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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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den Klassikern bis zu Arthur Conan Doyles Detektivgeschichten – und nebenbei lernte sie auch noch mehrere europäische Sprachen. Mit achtzehn kamen die Liebesromane von Hedwig Courths-Mahler dazu. Der » rettende Prinz « , auf dessen Erscheinen man sich in diesen Büchern verlassen konnte, hatte es Elsa angetan. Sie fieberte umso stärker mit den Protagonistinnen, je mehr sie selbst auf den Prinzen wartete, der sie erlöste.
    Ein paar Arme umschlossen Elsas Taille von hinten.
    Â» Hier sind Sie also, Frau Matthes « , flüsterte Henning ihr ins Ohr. » Ich dachte schon, du wärst mir weggelaufen. «
    Sie lehnte ihre Wange gegen seine. » Da wäre ich schön dumm. Ich hörte, wie dich manche hier als den schönsten Junggesellen der Südsee bezeichnet haben. «
    Â» Der heute die schönste Jungfrau der Südsee geheiratet hat. Habe ich dir schon gesagt, dass du in diesem Hochzeitskleid umwerfend aussiehst? «
    Â» Dreimal. «
    Sie trug eine Kreation aus weißer Pariser Chiffonseide mit einem Brokatschleier, ihr erstes europäisches Kleid. In Samoa hatte sie traditionelle Kleidung tragen müssen – nicht etwa Baströckchen, die gehörten der Folklore an, sondern luftige, leichte, knielange Gewänder in bunten Farben. Viele Jahre lang hatte Elsa sich gewünscht, einmal wie eine Weiße angezogen zu sein. Daher war ihre Wahl auf ein besonders festliches, ja, pompöses Hochzeitskleid gefallen. Als sie es zum ersten Mal anprobiert hatte, war ihr der Schreck wie ein Stromstoß durch die Glieder gefahren. Das Kleid war wunderschön, und genau deswegen, so fand sie, passte es nicht zu ihr.
    Immer wenn Henning sie lobte und bewunderte, war ihr danach, sich umzudrehen, um sich zu vergewissern, dass da keine andere Frau stand. Elsa hatte keine hohe Meinung von ihrem Aussehen. Hatte ein Junge oder Mann sie angestarrt, so hatte sie das immer auf ihre Andersartigkeit zurückgeführt, denn sie war einen halben Kopf größer als ihre zahlreichen Kusinen. Diese hatten, im Gegensatz zu ihr, große Brüste und kleine Stupsnasen und entsprachen somit dem gängigen Schönheitsideal Ozeaniens. Auch war Elsas Haut heller als die typisch samoanische, nämlich karamellfarben, und ihre schwarzen Haare fielen nicht so schön weich, weshalb sie sie stets hochsteckte und nie, wie die Sitte es vorsah, lang und offen trug. Somit war Elsa auch in dieser Hinsicht eine Außenseiterin.
    Henning war der Erste, der sie als » schön « bezeichnet hatte. Er war der Sohn eines Reeders und designierter Erbe eines Handelshauses, das Kontakte in die Südsee zu knüpfen versuchte. Sie waren sich zufällig in der Residenz über den Weg gelaufen, und er war Elsa zu ihrer Lieblingsbucht gefolgt. Sie fragte ihn über Deutschland aus. Er erzählte ihr alles, was sie wissen wollte, und staunte, wie viel sie bereits wusste. Jeden Tag, pünktlich um drei Uhr nachmittags, war er von da an zur Bucht gekommen. Mit seinen achtundzwanzig Jahren war er noch jung, er sah gut aus, war freundlich, zärtlich und liebevoll, kam von weit her … Nicht von irgendwo, sondern aus Bremen, der Heimat von Elsas Vater, den sie als kleines Kind verloren hatte. Der Heimat, die sie noch nie, außer auf Fotos, zu Gesicht bekommen hatte.
    Die Stunden mit Henning in der Bucht waren die schönsten, die Elsa je erlebt hatte. Sie gierte nach seinen Komplimenten, putzte sich heraus, so gut sie konnte, vergaß sogar die Bücher und dachte die ganze Zeit über nur an ihn. Als er ihr drei Tage vor seiner Abreise einen Heiratsantrag machte, war es für Elsa, als überreiche er ihr die Schlüssel für den Käfig, in dem sie seit ihrer Kindheit festsaß. Es war, als hebe er sie auf seinen Schimmel und ritte mit ihr direkt ins Paradies.
    Â» Was hat es eigentlich mit dem kleinen Etui auf sich, das du mir vorhin gegeben hast, meine Prinzessin? «
    Sie lächelte. » Du bist verwundert, nicht wahr? «
    Â» Na ja, ich habe eine Muskatnuss darin gefunden. «
    Ihr war das alles ein wenig peinlich, und sie war froh, dass Henning immer noch hinter ihr stand und sie ihm daher nicht in die Augen sehen musste. » Nenne mich meinetwegen eine alberne Gans, aber … Ich habe in einem Buch von Hedwig Courths-Mahler gelesen, dass … «
    Â» Du meinst diese Kitschromanautorin? «
    Â» Genau die. In einem ihrer Romane überreicht eine sterbende
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