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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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das an manchen Stellen das sanfte Licht reflektierte, an anderen hingegen absorbierte. Ein großes Ateliersofa und eine gepolsterte, abgerundete Chaiselongue präsentierten sich als die einzigen Möbel.
    Auf der Chaiselongue, an die dahinter liegende Wand angekettet, saß Aisha. Sie trug das traditionelle weiße Hemd und sonst nichts. Aber ihr Kragen und ihre Kette waren nicht mit Stacheln besetzt. Sie konnte sich mit einer gewissen Freiheit bewegen. Ihr glänzendes schwarzes Haar war zu einem komplizierten Gebilde aus Kurven auf ihren Kopf gehäuft, was ihre energische Kieferlinie und die trotzigen Augen betonte.
    Man gestattete ihnen nur einen Moment, einander anzusehen. Dann holten die Wächter eine der gestachelten Halsketten hervor und befestigten Valleroy an einer Metalltafel an der Wand Aisha gegenüber.
    Die Tür flog auf. Andle stolzierte in den Raum und überblickte die Szene mit offensichtlicher Vorfreude. Dann entließ er die Wächter, indem er dem Anführer die Schlüssel entriß und sie an einen Wandhaken außer Reichweite der beiden Gens hängte. „Jetzt verschwindet aus dem Gebäude und bleibt weg. Ich will keine Querfeld-Interferenz!“
    Ganz plötzlich waren die beiden Gens mit dem Sime allein. Mit vorgeschobenen Lippen maß er geringschätzig Valleroys Größe, wobei er das gemischte Kostüm des Gens bemerkte. Dann wandte er sich Aisha zu und schritt ihr langsam entgegen, während er mit Valleroy sprach. „Du siehst, ich habe sie, wie ich sie will, ohne jede Hilfe von Drogen. Ich habe dir die Chance gewährt, meine Technik zu beobachten – eine Gelegenheit, die jeder Haushalter eifrig ergreifen würde.“
    Valleroys Herzschlag begann zu rasen. „Wenn du vorhast, Zeor etwas beizubringen, dann hättest du auch Klyd hierher bringen lassen sollen. Oder hast du Angst, er könnte dich zu seiner Perversion verführen? Du bist schon halbwegs soweit, nicht wahr?“
    Er sah, wie sich der Rücken des Sime dabei straffte, und baute seinen Vorteil aus. „Ich kann es an deinen Seitlichen sehen. Deine Drüsen reagieren überhaupt nicht auf Aisha, oder?“
    Er ging einen Schritt weiter auf das Mädchen zu, das mit geweiteten Augen, aber bewegungslos dasaß. „Halt den Mund, Gen, sonst lasse ich die Wachen mit einem Knebel zurückkommen – einem übel schmeckenden Knebel.“
    „Warum? Kannst du es dir selbst nicht zutrauen, mich zu berühren? Ein Gefährte schenkt einen noch besseren Transfer als ein Kanal – wie du sicherlich schon herausgefunden hast. Willst du nicht lieber mein Talent für diese neue, exotische Perversion ausprobieren?“
    Die Seitlichen des Simes zuckten aus seinen Unterarmen hervor und bebten ekstatisch in dem dualen Selyn-Feld zwischen den beiden Gens. Valleroy wußte, daß sein Feld stärker war, da seine einzelne erzwungene Spende seine Selyn-Produktion auf eine höhere Stufe als normal gebracht hatte … bis nahe an die Gefährten-Stufe heran. Valleroy lächelte. „Das ist es, nicht wahr? Du hast einmal einen Gefährten angegriffen, und es hat dir so sehr gefallen, daß du deinen Geschmack am Töten verloren hast. Nun, wenn das nicht pervers ist, dann weiß ich nicht mehr, was das überhaupt ist.“
    Andle machte zwei weitere Schritte auf Aisha zu. „Sei still, oder ich lasse dich entfernen!“
    Valleroy schätzte den Abstand zwischen dem Paar ab und feuerte eine wilde Vermutung ab. „Ein echter Sime, der eine Tötung verüben will, wäre in dieser Phase nicht mehr in der Lage, mit mir zu sprechen. Aber ich bin es, den du willst, nicht sie. Wenn nicht, warum hast du mich dann so anziehen lassen?“
    Andle ging noch einen Schritt weiter auf das Mädchen zu, aber als er sprach, war seine Stimme viel schwächer. „Sei still!“
    „Andle, komm zu mir herüber.“ Valleroy übernahm unbewußt Klyds lockende Art zu sprechen, diese schrecklich wirksame Art, die der Kanal bei Hrel und den anderen angewandt hatte. „Andle. Ich werde dir dienen. Freiwillig. Nicht wie der andere Gefährte, dem du dich hast aufzwingen müssen. Wir kennen die Freuden des Sime so gut wie dessen Qualen. Ich werde deiner Not dienen, wenn du Aisha Klyd dienen läßt.“
    Der Sime stand starr, beherrscht von dem Instinkt, den kein Sime überwinden konnte. In diesem Augenblick war Andle unfähig, die Logik hinter dieser Feststellung zu prüfen. Valleroy erlebte beim Zögern des Sime einen Sekundenbruchteil des Triumphes. Dieses Zögern bedeutete, daß er recht hatte. Er wechselte ins Englische: „Aisha, er
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