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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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kann dir nichts tun. Denke an das, was wir dich gelehrt haben, und handle genauso, wie wir es beschlossen haben.“
    Ohne Vorwarnung sprang der Sime das Mädchen an. Erschrocken zuckte sie zurück. Aber dann begegnete sie seinen ausgestreckten Tentakeln mit bereitwilligen Händen. Im Augenblick des Kontaktes kniete sie auf der Chaiselongue. Sie ließ sich von seinem Gewicht in ein Gewirr von Armen und Beinen zurückstoßen. Seine Tentakel schlängelten sich um ihre Arme!
    Valleroy sah, wie Andles Seitliche Kontakt herstellten. Aisha beschenkte ihn mit seinem fünften Kontakt … einem Paar feuchter Lippen. Valleroy wußte, daß Andle nichts Weibliches in jenen Lippen spürte. Dennoch wogte Eifersucht triumphierend auf, als er schrie: „Jetzt, Aisha! Pack ihn!“
    Valleroy dachte an jene schreckliche Empfindung, die ihm Klyd zugefügt hatte. Das, was Aisha jetzt bannte, war der Auszehrungs-Schrecken. Wenn sie ihn wenigstens für einen Augenblick überwinden konnte, würde es nie eine zweite Chance geben. „A ISHA ! Pack ihn!“
    Ihre Finger wurden zu starren Krallen, die sich mit aller Kraft von dem Sime zu lösen versuchten. Es sei ein tiefverwurzelter Reflex, hatte Klyd gesagt. Und er mußte es wissen. Valleroy gestand sich die Niederlage ein. Aber dann preßten sich diese verspannten Finger fest auf die Arme des Simes nieder, wischten ein Stück hinauf und gruben sich tief in das freiliegende Fleisch.
    Sie traf den Knoten!
    Wie von einem Hochspannungs-Stromschlag gelähmt, versteifte sich der Sime, die Kehle erstarrte gegen den Aufschrei, der aus seinem Zwerchfell emporstieg. Andles Augen traten aus den Höhlen, wobei sich die Lider unglaublich weit zurückschälten. Valleroy konnte den Tod des Simes fühlen. Aber der Leichnam weigerte sich zu sterben. Er fiel auf die Kissen zurück, zuckte entsetzlich. Der Mund war aufgerissen. Die Zunge war verschluckt worden. Die Todesfratze war der leibhaftige Schrecken. Noch immer zappelte der Körper.
    Aisha übergab sich ausladend über die gesamte seidige Polsterung. Valleroy hätte sich ihr angeschlossen, aber sein Magen war leer. „Reiß dich zusammen, Mädchen, und sieh zu, ob du die Schlüssel erreichen kannst. Wir haben diese Sache noch nicht hinter uns. Andle ist nur die zweite Rate im Todespreis von Feleho Ambrov Zeor!“
    Sie kämpfte gegen die würgenden Stöße an, schob sich an dem bebenden Leichnam vorbei und tastete nach den Schlüsseln, die nach wie vor an dem Wandhaken in der Mitte zwischen ihnen baumelten. Die Kragenkette war gerade noch lang genug, um sie den unteren Teil eines Schlüssels erwischen zu lassen. Sie rüttelte daran, bis der Bund auf den Teppich fiel. Dann fischte sie ihn mit ihren bloßen Füßen zu sich heran.
    Sie brauchte mehrere ermüdende Augenblicke, ihre zitternden Hände weit genug zu bändigen, damit sie ihre eigenen Handschellen aufschließen konnte. Augenblicke später hatte sie Valleroy befreit.

 
Letzte Entscheidung
     
     
     
    „Gut“, sagte Valleroy, als er das Geschirr abschüttelte. Er stopfte das weiße Hemd in seine Hose. „Wo sind deine Kleider?“
    Aisha blickte auf ihr weißes Totenhemd hinunter. „Sie haben mich gezwungen, sie im Umkleideraum am Ende des Korridors zurückzulassen.“
    Ihre Blicke schienen unkonzentriert. Sie schwankte, stand kurz vor der Ohnmacht. Valleroy legte seinen Arm um ihre Schultern, stützte sie, wobei er sich selbst dafür verfluchte, daß er trotz allem Zeit fand zu bemerken, wie gut sich das anfühlte.
    Mit der anderen Hand ergriff Valleroy eines der Geschirre. Es stellte eine gute Waffe dar. „Holen wir deine Kleider. So angezogen kommst du nicht weit.“
    Sie fanden ihre Sachen in einem angrenzenden Raum. Rasch kleidete sie sich an, während er auf und ab ging. „Wir müssen uns drei von ihren Pferden stehlen und den Rest ausschalten. Weißt du, wo sie das Gas aufbewahren, das sie für dich verwendet haben?“
    „Dieses Wahnsinnszeug?“
    „Ja, oder das Schlafgas.“
    „Nun, es war in dem Raum im rückwärtigen Teil dieses Gebäudes gestapelt, im Parterre.“
    „Gut. Wir kommen daran vorbei, wenn wir zu den Ställen gehen. Versuchen wir es.“
    „Es ist zwecklos. Sie werden unsere sich bewegenden Selyn-Felder entdecken.“
    „Vielleicht. Aber wir können nicht einfach dasitzen und abwarten, bis sie uns holen und es wieder versuchen!“
    „Das nehme ich an!“ Für Valleroy sah sie wie eine verwelkte Rose aus, auf der man zu oft herumgetrampelt war. Ihre Augen waren
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