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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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Auftrag
 
     
    Hugh Valleroy schritt ungeachtet des schlammigen Wassers, das er auf die Stiefel des Bezirksdirektors der Bundespolizei spritzte, hin und her.
    Der Direktor, Stacy Hawkins, kauerte unter einem dürftigen Felsvorsprung und beobachtete, wie sein bester Außendienst-Detektiv still die Beherrschung über sich verlor. Die beiden Männer hatten länger als eine halbe Stunde im Regen der eisigen Oktobernacht gewartet. Hawkins war sich sehr bewußt, daß New Washington seinen Kopf fordern würde, wenn diese Mission keinen Erfolg hatte. Dieser Erfolg hing von Hugh Valleroys unerschütterlichem Mut ab.
    Jenseits des fernen Flußufers wieherte ein Pferd. Die flutenden Wasser zerrten wild an der winzigen Insel, auf der sie warteten. Ein anderes Pferd erhob einen antwortenden Ruf. Valleroy hielt auf der Stelle an, sein Kopf ruckte zu dem Laut herum … zur Flußseite hin, wo das Sime-Territorium begann.
    „Keine Sorge“, sagte Hawkins. „Der einzige Weg auf diese Insel führt durch den Alten Tunnel. Nur Klyd kennt den Eingang auf ihrer Seite.“
    Valleroy nahm sein hin und her Gehen wieder auf. Heute nacht würde er den anderen Zweig dieses Tunnels betreten … auf Sime-Territorium … um nach Aisha zu suchen. Nein, berichtigte er den Gedanken – um sie zu finden.
    „Hugh, hören Sie bitte mit diesem höllischen Herumplanschen auf!“
    Valleroy brachte seine Stiefel zusammen und stand still. „Jawohl, Sir.“
    Dreißig Sekunden des Anstarrens von Valleroys hagerer Gestalt, im Gleichgewicht gehalten, als würde er sich um Erleichterung bemühen, ließen Hawkins fauchen: „Oh, machen Sie weiter, wenn Sie sich dadurch besser fühlen. Aber spritzen Sie mich nicht an!“
    Valleroy patschte ruhelos auf der kleinen Lichtung umher und reckte den Hals, als könnte er das Mitternachtsdunkel mit seinen Blicken durchdringen und den nahenden Sime ausmachen. „Stacy, er kommt nicht.“
    „Er wird kommen. Er ist zuverlässig wie der Sonnenaufgang.“
    „Er müßte verrückt sein, um bei einem solchen Wetter herauszukommen.“
    „Das Wetter macht Simes nichts aus. Gerade Sie sollten das wissen.“
    Valleroy fuhr seinen Chef an, die Stimme gefährlich leise. „Was meinen Sie mit dieser Stichelei?“
    „Stecken Sie’s weg, Mr. Valleroy. Mit mir reden Sie nicht in diesem Ton.“
    Valleroy riß sich zusammen. Hawkins war schon seit Jahren sein Freund. Aber der Mann war noch immer sein Vorgesetzter, und er, Valleroy, nur ein freier Detektiv im Außendienst. „Sir. Würde es Ihnen etwas ausmachen, Ihre Bemerkung klarzustellen?“
    Da Hawkins merkte, daß Valleroy unter einer unmenschlichen Anspannung stand, sprach er sanft. „Ich habe nur auf die Tatsache angespielt, daß Sie immer unser bester Vernehmungsbeamter waren, solange Sie für uns arbeiten. Man kann eine Sprache nicht kennen, ohne die Leute zu kennen, die sie verwenden.“
    Valleroy fand seinen plötzlichen Zorn zerstreut. Hawkins hatte es vermieden zu erwähnen, als hätte er nicht einmal daran gedacht, wie ihn alle anderen des Postens nannten – Sime-Freund. Die Stimme kaum mehr als ein heiseres Flüstern, sagte Valleroy: „Danke.“
    „Bedanken Sie sich nicht bei mir. Wen sonst könnte man losschicken? Aber denken Sie bloß daran, was mein Posten ohne Sie sein wird.“
    „Ich werde zurückkommen. Und mit Aisha.“
    „Das weiß ich. Aber so oder so – ich verliere. Sie haben doch nicht vor, dieses Belohnungsgeld zu nehmen und zurückzukommen, um für Ihren Lebensunterhalt zu arbeiten, oder?“
    Valleroy antwortete nicht. Ein volles Ruhegehalt und zwölf Morgen Land waren eine ziemlich große Belohnung … es war alles, was er sich je zu haben erträumt hatte. Und jetzt würde er es bekommen, solange er noch jung genug war, um es genießen zu können. Es spielte eigentlich keine Rolle, wenn er nicht zurückkehrte … denn wenn es keinen Erfolg hatte, wenn er nicht zurückkehrte … denn wenn er keinen Erfolg hatte, würde er die Belohnung nicht wollen. Es gab keinen Grund zu leben … ohne Aisha.
    „Sehen Sie“, sagte Hawkins, „ich weiß, wie Ihnen zumute sein muß. Aber die Simes sind nur menschliche Mutanten. Wenn Sie ihre Arme nicht ansehen, können Sie den Unterschied nicht einmal bemerken, habe ich recht?“
    Abwesend beantwortete Valleroy die rhetorische Frage: „Nein.“
    „Wenn die Simes nicht diesen Instinkt hätten, der sie zum Töten zwingt, würde es überhaupt keinen Grund geben, sie zu fürchten, nicht wahr?“
    „Natürlich
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