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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes
Autoren: Rexanne Becnel
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einmal einen Blick für Hughe üb rig, so entschlossen war er, Lilliane einzuholen. Es war, als ob nichts sonst auf der ganzen Welt von Belang wäre – nicht England, nicht Edward, noch nicht einmal Orrick und Colchester –, solange Lilliane wieder sicher bei ihm war.
    Er setzte seinen ungestümen Ritt unermüdlich fort, auch als sie den Fluss erreichten. Als Qismah an das andere Flus sufer gelangt war, konnte er sehen, wie sich ein kleines Kon tingent von Rittern in wildem Galopp dem Grenzstein nä herte.
    Hughe war irgendwo hinter ihm. Dünn und seine Männer blieben weiter zurück. Plötzlich hörte er Dünn rufen: »An die Waffen! An die Waffen!«
    Corbett zügelte sein Pferd auf der Stelle, wandte sich um und sah, dass eine Gruppe Berittener seine Männer angriff. William hatte die Sache hervorr a gend geplant, dachte er mit einem bösen Fluch auf den Lippen. Einen Augenblick lang zögerte er. Dünn und die anderen waren seine Kameraden, denen er vertraute. Sie hatten zusammen gekämpft und einander unzählige Male gerettet.
    Und doch war da noch Lilliane, und er konnte einfach nicht umkehren.
    Seine Entscheidung war innerhalb einer Sekunde gefallen.
    Er hörte Hughes Fluch nicht, als er Qismah dem unheilvol len Schatten des Grenzsteines zuwandte. Er verschwendete keinen weiteren Gedanken an die Befehle, die Dünn rief, als die Ritter – Klinge an Klinge – gegen die Männer kämpften, die ihnen aufgelauert hatten. Er beugte sich nur tief über den Nacken seines Streitrosses und betete um Lillianes Sicher heit.
    Der erste von Williams Handlangern war kein ernstzunehmender Gegner. Mit einem surrenden Geräusch sauste Corbetts lange Klinge auf ihn hernieder und trennte den Arm des Mannes von dessen Schulter. Er wartete nicht, um ihn fallen zu sehen.
    Die anderen hatten gerade den Fuß des zerklüfteten Fels vorsprungs erreicht, als Corbett sie einholte. Diesmal war der Mann, der sich ihm stellte, auf einen Angriff gefasst. Doch es erging ihm nicht besser als seinem Kameraden. Die Breitschwerter stießen in einem grimmigen Tanz des Todes gegeneinander. Aber als der Mann ihm näher kam, zog Cor bett sein Messer. Mit einem schnellen, nach oben gerichteten Stoß schlitzte er den Mann auf. Ein schrecklicher gurgelnder Laut erklang, als er sein Messer herauszog. Dann trieb er Qismah von dem anderen Pferd fort und machte sich auf die Suche nach William.
    Er dachte nicht über Hughes stetige Verfolgung nach, auch nicht über die gedämpften Laute des Kampfes am an deren Ufer des Flusses. Jeder seiner Sinne konzentrierte sich auf den Klang der Hufe, auf den Felsen und auf das dünne Wimmern eines Kindes.
    Lilliane war zu entsetzt, als William ihr Pferd peitschte, so dass sie ihm voranritt. Die Dunkelheit, der schreckliche Klang des Kampfes, der durch die kalte Nachtluft zu ihr her übergetragen wurde, und seine verzweifelte Beharrlichkeit erfüllten sie mit Grauen. Dass es Corbett war, der ihnen so beharrlich folgte, bezweifelte sie keine Sekunde lang. Doch je mehr er aufholte, um so mehr Angst hatte sie um ihn.
    Als das Pferd nicht mehr weiter konnte, sprang William herunter und zog sie ebenfalls hinab. »Klettern!« befahl er wild. »Klettere hinauf!«
    Sie war zu verängstigt, um nicht zu gehorchen, also kletterte Lilliane hinauf, den Korb mit dem mittle r weile schrei enden Kind fest an sich gepresst. In der Dunkelheit stolperte sie und fiel beinahe, doch trotzdem ging sie weiter, ohne ihre Schmerzen zu beachten. An einer breiteren Stelle auf dem schmalen Pfad blieb sie stehen und schöpfte Atem, dann wich sie Williams Hand aus, als er nach ihr greifen wollte.
    »Ich gehe keinen Schritt weiter!« rief sie und wich in eine Felsspalte zurück, Elyse mit ihren Armen beschützend. »Du musst mit diesem Wahnsinn endlich aufhören, William!«
    »Wahnsinn? Du nennst es Wahnsinn, wenn ich dich liebe? Dich heiraten will?«
    »Ich bin schon mit einem anderen verheiratet. Und ich lie be ihn!«
    Der Wind trug ihre Worte davon, als eine riesige Gestalt vorwärts sprang und sich William in den Weg stellte. Es war eindeutig Corbett, und Lilliane hätte vor Erleichterung am liebsten geweint. Aber die Sache war noch lange nicht ausge standen, und sie hielt den Atem an, als die beiden Männer einander gege n überstanden.
    »Zurück. Zurück, sage ich!« schrie William.
    Im Gegensatz zu Williams verzweifelter Stimme klang Corbett leise und beherrscht. »Zurück? Oder was? Bedroht Ihr Eure eigene Tochter? Oder meine Frau? Ist das die
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