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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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dem Schwert ausholen konnte, warf Max sich ihm entgegen und stieß ihn zu Boden. Ein wildes Gerangel entstand.
    Inzwischen war Elsa bei Keanu angekommen und schützte ihn mit ihren Armen. Als Max von einem Faustschlag getroffen zur Seite fiel, riss Keanu sich los, und bevor Elsa etwas dagegen tun konnte, stürzte er sich auf Hitoshi.
    Der schwer atmende Japaner war einige Sekunden lang mit Keanu beschäftigt, der sich von hinten wie ein Affe an ihm festklammerte. Das machte Max sich zunutze. Er schlug Hitoshi nieder, entwand ihm das Schwert – und stieß zu.

E in schwerer Gang
    Zwei Wochen später stand Elsa wieder einmal am Quai von Simpson Harbour, um Matupi zu verlassen. Von diesem Ort war sie nach Deutschland abgefahren, das inzwischen, etwas mehr als zehn Jahre später, in Trümmern lag, dort hatte sie sich vor sechs Jahren zur Entziehungskur nach Indien eingeschifft, um ihr Leben neu zu ordnen und die Folgen eines schweren Fehlers zu korrigieren. Gewissermaßen war es nun wieder so, auch wenn der Gang diesmal nicht freiwillig war.
    Lucas und Lucille standen am Quai und sahen sie versöhnlich und voller Mitleid an. Iolana, Mele und sogar Paulette weinten, während Gung und die Maori versteinert zusahen, wie sie näher kam, um sich zu verabschieden. Ein paar weitere Leute waren gekommen, um dem Schauspiel beizuwohnen, wie Elsa und einige weitere Frauen, von Militärpolizisten eskortiert, für unbestimmte Zeit in ein Straflager für Kollaborateurinnen irgendwo in Australien verschifft wurden. Die heilige Myrtle, ebenso verbittert wie voller Genugtuung, begleitete den Akt mit Schmährufen.
    Langsam ging Elsa für einen letzten Gruß auf die Familie zu. Sie trug ein elegantes Kopftuch, das sie nun vom Haupt zog, und darunter kam nackte, glattrasierte Haut zum Vorschein. Keiner hatte sie dazu gezwungen, sich die Haare scheren zu lassen. Elsa hatte gelesen, dass man in Frankreich die Kollaborateurinnen, die sich mit deutschen Soldaten eingelassen hatten, derart vorführte und demütigte, aber die Australier hatten diese Praxis nicht übernommen. Trotzdem hatte Elsa sich für diese Maßnahme entschieden, die sich gegen sie selbst richtete.
    Die Familie war ebenso schockiert wie die neugierigen Zuschauer, ein Raunen ging durch die Reihen. Sogar Lucille und Lucas schluckten, als sie die Frau, deren Verrat sie einst missbilligt hatten, so bloßgestellt und selbstverstümmelt sahen. Mele weinte noch bitterlicher, und die Diener senkten den Blick.
    Â» Lebt wohl « , sagte Elsa.
    Sie wusste nicht, wann sie zurückkehren würde. Ihr gesamter Besitz war wegen der Kollaboration beschlagnahmt worden, darunter auch das Haus der blauen Schmetterlinge, das sie so liebte. Nur das » Café Pacifico « , das schon seit Jahren Iolana gehörte, war ihnen geblieben.
    Als Paulette etwas zu erwidern versuchte, gebot Elsa ihr Einhalt: » Nein, sag nichts. Ihr werdet immer in meinem Herzen leben, und ich weiß, dass ich trotz allem in euren leben werde … auf irgendeine Weise. «
    Elsa kam auf ihrem Weg auch an Myrtle Malone vorbei. » Nun haben Sie doch noch gewonnen « , sagte sie leise. » Ich bin tief gefallen, so wie Sie es sich immer gewünscht haben. Die Ironie dabei ist, dass ich das ganz allein geschafft habe, ohne Ihr Zutun. All die vielen Kämpfe waren umsonst. Kommt es Ihnen nicht auch so vor, als wäre es hundert Jahre her, dass wir gestritten haben? Mein Gott, was ist seither nicht alles geschehen! Wir haben beide schreckliche Verluste erlitten, und ich wünschte … «
    Â» Zur Hölle mit Ihnen. «
    Myrtles Spucke traf Elsa mitten ins Gesicht.
    An der Rampe, die auf das Schiff führte, standen Max und Keanu.
    Â» Du passt auf ihn auf, ja? « , bat sie Max.
    Â» Verlass dich drauf. «
    Â» Und du, mein Großer, machst Max diese Aufgabe nicht unnötig schwer. «
    Keanu warf sich in Elsas Arme, und sie hielt ihren Sohn so fest, wie sie nur konnte. Sie wurde von ihren Gefühlen übermannt, allen Vorsätzen zum Trotz, Haltung zu zeigen.
    Â» Es tut mir leid, Keanu, schrecklich leid. «
    Â» Nein, Mama, sag das nicht. Du bist die beste Mama. Ich hab dich lieb. «
    Â» Ich dich auch. Vergiss nie, wie sehr. «
    Ein Militärpolizist zog sie von ihrem Sohn fort. Für eine richtige Verabschiedung von Max blieb damit keine Zeit, aber er unternahm auch keinen Versuch, sie in die Arme zu schließen.
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