zweifel sah, der seine harten Züge verzerrte.
    »Das kannst du nicht wissen. Hat sie so etwas zu dir ge sagt?«
    »Manche Dinge werden nicht immer ausgespr o chen. Aber wenn Ihr aufmerksam wäret, dann würdet ihr es trotzdem erkennen.«
    Als Corbett sie weiterhin zweifelnd ansah, lächelte sie schwach und nickte. »Ja, sie liebt Euch.«
    Corbett wollte noch etwas sagen, schwieg dann aber und warf ihr einen durchdringenden Blick zu, als ob er Wahrheit oder Lüge erkennen könnte, wenn er nur scharf genug hin sah. Schließlich holte er tief Atem und streckte die Hand nach seinem Mantel aus.
    Er sprach nicht mehr mit ihr, als er den Raum verließ, aber Ferga hörte sein leises Gebet, als er davon schritt. »Bitte lass es so sein, denn eines ist sicher: Ich liebe sie.«
    Im Schlosshof herrschte viel Verwirrung und Neugierde unter den Gästen, die noch nicht zu Bett gegangen waren. Doch Corbetts grimmiger Gesichtsausdruck verhinderte, dass sie Fragen stellten. Als die
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