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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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als Beteiligte verbracht hatte.
    Als sie sich umwandte, war Titus Warwick fort, und den Platz, auf dem er gestanden hatte, hatte Myrtle Maloy eingenommen. Das mit Mondlicht gemischte Dunkel zeichnete schnittartige Konturen auf ihr glattes Gesicht.
    Â» Sie haben ihn weggeschickt, Mrs. Matthes? Das war eine gute Tat. Dieser Unhold passt nicht auf ein Fest, das einen göttlichen Bund feiert. Ich bin sehr stolz auf Sie. «
    Aus irgendeinem Grund, den Elsa nicht näher erforschen wollte, machte Myrtle Maloys Stolz sie traurig.
    Etwas später waren alle weiblichen Gäste gegangen, ebenso die älteren Herren, die zu Bismarcks und Queen Victorias besten Zeiten geboren worden waren und daher viel Wert auf Form legten. Übrig geblieben waren Hennings Freunde, Söhne von Beruf, Partylöwen aus Passion, Junggesellen im Geiste. Sie saßen mit aufgebundenen Schlipsen und geöffneten Kragen um einen runden Spieltisch, und jedes Mal, wenn sie eine Karte ausgespielt hatten, tranken sie einen Schnaps oder zündeten sich eine Zigarette an. Iolana versorgte sie mit neuen Flaschen und Zigarillos, wofür sich die Herren mit zärtlichen Berührungen bedankten, die Iolana kommentarlos hinnahm.
    Henning ließ sich von seinen Freunden verführen. Nach jedem Spiel sagte er: » Jetzt muss ich aber los, Jungs. Ihr wisst schon, Hochzeitsnacht, die Pflicht ruft. « Es wurde gelacht, jemand sagte etwas, teilte die Karten aus, und eine neue Runde begann: » Na gut, letztes Spielchen. «
    Um Mitternacht ging Henning das Bargeld aus, und er unterschrieb einen Schuldschein.
    Elsa trat zu ihm. Sie rang sich ein zärtliches Lächeln ab, legte ihm von hinten die Hände auf die Schultern und sagte: » Kommst du, Henning? «
    Er liebkoste ihre Hände, und eine Sekunde lang fühlte Elsa sich belebt, optimistisch, voller Dankbarkeit. » Gleich, Prinzessin « , sagte er. Kurz darauf unterschrieb er den zweiten Schuldschein.
    Sie überlegte, ein wenig fordernder zu werden, denn spielen konnte Henning jeden Abend, wohingegen eine Hochzeitsnacht etwas Einmaliges war. Doch sie traute sich nicht. Zu fordern, zu widersprechen und zu maßregeln wollte gelernt sein, und wann hatte sie je Gelegenheit dazu gehabt? Man hatte stets von ihr verlangt, man hatte sie zurechtgewiesen. Sie wusste noch nicht einmal, welche Worte sie wählen sollte, geschweige denn dass sie den Mut aufgebracht hätte.
    Sie unternahm einen weiteren, sehr sanften Versuch: » Ich bin sooo müde. «
    Â» Nur noch ein Spiel. «
    Kurz darauf ging Elsa in den Festsaal zurück, die Luft im Spielzimmer war ihr zu stickig. Dort saß sie allein, unterhalten nur von einem unermüdlichen Grammophon, auf dem sich Walzerplatten drehten, die zwar die Stille, nicht aber das Alleinsein vertrieben. Ihre ganze Sehnsucht galt dem Bett und Hennings Körper. Die Geigen von Johann Strauß sangen sie schließlich in den Schlaf. Quer über drei Stühle lag sie da, mit ihrem Hochzeitskleid als einziger Bedeckung, und träumte von irgendetwas Schönem, das sie jedoch unmittelbar nach dem Erwachen vergaß.
    Sie hörte laute Rufe, irgendein Durcheinander, und eilte ins Nebenzimmer. Hinter dem Tisch lag Henning auf dem Boden, bewusstlos, umringt von seinen angetrunkenen Freunden. Der nüchternste von ihnen kippte ihm Wasser ins Gesicht, Glas auf Glas. Die anderen wirkten hilflos und gaben mit ihren wankenden Körpern, glasigen Blicken und zitternden Zigarillos in den Mundwinkeln eine schlechte Figur ab. Einer zählte sogar sein Geld.
    Â» Holen Sie einen Arzt, schnell! « , rief Elsa.
    Â» Der Hotelboy ist schon zum Doktor unterwegs « , sagte Iolana, die ein wenig abseits stand.
    Elsa beugte sich über ihren Mann. Sein Atem war flach, aber beständig. Sie streichelte Hennings Stirn, küsste sie … Mehr wusste auch sie nicht zu tun, außer ihn vor der Unfähigkeit seiner Freunde zu beschützen.
    Â» Hören Sie auf, ihm Wasser ins Gesicht zu schütten. Sie werden ihn noch ertränken. «
    Â» Henning kann was ab, er braucht keinen Arzt « , lallte der Angesprochene mit jener Art von Stimme, die vergeblich versucht, nicht zu lallen.
    Â» Das entscheide immer noch ich. «
    Â» Wie Sie meinen, Gnädigste. «
    Hennings Freunde tröpfelten einer nach dem anderen hinaus. Nun waren nur noch Elsa, ihr bewusstloser Gatte und Iolana im Raum. Die Luft war schwer vom Schnapsgeruch, und die
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