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Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition)

Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition)

Titel: Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition)
Autoren: Simone Elkeles
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1
    Im Konversionsunterricht hat Rabbi Glassman mich gelehrt, dass jedes Wort der Thora aus gutem Grund dort steht. Keines ist überflüssig.
    Da musste ich an all die überflüssigen Wörter denken, die ich schon von mir gegeben habe.
    Ich bin Amy Nelson-Barak. Meine Mom ist eine Nelson und mein Dad ein Barak. Und nein, sie waren nie verheiratet. Früher fand ich es schrecklich, ein uneheliches Kind zu sein, aber letzten Sommer, als mein israelischer Dad mich in seine Heimat mitgenommen hat, habe ich irgendwie meinen Frieden damit gemacht.
    Mom hat vor ein paar Monaten Marc »mit c« geheiratet. Er ist vermutlich ganz okay, wenn man auf den super-konservativen Typ Mann steht. Nach der Hochzeit sind sie raus in die Vororte gezogen, als würde die Ehe es irgendwie automatisch mit sich bringen, dass man erst ins Auto steigen muss, um zum nächsten Starbucks zu kommen.
    Ich wohne bei meinem Vater in der Stadt. Ich nenne ihn Aba – das bedeutet auf Hebräisch Dad. Er hat eine ziemlich coole Eigentumswohnung in einem Hochhaus von Chicago im vierzigsten Stock. Bis vor ein paar Monaten hat er in meinem Leben mehr oder minder keine Rolle gespielt. Um es kurz zu machen: Letzten Sommer haben mein Dad und ich uns besser kennengelernt und unsere Probleme in den Griff gekriegt. Er arbeitet sich in die Rolle des Vaters einer Siebzehnjährigen ein, und ich arbeite mich in die Materie ein, mit dem väterlichen Beschützersyndrom zurechtzukommen. Damit ich nicht die Schule wechseln muss, habe ich beschlossen, bei ihm zu wohnen, bis ich mit der Highschool fertig bin. Das Beste an seinem Apartment ist, dass es direkt daneben einen Coffeeshop namens Perk Me Up! gibt, was so viel wie Mach mich munter! bedeutet. Er ist wie ein Starbucks, nur dass der Kaffee besser schmeckt.
    Na ja, eigentlich trinke ich gar keinen Kaffee. Ich bin im Dezember gerade erst siebzehn geworden und kann mich nicht gerade als Kaffeekenner bezeichnen. Aber darum geht es nicht. Ich bin ein Stadtmensch. Und ein Coffeeshop, nur ein paar Schritte von der Haustür entfernt, symbolisiert für mich Großstadtleben.
    Gerade sitze ich an diesem frostigen Januartag im Perk Me Up! und mache meine Algebra-Hausaufgaben. Obwohl die Winterferien schon seit einer Woche vorbei sind, kämpfe ich noch immer damit, in der Schule wieder richtig in Gang zu kommen. Ich könnte rauf in die Wohnung gehen und meine Hausaufgaben dort in Ruhe erledigen, aber bei meinem Dad wird es heute Abend spät werden und da hänge ich lieber hier rum. Außerdem ist Marla, die Inhaberin des Perk Me Up! , total cool. Sie macht mir immer einen extrahohen Berg Schlagsahne auf meine heiße Schokolade.
    Wusstet ihr, dass Schlagsahne nur ganz wenig oder gar keine Kohlenhydrate hat? Echt. Man könnte sich eine ganze Dose auf einmal in den Mund sprühen und hätte noch immer weniger Kohlenhydrate intus als bei einem nährstoffreichen Apfel. Es geht nichts über eine Extraportion Schlagsahne – außer vielleicht eine pikante Thunfisch-Roll aus meinem absoluten Lieblings-Sushi-Restaurant Hanabi. Okay, ich gebe ja zu, dass mit Reis ummantelte Sushi-Rolls nicht gerade ideal sind, wenn man sich kohlenhydratarm ernähren will. Aber Sushi ist nun mal meine Sucht und da drücke ich in puncto Kohlenhydratgehalt ein Auge zu.
    »Na, macht dein Dad wieder Überstunden?«, fragt Marla, während sie den Tisch neben mir abwischt.
    Ich klappe mein Algebra-Buch zu. »Japp. Er meint wahrscheinlich, dass die Welt zusammenbricht, wenn er mal einen Tag fehlen würde.«
    »Er ist eben mit vollem Engagement dabei«, sagt Marla und hebt eine Zeitung auf, die jemand auf dem Tisch liegen gelassen hat. »Das ist bewundernswert.«
    »Ja, kann sein.«
    Neue Kundschaft kommt zur Tür herein. Marla geht wieder an ihren Platz hinter der Kasse und lässt die Zeitung auf meinem Tisch zurück. Ich sehe, dass die Seite mit den Kontaktanzeigen aufgeschlagen ist. Männer, die nach einer Frau suchen. Frauen, die nach einem Mann suchen.
    Meine Nerven, wie verzweifelt kann man eigentlich sein? Ich meine, wer muss tatsächlich eine Anzeige aufgeben, damit er mal ein Date hat?
    »Was machst du da?«, fragt eine vertraute Stimme.
    Ich blicke auf. Vor mir steht Jessica, meine beste Freundin. Sie hat dunkle Haare und dunkle Augen wie ihre Eltern. Und wie ihre Geschwister. Und ihre Cousins und Cousinen. Sie sehen alle wie dunkelhaarige, dunkeläugige Klone aus. Jede Wette, dass es in ihrem ganzen jüdischen Stammbaum kein einziges rezessives Gen
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