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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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das geheiligt war, was sich hier ereignet hatte.

 
Nachwort
     
     
     
    Vampirismus ist ein klassisches Sujet der Weird Fiction, wo es sich in Novellen und Romanen einer ganzen Reihe von Autoren niederschlug, am populärsten und durch immer wieder neue Kinofilme präsent in Bram Stokers Dracula. Gemäß der Definition, daß Science Fiction-Geschichten sich zwar jeder denkbaren Grundkonstellation bedienen dürfen, die Grundkonstellationen aber nicht offenkundig dem derzeitigen Stand des Wissens widersprechen dürfen, ist der Vampirismus als SF-Thema ein Randgebiet geblieben. Nicht etwa deshalb, weil es den SF-Autoren an Einfällen gemangelt hätte, ein wissenschaftlich fundiertes Stützkorsett für die Praxis gräflicher Halsbeißer zu erfinden, sondern vielmehr in der Einsicht, daß der Hauptreiz des Vampirthemas seine irrationale Komponente ist. Ungeachtet dessen gibt es einige Science Fiction-Adaptionen dieses Themas, darunter sogar herausragende Beispiele, etwa Theodore Sturgeons Some of Your Blood, Richard Mathesons I Am Legend und A. E. van Vogts Erzählung „Asylum“. Was Jacqueline Lichtenberg mit dem vorliegenden Roman House of Zeor – der Teil einer Serie ist – praktiziert, ist natürlich strenggenommen dem klassischen Vampir-Sujet nur bedingt zuzurechnen. Ohne das Verdienst der Autorin schmälern zu wollen, muß allerdings angemerkt werden, daß es sich um keinen substantiellen Unterschied handelt, wenn die Vampire nicht Vampire, sondern Simes heißen, sich nicht der scharfen Beißerchen, sondern nicht minder zwingender Tentakel bedienen und nicht Blut, sondern Selyn zapfen. Dennoch: Der Unterschied – die rationale Komponente, hier die genetische Spaltung der Menschheit in Spender und todbringende Symbionten – zieht die Grenzlinie zwischen Science Fiction und Weird Fiction/Fantasy. Die Grenzlinie allein allerdings wirkt nur gattungsbestimmend und sagt noch nichts über die spezifische Ausformung aus. Und hier zeigt sich, daß Jacqueline Lichtenberg weitaus mehr zu bieten hat als den Austausch eines Instrumentariums. Sie führt den Vampirismus in die Konfliktebene guter Science Fiction hinein. Ganz unverhüllt präsentiert sich hier das gute alte „Was wäre, wenn …“. Was wäre, wenn die eine Art Mensch gezwungen wäre, sich von der anderen Art Mensch wie von einer Art Schlachtvieh zu ernähren? Die Betonung liegt auf „gezwungen“ – was eine andere Konstellation ergibt als das in H. G. Wells’ Die Zeitmaschine angelegte Verhältnis zwischen Morlocken und Eloi. Ein dankbares Thema, zumal sich die Autorin darauf versteht zu differenzieren. Der Angst und dem Elend des Beutetiers (Gen) stehen zwar die Brutalität und die Arroganz des Raubtiers (Sime) gegenüber – aber für eine platte Moral sieht Jacqueline Lichtenberg keinen Anlaß. Das eigentliche Konfliktpotential beginnt für sie erst mit der Möglichkeit, durch Inanspruchnahme sogenannter Kanäle das Symbiontentum der Simes für die Gens aus der Todeszone herauszunehmen. Die Durchsetzung dieser ethischen Komponente gegen die tatsächlichen oder vermeintlichen Interessen der anderen Beteiligten ist Thema dieser Serie, die inzwischen fünf Bände umfaßt.
    Jacqueline Lichtenberg wurde 1942 in Flushing, New York, geboren, studierte Chemie und war sowohl in der amerikanischen wie in der israelischen Industrie tätig. Sie schreibt seit 1968 und engagierte sich stark in der Star-Trek-Bewegung. Sie fühlte sich auch in besonderem Maße von Marion Zimmer Bradley angezogen und ist auch noch heute aktives Mitglied des Fan-Zirkels Friends of Darkover. Inzwischen gibt es sogar so etwas wie ein eigenständiges Zeor-Fandom und nicht weniger als drei Fan-Magazine zu dieser Thematik. Auffallend ist dabei – was im übrigen auch für das Darkover-Fandom gilt –, daß hier Frauen nicht nur eine besondere Rolle spielen, sondern sogar weit in der Überzahl sind.
    Jacqueline Lichtenberg ist eine Autorin, die großen Wert auf Kommunikation mit ihren Lesern legt – und darüber hinaus allgemein der Kommunikation zwischen Menschen einen hohen Stellenwert beimißt, was ihr Engagement in Sachen Star Trek und Darkover belegt – und auch gern mit anderen Autoren zusammenarbeitet: So sind die neueren Romane zum Sime/Gen-Komplex gemeinsam mit Jean Lorrah verfaßt.
     
    Hans Joachim Alpers

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